Im Test: Ultralink Lite KVM-Extender

IP-Modul für KVM-Switches

20. Januar 2006, 0:15 Uhr | Andreas Wurm/jos

Analoge KVM-Switches (Keyboard, Video, Mouse) können nicht ohne weiteres Daten per Internetprotokoll (IP) übertragen, wodurch sich die angeschlossenen Server auch aus der Ferne verwalten ließen. Mit einem "KVM-Extender over IP" sind Systemverwalter jedoch in der Lage, ihre Geräte um die IP-Funktion erweitern, ohne gleich neue Umschalter anschaffen zu müssen.

Alle Netzwerkverantwortlichen, die bereits herkömmliche KVM-Umschalter einsetzen und über den
Kauf von IP-fähigen Einheiten nachdenken, sollten zuvor einen Blick auf so genannte "KVM-Extender
over IP" werfen. Solche Extender erweitern die konventionellen KVM-Switches um die IP-Funktion. Das
Gute daran: Systemverwalter müssen nicht gleich neue Umschalter anschaffen, wenn sie künftig ihre
Server auch aus der Ferne verwalten wollen. Das Negative: Im Rack sind unter Umständen zwei
Höheneinheiten belegt, um einen KVM-over-IP-Switch zu "simulieren".

Man nehme

Ein KVM-Extender wird dort an den KVM-Switch angeschlossen, wo gewöhnlich ein Bildschirm und die
Eingabegeräte eingesteckt sind. Monitor, Tastatur und Maus sind für die Arbeit vor Ort mit dem
Extender verbunden. Der Extender holt also die KVM-Daten der Server beim KVM-Switch ab, wo sie sich
entweder über einen Bildschirm direkt am Extender oder aus der Ferne einsehen lassen.

Für den Test stellte Rose Electronics den KVM-over-IP-Extender "Ultralink" bereit. Das Testgerät
hatte einen Port, Rose vertreibt jedoch auch Geräte mit zwei oder vier Ports, an die sich
entsprechend mehr KVM-Switches anschließen lassen. Allerdings benötigt jeder Port eine eigene
IP-Adresse. Beim untersuchten Switch handelte es sich um einen "Ultralink Lite", eine abgespeckte
Version eines normalen Ultralink. Die Lite-Version hat keine USB-Ports. Sie ist nur halb so breit
wie der normale 19-Zoll-Ultralink, die Leistung ist jedoch die gleiche.

Das Gerät misst eine Höheneinheit. Auf der Rückseite ist der serielle Anschluss (DB25F) für die
Verbindung zum Switch eingebaut, außerdem lässt sich das Gerät hier über eine RJ-45-Buchse an das
Firmennetz anschließen. Über einen der beiden seriellen Ports (DB9M) ist die Einwahl per Modem
möglich, an die Anschlüsse für Tastatur, Maus und Monitor (PS/2) kommen die Ein- und Ausgabegeräte
für den Zugriff direkt im Rechenzentrum.

Installation und Betrieb

Zunächst benötigt der Extender eine IP-Adresse. Sie wird lokal im Konfigurationsmenü des
Extenders vergeben. Die IP-Adresse ist Voraussetzung dafür, später aus der Ferne auf das Gerät
zugreifen zu können. Direkt zu Beginn des Tests verhielt sich der Ultralink dann aber "ultralink":
Im Handbuch, das nur auf CD-Rom erhältlich ist, schreibt der Hersteller, dass sich der Anwender
über einen voreingestellten Benutzernamen am Gerät anmelden soll. Es gibt zwei Anmeldebildschirme:
Eine normale Login-Maske, um die Server am KVM-Switch lokal zu überwachen, und eine Anmeldemaske
für das Konfigurationsmenü, in die die IP-Adresse für die Fernadministration vergeben wird. Der
Benutzername für das Konfigurationsmenü war im Handbuch mit "Rose" angegeben. Darauf reagierte der
Ultralink allerdings nicht. Wer lesen kann ist bekanntlich klar im Vorteil, und wer um die Ecke
denken kann sowieso: Der Benutzername, um sich zur Serverüberwachung am Gerät anzumelden, war im
Handbuch mit "Admin" verzeichnet.

Erste Hacker-Gefühle machten sich breit. Es galt herauszufinden, wie das Gerät reagiert, wenn
sich der Anwender mit dem nicht zugelassenen Benutzerkennwort "Admin" im Konfigurationsmenü
anmeldet: Es funktionierte, der User war am Extender eingeloggt. Die Ursache des Problems war
gleich gefunden. Um aus der Ferne auf den Extender und somit auf den KVM-Switch zuzugreifen,
benötigt der Anwender eine Software, den Ultralink Viewer. Rose liefert das Programm zusammen mit
dem Extender aus. Mit diesem Viewer werden auch die Benutzerkonten des Ultralink verwaltet. Ein
Blick in die Kontendatenbank verriet, dass der Benutzer "Rose" keine Administratorenrechte hatte
und somit auch nicht berechtigt war, sich im Konfigurationsmenü anzumelden.

Ultralink Viewer

Der Fernzugriff auf den Ultralink geschieht nicht über einen Webbrowser, Rose setzt auf eine
spezielle Software. Der Ultralink Viewer ist nur wenige MByte groß. Er läuft laut Hersteller ab
Windows 95. Im LANline-Test lief er auf Windows 2003 Enterprise Edition und Windows 2000
Server.

Nachdem die Installation abgeschlossen ist, und das Programm startet, muss der Anwender zuerst
bei den Netzwerkeinstellungen die IP-Adresse des Extenders angeben, damit der Viewer "weiß", wonach
er suchen muss, wenn er sich mit dem Extender verbinden soll. Es kann immer nur ein Mitarbeiter auf
den Extender zugreifen. Nachdem nun der Remote-PC mit dem Extender verbunden ist, sieht der
Anwender das, was er sehen würde, wenn er lokal am KVM-Switch angemeldet wäre – entweder die
Anmeldemaske des KVM-Umschalters oder dessen On-Screen-Display (OSD). Und genau dies ist das
Problem: Ein Remote-Anwender muss sich zunächst am Extender anmelden, damit er sich am KVM-Switch
einloggen kann, um die Server zu verwalten. Auf dem KVM-Switch sind Benutzerkonten von Mitarbeitern
hinterlegt, die auf den Umschalter und auf die Server zugreifen dürfen – zusammen mit den damit
verbundenen Rechten. Diese Einstellungen müssen nach wie vor auf dem KVM-Switch vorgenommen werden,
denn die Sicherheitseinstellungen des KVM-Switches lassen sich nicht auf dem Extender hinterlegen.
Alle Sicherheitsrichtlinien, die sich auf dem Extender einstellen lassen, beziehen sich
ausschließlich auf eben diesen Extender. Dies bedeutet, dass der Administrator nun zwei Datenbanken
mit Benutzerkonten verwalten muss: die Benutzerkonten, die auf dem KVM-Switch liegen und den
Zugriff auf die angeschlossenen Server regeln, sowie die Konten all derer, die aus der Ferne den
Extender nutzen um auf den KVM-Umschalter zu kommen.

Benutzer, die auf die Server zugreifen müssen, lassen sich auf einem KVM-Switch meist in die
unterschiedlichsten Klassen einteilen: Super-User, die auf allen Servern alles dürfen, Mitarbeiter,
die nur auf bestimmten Servern arbeiten dürfen, oder auch Anwender, die nur die Desktops der Server
betrachten können. Die Benutzerkonten für den Extender sind viel einfacher: Es gibt Benutzer mit
Administratorenrechten und Anwender ohne diese Rechte.

Dezentrale Kontoverwaltung

Wer Administratorenrechte hat, darf am Extender verschiedene Änderungen vornehmen, wie zum
Beispiel Timeouts für den automatischen Logout oder Konten anlegen und löschen. Wenn sich ein
Anwender vom Extender abmeldet, weil er mit der Arbeit an den Servern fertig ist, wird er nicht
automatisch auch am KVM-Switch abgemeldet. Dort bleibt er eingeloggt, es sei denn, er meldet sich
auch dort ordnungsgemäß ab. Der nächste, der sich am Extender anmeldet, kann womöglich also über
ein fremdes Konto auf den KVM-Umschalter gelangen. Rose begründete diese dezentrale
Kontenverwaltung damit, dass der Ultralink mit allen gängigen KVM-Switches funktionieren solle,
eine zentrale Kontendatenbank auf dem Extender sei deshalb nicht möglich.

Der Viewer ist ein starkes Werkzeug, um Server aus der Ferne zu verwalten. Er bietet die
gängigen Funktionen wie zum Beispiel Vollbildmodus, eine Anzeige, die angibt, auf welchen Server
der Anwender gerade aufgeschaltet ist, und einen so genannten Split-Screen für gleichzeitig bis zu
vier Server.

Was bietet der Ultralink Viewer?

Die Bildschirmanzeige des zu verwaltenden Servers lässt sich so anpassen, dass der
Remote-Anwender mit einer exzellenten Bildschärfe und einer guten Wiederholrate arbeiten kann. Der
Ultralink unterstützt eine Auflösung von 1280 mal 1024 bei 75 Hertz. Hier schlägt der Ultralink
Viewer den einen oder anderen vollwertigen KVM-over-IP-Switch. Für den Anwender "fühlt" es sich an,
als arbeite er an einem PC, der unter seinem Schreibtisch steht, allerdings muss der User ein wenig
scrollen, wenn er den unteren Rand des Server-Desktops einsehen will.

Bei Bedarf lässt sich auch der ganze Bildschirm darstellen, das Bild ist dann jedoch leicht
verschwommen. Im Vollbildschirmmodus lässt es sich auf jeden Fall hervorragend arbeiten. Um die
Wiederholrate des Serverbilds ein wenig zu erhöhen, kann der Benutzer auch die Farbtiefe verringern
oder in einen Schwarz-Weiß-Modus wechseln.

Um auf einem Server einzugreifen, reicht es aus, mit der Maus in den Bildschirm zu klicken.
Sogleich befindet sich der Anwender im so genannten Pass-Through-Modus und kann auf dem gewünschten
Gerät arbeiten. Wie er wieder auf seinen Desktop-PC kommt, lässt sich einstellen – zum Beispiel
durch einen Hotkey oder indem er die Maus schnell hin und her bewegt. Über den Viewer lassen sich
mehrere KVM-Extender verwalten, gleichzeitig zwar immer nur einer, der User kann jedoch mehrere
Viewer gleichzeitig starten.

In einer Datenbank trägt der Administrator alle im Unternehmen eingesetzten Extender mit deren
IP-Adressen ein. Der Anwender kann über ein Drop-Down-Menü wählen, mit welchem Extender er
verbunden werden möchte. Des Weiteren kann der User im Viewer Konten für die Mitarbeiter anlegen
und Tastaturkürzel für die Arbeit an den Servern bestimmen. Insgesamt sind die Funktionen des
Viewers durchdacht, das Arbeiten damit fällt leicht.

Der Extender eignet sich nicht nur, um einen herkömmlichen KVM-Switch IP-fähig zu machen,
anstatt eines Umschalters können Systemverwalter auch einen Server an den Ultralink anschließen.
Hier lässt sich dann zwar ein einzelner Server aus der Ferne administrieren, Systemverwalter können
allerdings im Gegensatz zu den Möglichkeiten eines KVM-Switches die Benutzer nicht in Klassen
einteilen, um unterschiedliche Zugriffsberechtigungen zu vergeben.

Fazit: günstige Alternative

Vom Fehler bei der Konfiguration abgesehen ließ sich das Gerät gut bedienen, besonders der
Viewer überzeugte. Der Ultralink ist für 1299 Euro eine Alternative zu einem IP-fähigen KVM-Switch.
Wie sinnvoll er sich einsetzen lässt, hängt allerdings von verschiedenen Faktoren ab: Wie soll die
Kontenverwaltung für die Anwender gestaltet sein? Wie viele Server und KVM-Switches sind zu
verwalten? Und schließlich: Wie teuer darf die Gesamtlösung werden?

Info: Rose Tel.: 05226/9820930 Web: www.rose-electronics.de


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