IP-Sicherheitstechnik in der Gebäudeautomation

Brücke zwischen KNX-Bus und IP-Welt

30. Juni 2016, 6:00 Uhr | Jochen Sauer, Business Development Manager bei Axis Communications, www.axis.com/de, Detlef Boss, Geschäftsführer von Ise Individuelle Software-Entwicklung, www.ise.de./pf

Gleichgültig ob Bürogebäude, Lagerhalle oder Einfamilienhaus: Die Anforderungen an das Gebäude-Management steigen. Beleuchtung, Klimatisierung und Zutrittskontrolle sollten am besten unkompliziert und komfortabel auch per Fernzugriff steuerbar sein. Dies ist nur mittels einer intelligenten und vernetzten Steuerung möglich. Die Grundlage dazu liefert der internationale Standard KNX. Er garantiert Vernetzbarkeit und Interoperabilität.

KNX ist der weltweit einzige offene Standard für die Steuerung von Zweck- und Wohngebäuden. Dabei ist KNX sowohl als internationaler Standard (ISO/IEC 14543-3), als europäischer Standard (Cenelec EN 50491 und CEN EN 13321-1) sowie als chinesischer Standard (GB/T 20965) anerkannt. Ziel dieses Standards für Haus- und Gebäudetechnik ist es, die Automatisierung aller Anwendungen für Wohn- und Zweckgebäude weltweit zu ermöglichen. Die treibende Kraft dahinter ist die KNX Association (www.knx.de), eine Gruppe führender Unternehmen aus der Branche. KNX stellt ein offenes, stufenweise erweiterbares und konsequent nutzerorientiertes System dar. Seine Bedeutung wächst gerade im europäischen Raum immer mehr und erleichtert die Gebäudesteuerung erheblich. Für die Kommunikation der verschiedenen Elemente wie Klimatisierung, Beleuchtung, Zutrittskontrolle oder Videoüberwachung müssen Komponenten eine gemeinsame Sprache sprechen. Kurz gesagt: Eine übergreifende Vernetzung macht ein System wie KNX erforderlich, das unabhängig vom Hersteller und von der Anwendung arbeitet.
 
Gebäudetechnik zentral steuern
Über das KNX-Übertragungsmedium sind alle Geräte verbunden und tauschen Informationen aus. Busgeräte können entweder Sensoren oder Aktoren sein, die für die Steuerung der Gebäudeautomation nötig sind. KNX steuert gewerkeübergreifend Licht, Heizung, Jalousien, Belüftung, aber auch Medien- und Sicherheitstechnik. All diese Funktionen lassen sich über ein KNX-System zentral oder dezentral steuern, überwachen und durch Alarme sichern, ohne dass zusätzliche Steuerzentralen erforderlich sind. Dadurch entsteht ein System, das wirtschaftlich arbeitet und den individuellen Bedürfnissen der Menschen entgegenkommt.
Die Voraussetzung für eine intelligente Vernetzung via KNX ist ein Kabel, das in der Regel schon beim Gebäudeneubau zusammen mit der Stromversorgung verlegt wird. Alternativen zur drahtgebundenen (Zweidrahtleitung) Übertragung der Informationen im KNX-Bussystem stellen die Übertragung per Funk, über das 230-V-Stromnetz sowie über Ethernet/IP dar. Die Funkübertragung eignet sich vor allem für die Nachrüstung in bestehenden Bauten. Die Intelligenz selbst steckt in den Tastsensoren, Aktoren oder Steuerzentralen. Diese Geräte ersetzen die herkömmlichen Schalter und versenden Steuerbefehle an Leuchten, Jalousien, an die Musikanlage und andere KNX-fähige Geräte.
 
Vorteile von KNX
Überall, wo KNX im Einsatz ist, verschafft es Architekten, Planern und Installationsunternehmen sowie auch Gebäudebesitzern und -nutzern zahlreiche Vorteile:
Reduzierung der Betriebskosten: Funktionen wie Beleuchtung und Heizung lassen sich durch Zeitprofile oder Präsenzmelder steuern. Die Beleuchtung ist zudem so regelbar, dass sie sich der Intensität des Tageslichts automatisch anpasst.
Zeitersparnis: Die Verbindung aller vernetzten Geräte mit einem einzigen Bus spart erheblich Planungs- und Installationszeit. Eine einzige hersteller- und anwendungsunabhängige Engineering-Tool-Software (ETS) ermöglicht die Planung, die Installation und die Konfiguration aller KNX-zertifizierten Geräte und Systeme. Da das Werkzeug herstellerunabhängig ist, kann der Systemintegrator Produkte unterschiedlicher Hersteller und mit verschiedenen Kommunikationsmedien (Zweidrahtleitung, Funk, 230V-Netz oder IP/Ethernet) in einem System kombinieren.
Flexibilität und Anpassungsfähigkeit an zukünftige Entwicklungen: Eine KNX-Installation kann der Nutzer leicht an neue Anwendungen anpassen, und sie ist problemlos erweiterbar. Neue Komponenten lassen sich einfach an eine bestehende Businstallation anschließen.
 
KNX kombiniert mit IP-Sicherheitstechnik
Für die Bedeutung und Verbreitung des KNX-Standards spricht auch, dass immer mehr Branchen und einzelne Hersteller auf KNX setzen. Neue Entwicklungen gab es dabei im Bereich IP-Sicherheitstechnik. So lassen sich jetzt beispielsweise Netzwerkkameras dank der "Ise Smart App KNX Axis" mit der KNX-Software ergänzen. Dies ermöglicht eine bidirektionale Kommunikation und vernetzt die Gebäudesteuerung mit dem Bereich Sicherheit. Die Vorgehensweise: Die App kommuniziert mit den Sicherheitsprodukten - etwa einer Netzwerk-Sicherheitskamera - in beide Richtungen, also von KNX zur Kamera und umgekehrt. So lassen sich zweiseitig Ereignisse auslösen.
Wenn beispielsweise ein Besucher den Klingelknopf der IP-Türsprechstation drückt, löst dies eine Lichtszene über den KNX-Bus aus. Oder die KNX-Bewegungsmelder, die normalerweise für das Schalten einer Lichtszene verantwortlich sind, starten nun bei Bewegung auch die Videoaufnahme in der Kamera. Ein typischer Anwendungsfall dafür ist das unerlaubte Betreten eines Bereichs. Der Vorteil einer solchen Lösung ist dabei unter anderem, dass für das Videomaterial eine ausreichende Beleuchtung gegeben ist und sich Fehlaufzeichnungen minimieren lassen.
Die App verbindet nicht nur die Kamera, sondern auch die Applikationen, die auf dieser laufen, mit anderen Produkten oder Systemen. So kann die Kamera bei einem Alarm automatisch eine Nachricht versenden. Zudem können PTZ-Kameras (Pan, Tilt, Zoom) auf vordefinierte Positionen fokussieren. Ein Beispiel: Das Zutrittskontrollsystem meldet einen Alarm an der Eingangstür, die PTZ-Kamera dreht sich dorthin, zoomt automatisch auf die Tür und sendet das Bild an das Smartphone des Hausbesitzers. Dieser erhält so neben dem Alarm zugleich eine visuelle Information über die Geschehnisse. Ein weiterer Vorteil der KNX-Integration ist auch, dass die Kamera selbst überwacht wird. So lassen sich Überhitzung oder eine unterbrochene Verbindung zum Speicherort sofort erkennen.
 
Fazit
KNX ist inzwischen ein etablierter, internationaler Standard - und jährlich kommen mehr Hersteller hinzu, die auf diesen setzen. Es ist zudem zu erwarten, dass sich das Anwendungsportfolio erweitern wird, wie es beispielsweise schon im Bereich Energie-Management, Smart Metering und Smart Grid erfolgt ist.

Busgeräte können entweder Sensoren oder Aktoren sein, die für die Steuerung der Gebäudeautomation erforderlich sind. Bild: KNX Association

Verschiedene Elemente im Haus wie Klimatisierung, Beleuchtung, Zutrittskontrolle oder Videoüberwachung lassen sich über KNX steuern. Bild: KNX Association

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