Eigenarten der OM5-Messung

Multimode-Links präzise messen

22. Oktober 2020, 7:00 Uhr | Konstantin Hüdepohl/jos
Für die Feldmessungen bietet der Markt praxisgerechte Komplett-Kits.
© Bild: Softing

Auch bei den Multimode-Fasern macht die Entwicklung hin zu einer immer größeren Bandbreite nicht halt. Dadurch ist auch die Anzahl der Kategorien von Multimode-Kabeln gewachsen. Bisher gab es davon vier verschiedene: OM1, OM2, OM3 und OM4. Aufgrund der steigenden Anforderungen ist in der aktuellen Revision der entsprechenden internationalen Normen zusätzlich eine fünfte Kabelkategorie, die OM5, enthalten. Sie weist denselben Kerndurchmesser wie OM2 bis OM4 auf. Allerdings unterstützt sie mehr Wellenlängen als die bisherigen Kategorien, um den maximal möglichen Datendurchsatz zu steigern. Im Feld stellte sich aufgrund der unterschiedlichen Kategorien immer wieder die Frage nach den richtigen Messkabeln. Die nachfolgenden Empfehlungen für die Feldzertifizierung von Multimode-Verbindungen geben daher eine Hilfestellung, um auch außerhalb des Labors eine präzise faser­optische Messung durchzuführen.

Doch zunächst zu den Unterschieden bei den einzelnen Kategorien. Die fünf Multimode-Kabelkategorien OM1 bis OM5 haben alle die Gemeinsamkeit, dass sie die Lichtübertragung mit Wellenlängen von 850 nm und 1.300 nm unterstützen. OM5 Fasern unterstützen zudem auch noch zusätzlich die Übertragung auf den Wellenlängen 880, 910 und 940 nm. Der Unterschied liegt, wie so oft, im Detail. Sie unterscheiden sich hinsichtlich der modalen Bandbreite, der maximal unterstützten Leitungslänge sowie hinsichtlich weiterer optischer Übertragungsparameter. Denn die maximal unterstützte Leitungslänge hängt auch von der jeweiligen Anwendung ab.
Die genannten Kategorien unterscheiden sich zudem auch im Kerndurchmesser der Glasfaser. Bei OM1 liegt der Kerndurchmesser bei 62,5 µm, bei OM2 bis 5 hingegen bei 50 µm. Aufgrund der Unterschiede bei den einzelnen Kategorien gibt es einige Dinge, die Installateure bei der Feldzertifizierung von Multimode-Verbindungen beachten sollten. Da es aktuell vier und künftig fünf Kabelkategorien geben wird, stellt sich die berechtigte Frage: Führt die Verwendung eines OM2-Messkabels zu einem anderen Ergebnis als die Nutzung eines OM4-Messkabels? Die Antwort ist leider nicht eindeutig. Denn sie ist zum einen abhängig von der Art der getesteten Verkabelung und zum anderen auch davon, welche Testmethode zum Einsatz komme, also Optical Loss Test Set (OLTS) oder Optical Time Domain Reflectometer (OTDR).

Die vertraglichen Spezifikationen

Bevor es in die Feldzertifizierung von Multimode-Verbindungen geht, sollten sich die Anwender mit den vertraglichen Spezifikationen auseinandersetzen. Denn dieser Aspekt ist in Bezug auf die Messkabel wichtiger als alle anderen Faktoren. Denn für den Erfolg eines Verkabelungsprojekts ist auch die Einhaltung der vertraglichen Spezifikationen durch den Auftragnehmer ausschlaggebend. Sind die Angaben dazu fehlerhaft oder unvollständig, empfiehlt es sich, das Gespräch mit dem Nutzer zu suchen und offene Fragen vor Beginn der Glasfaser-Zertifizierungsprüfung zu klären.

Das oberste Gebot lautet Sauberkeit

Bevor der Techniker die Glasfaserkabel an faseroptische Messgeräte anschließt, ist es ratsam, die Messkabel und Messgeräteanschlüsse stets auf Sauberkeit zu überprüfen. Dabei empfiehlt sich der Einsatz von Videoprüfsonden wie beispielsweise dem Videomikroskop von Softing IT Networks. Mit dem Gerät lassen sich die Anschlüsse nach den internationalen IEC-Normen verlässlich auf die Einhaltung der Vorgaben prüfen. Zudem sollte man geeignete Reinigungsprodukte nutzen, die für die Glasfaserkomponenten bestimmt sind. Denn nur so ist sichergestellt, dass keine Verunreinigung auf andere zu testenden Leitungen übertragen wird oder Verschmutzungen die Messergebnisse beeinflussen.
Für die Messtechnik gibt es unzählige normative Referenzen. An dieser Stelle soll es allerdings um die beiden Normen mit der größten Relevanz gehen. Auf internationaler Ebene definiert die IEC 14763-3 die Testmethode zur Untersuchung von Glasfaserkabeln per OLTS und OTDR. IEC 61280-4-1 definiert die Eigenschaften der Lichtquellen, die bei OLTS-Messungen von Glasfaserkabeln zum Einsatz kommen. Diese beiden Normen sind auch relevant, wenn es um die verwendeten Steckverbinder geht. Denn unabhängig von der faseroptischen Kategorie, dem Steckertyp, dem Messungstyp oder der Messungsnorm ist bei Steckverbindern Vorsicht geboten.

Referenzstecker

Die beschriebenen Normen unterscheiden zwischen zwei Arten von Steckverbindern: Den „üblichen Steckern“ und den „Referenzsteckern“. Erstere weisen eine größere Toleranz hinsichtlich der optischen Parameter auf. Die IEC 14763-3 schreibt die Verwendung von Referenzsteckern für Tests vor. Also muss der Installateur sicherstellen, dass er für seine Tests keine Messkabel mit „üblichen“ Steckverbindern verwendet.

Andernfalls liegen die Toleranzen nur aufgrund der Schwankungen der Steckerdämpfung in derselben Größenordnung wie das Dämpfungsbudget der zu testenden Verbindung oder sogar noch darüber. Dazu ein Beispiel: Eine Multimode-Steckverbindung mit „üblichen Steckern“ darf eine Dämpfung von bis zu 0,75 dB aufweisen. Eine Verbindung mit Referenzsteckern darf einen Wert von nur 0,1 dB aufweisen. Die Steckerdämpfung hängt von Parametern wie etwa der Konzentrizität des Kerns sowie von der Qualität und Form der Steckeroberfläche ab. Die empfohlenen Referenzstecker erfüllen wesentlich strengere Spezifikationen für diese Parameter, sind umfassend auf diese geprüft und aus diesem Grund auch für die Feldzertifizierung geeignet.

Zu unterscheiden sind die Messmethoden Optical Loss Test Set (OLTS) und Optical Time Domain Reflectometer (OTDR). Abhängig davon, welches Messprinzip der Techniker verwendet, gibt es einiges zu beachten. OLTS gilt im Jargon auch als „Tier-1-Messung“. Bei diesem Verfahren wird die Gesamtdämpfung einer Glasfaserstrecke mit Hilfe einer Lichtquelle auf der einen Seite der Verbindung und einem Lichtleistungsmessgerät auf der anderen Seite gemessen. Messkabel haben dabei meist eine Länge von zwei Metern. Abhängig von der Testkonfiguration kommt ein Kabel zum Einsatz, das mit der Lichtquelle verbunden ist, oder der Techniker verwendet zwei Kabel, eines mit der Lichtquelle verbunden, das andere mit dem Lichtleistungsmessgerät.

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  1. Multimode-Links präzise messen
  2. Auswirkungen des Kerndurchmessers der Messkabel

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