Glasfaser-Zertifizierung mit OLTS in der Praxis

Lupenrein

22. November 2021, 7:00 Uhr | Robert Luijten/jos
Ein Optical Loss Test Set (OLTS) mit Endflächenprüfung an beiden Geräten.
© Fluke Networks

Ein Optical Loss Test Set (OLTS) ist ein hochgenaues Glasfaser-Messgeräte-System, das ein Gerät für die Leistungsmessung und eine Lichtquelle in Form eines Haupt- und eines Remote-Geräts kombiniert – bei korrekter Anwendung mit hoher Präzision.

Ein OLTS gilt als das beste Werkzeug zur Messung des Gesamtverlusts und der Gesamtdämpfung bei Lichtwellenleitern (LWL). Um die erforderliche Genauigkeit zu garantieren, ist zunächst eine korrekte Einstellung des OLTS unerlässlich. Ein Blick auf die erforderlichen Schritte lohnt sich.

Schritt 1: Warten, bis sich die Lichtquellen stabilisieren! Dafür sowohl das Haupt- als auch das Remote-Gerät etwa fünf Minuten vor Messbeginn einschalten! Bei signifikanten Schwankungen der Umgebungstemperatur benötigen die Lichtquellen mehr Zeit zur Stabilisierung. Wenn die Lichtquellen nicht stabilisiert sind, kann es zu Problemen beim Einstellen der Referenz kommen. Die Ausgangsleistung der Lichtquelle kann sich beim Aufwärmen ebenfalls ändern, sodass die Messwerte positiv oder negativ verfälscht sind.

Schritt 2: Die korrekten Grenzwerte zum Bestehen/Nichtbestehen (Pass/Fail) der Messungen für die zu prüfenden Verbindungen festlegen!

Schritt 3: „Referenz“ korrekt einstellen, um den Einfluss der Stecker zwischen dem Messgerät und der zu messenden Verbindungen auszuschließen. Dies sollte vorzugsweise mit der 1-Jumper-Methode geschehen. Falls die Referenzeinstellung falsch vorgenommen wird, ergeben sich oft unerwünschte negative Dämpfungsmessungen. Eine negative Dämpfung erscheint dann als „Gainer“ (Verstärkung), was bei einer passiven Verbindung nicht möglich sein kann. Das Einstellen der Referenz muss mit sauberen, hochwertigen Test-Referenzkabeln (TRC, Test Reference Cord), die der Spezifikation von ANSI/TIA und ISO/IEC entsprechen, erfolgen. Verschmutzte oder defekte TRCs könnte zu einem nichtbestandenen Link führen. Bei unsachgemäßem Gebrauch können TRCs verschleißen oder beschädigt werden. Daher sind stets Staubschutz-Kappen zum Schutz der Endflächen zu verwenden, und die bloßen Stecker-Endflächen dürfen nicht mit anderen Oberflächen in Kontakt kommen.

Schritt 4: Sicherstellen, dass die Anschlüsse an den Messgeräten selbst sauber sind. Dies übersehen Techniker oft. Das Feedback etwa von Fluke Service Centern zeigen, dass bei einem sehr hohen Prozentsatz der zur Reparatur gesandten Geräte nur die Steckverbinder der Lichtwellenleiter verschmutzt sind. Die Inspektion und Reinigung der Steckverbinder an den Geräten kann vor Ort mit denselben Geräten ablaufen, die auch zur Inspektion und Reinigung der TRCs und der Steckverbinder von Patch-Feldern dienen.

Da Verschmutzung eine erhebliche Auswirkung auf die optische Leistung haben kann, ist der wichtigste erste Schritt des Zertifizierungsprozesses, beide Enden der zu testenden Verbindung zu prüfen und bei Bedarf zu reinigen, noch bevor die LWL-Verbindungen an das Messgerät angeschlossen sind. Dies lässt sich am besten mit einem OLTS erreichen, das in der Lage ist, LWL-Endflächen an beiden Enden zu prüfen und zu zertifizieren.

Ein herkömmliches OLTS umfasst ein Hauptgerät mit Display und ein Remote-Gerät. Dies bedeutet, dass der Techniker ein separates Prüfwerkzeug zum anderen Ende (das nicht am Hauptgerät angeschlossen ist) bringen muss, um die Endfläche zu prüfen und zu dokumentieren. Bei Systemen wie dem im Bild 1 dargestellten lässt sich das zweite Hauptgerät als Remote-Gerät konfigurieren. Der Benutzer muss lediglich „Main as Remote“ (Hauptgerät als Remote-Gerät verwenden) im Setup-Menü auswählen. Die OLTS-Messung wird weiterhin vom Hauptgerät aus gesteuert, doch am anderen Ende kann nun ein Techniker durch Auswahl von „FiberInspector“ (Glasfaser-Inspektion) das Tool zum Prüfen der LWL-Endfläche aufrufen. Danach stehen am Remote-Gerät dieselben Prüffunktionen zur Verfügung wie beim Hauptgerät.

Nach der Prüfung und Zertifizierung der Endfläche erfolgt die Speicherung der Daten im Remote-Gerät. Prüfungsergebnisse und Bilder von Haupt- und Remote-Gerät lassen sich später zusammenführen, wenn der Techniker den Zertifizierungsbericht in der Dokumentationssoftware oder mit einem Cloud-basierenden Service bearbeitet. Die eigentliche Zertifizierung kann nun erfolgen, und die zu testenden Verbindungen sind an das OLTS anzuschließen. Hinweis: Die Messungen laufen bidirektional ab. Dies bedeutet, dass das System gewissermaßen zwei Verbindungen gleichzeitig misst: einen „Eingang“ und einen „Ausgang“. Während das Hauptgerät die OLTS-Messung durchführt und die Dämpfungsergebnisse speichert, zeigt das Remote-Gerät Informationen an, um den dort stationierten Techniker über den Fortschritt zu informieren.


  1. Lupenrein
  2. Die Messergebnisse der Duplex-Messung verstehen

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