Neue Energiekonzepte für USVs

Brennstoff statt Batterie

4. September 2005, 23:16 Uhr | Stefan Mutschler

Brennstoffzellen wurden bereits vor mehr als 150 Jahren erfunden. Für den kommerziellen Einsatz in IT- und Telekommunikationsanlagen sind sie allerdings erst seit gut zehn Jahren ernsthaft im Gespräch. Inzwischen stehen entsprechende Technologien kurz vor der Markt-reife und locken mit Vorteilen wie einer stundenlangen Überbrückungszeit, weitgehender Verschleißfreiheit, Temperaturunempfindlichkeit, langer Lebensdauer, Umweltneutralität und vielem mehr.

Warum sein Köpfchen anstrengen, wenn man doch so billig Öl und Kohle verbrennen kann? Das
scheint die Devise in der technologischen Entwicklung der durch Wasserstoff gespeisten
Brennstoffzellen gewesen zu sein: Mehr als hundert Jahre fand sie nämlich schlicht nicht statt.
Erst ab den 50ern ging die Entwicklung weiter, getrieben durch Anforderungen in Militär und
Raumfahrt. Außerhalb dieser von wirtschaftlichen Zwängen weitgehend entkoppelten Umgebungen kam die
Brennstoffzelle sogar erst ab den 90ern in Fahrt. Angesichts der nun keineswegs überraschenden
Knappheit fossiler Brennstoffe und der damit verbundenen Energiekosten ist schwer nachvollziehbar,
wie es zu einer solch fatalen Vernachlässigung zukunftsorientierter Technologien kommen konnte.
Ähnliches wiederholte sich sogar noch einmal in jüngerer Vergangenheit – auch der Wasserstoffmotor "
ruhte" mehrere Dekaden. Brennstoffzellen werden jetzt an mehreren Fronten entwickelt – mit
spezifischen Technologien für den Einsatz in der Fahrzeugtechnik, für stationäre Anwendungen
(Notstromversorgungen in IT, Telekommunikation und Sicherheitstechnik) und für portable
Einsatzzwecke (Laptops, Handys etc.). In der stationären Welt dominieren Niedrigtemperatursysteme
auf Basis einer Polymer Elektrolyt Membran (PEM) als Kern der Brennstoffzelle. Die Energie entsteht
durch elektrochemische Vorgänge, die durch Zufuhr von Kohlenwasserstoff und Luft in Gang gesetzt
werden. Als "Emission" fallen Wasser und Sauerstoff an. Ummantelt von Regel- und
Steuerungselektronik, lassen sich komplette Systeme heute als 19-Zoll-Einschübe in entsprechende
Schränke montieren.

Auch wenn derzeit noch kein Anbieter aus dem IT-Sektor groß in die Vermarktung eingestiegen ist,
sind doch die ersten "Vorboten" nun klar erkennbar. So laufen etwa bei Herstellern wie APC und
Rittal Feldtests und Pilotinstallationen mit entsprechend ausgerüsteten USV- beziehungsweise
Schranksystemen. APC integriert die Brennstoffzellen seines Technologiepartners Hydrogenics in
seine "Infrastruxure"-Lösung – derzeit allerdings noch ohne Anbindung an den APC Infrastruxure
Manager. Künftig soll jedoch das APC-Managementmodul auch die Wasserstoffkomponente mit verwalten.
Rittal kooperiert mit Idatech als Technologiepartner für Brennstoffzellen.

P-21 hat sich als deutsches Unternehmen, das sich auf Brennstoffzellen spezialisiert hat, noch
mit keinem USV- oder Schrankhersteller verbündet. Die Philosophie hier lautet: mit allen reden und
keine exklusiven Bündnisse eingehen. Dabei adressiert P-21 keineswegs nur den deutschen, sondern
wie die Konkurrenz auch, den internationalen Markt. Im Bereich der stationären Brennstoffzellen für
IT und Telekommunikation hat das Unternehmen die Nase derzeit vorn – zumindest gibt es hier bereits
tatsächlich fertige Produkte zu kaufen.

Bleibt zu hoffen, dass die Brennstoffzellen beziehungsweise die daran beteiligten Unternehmen
endlich durchstarten und nicht wie beispielsweise das amerikanische Unternehmen Metallic Power
trotz innovativer Produkte als Rohrkrepierer enden.


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