08. März 2021, 07:00 Uhr | Deane Horn und Alfred Huber/am
Die Qualifizierung einer Datenstrecke besteht in der Praxis aus drei wichtigen Einzeltests: aus der Ermittlung des Signal-/Rauschverhältnisses auf den Leitungen, aus dem Bitfehlerratentest und aus der Bestimmung der Laufzeitunterschiede zwischen den einzelnen Aderpaaren. Vor dem Test dieser Übertragungsparameter führt jedes Test- und Messgerät einen Verdrahtungs-Check durch. Wenn dieser bestanden ist, beginnt die „Probefahrt“.
SNR ist ein wichtiger Test bei der Einstufung der Übertragungsleistung einer Datenstrecke. Die Ermittlung des SNRs geschieht ähnlich der bekannten Near-End-Crosstalk-Messung (NEXT) mit einem Zertifizierungstester, bei der man das gegenseitige Stören durch induktive Einkoppelvorgänge zwischen den Adernpaaren über einen Frequenzbereich auswertet. Der Unterschied besteht darin, dass dabei reale Datenpakete als Testsignale Verwendung finden und keine breitbandige Messung stattfindet.
Beim BERT erfolgen das Senden und Rücksenden eines vorher festgelegten Testmusters von Einsen und Nullen von einem Ende der Strecke zum anderen. Die Sendung der Bits geschieht mit einer Geschwindigkeit von 100 MBit/s, 1 GBit/s, 2,5 GBit/s, 5 GBit/s oder 10 GBit/s. Das aktive Endgerät empfängt dieses Testmuster und kehrt es um. Das Hauptgerät wertet zurückerhaltenen Daten aus und zählt die empfangenen Pakete und Fehler. Die Fehlerquote über eine bestimmte Testzeit erlaubt Rückschlüsse auf die mögliche Übertragungsgeschwindigkeit der Strecke.
Die Testzeit steht auch in direktem Bezug mit dem statistischen Vertrauensbereich des Ergebnisses. Ein bestandener BERT ist ein realer Leistungsbeweis einer Verkabelungsstrecke. Delay Skew, also die Ermittlung der Laufzeitunterschiede zwischen den einzelnen Aderpaaren, ist ein wichtiger Test in der Welt von Gigabit Ethernet. Denn wenn der Versatz zwischen den einzelnen Signalbausteinen beim Durchlaufen einer Übertragungstrecke zu groß ist, kann das Empfangsgerät die Daten am anderen Ende der Strecke nicht wieder zusammensetzen. Dies bedeutet, dass diese Strecke mit der Anwendung nicht funktioniert. Die Ursache für eine übermäßige Verzögerung sind meist überlange (ungeschirmte) Strecken, die durch die Verdrillungsunterschiede der Aderpaare die unerwünschten zu hohen Laufzeitunterschiede ergeben.