Die fortschreitende Digitalisierung hat auch zu höheren Anforderungen an das Netzwerk geführt, was bedeutet, dass Rechenzentren und Netzwerkschränke eine Fülle von Strom- und Datenkabeln aufnehmen und verwalten müssen. Ein gut verwaltetes Netzwerk trägt nicht nur zu einer soliden Systemverfügbarkeit bei, sondern kann Betriebskosten und -zeiten senken und die Flexibilität des Netzwerks erhöhen. Eine umfassende Kabel-Management-Lösung ist somit nicht nur Ästhetik, sondern ein Muss in jeder modernen Umgebung.
Nicht nur die offensichtliche Ordnung und Struktur, die in einem Netzwerk dank Kabel-Management zu finden sind, liefern wesentliche Argumente für ein effizientes Verkabelungssystem. Durch die saubere Trennung von Strom- und Datenkabeln ist auch die Gefahr von Übersprechen und Interferenz zwischen den Kabeln stark verringert. Durch strukturierte Verkabelung ist der Zugriff auf Komponenten außerdem einfacher und wesentlich schneller. Kabel-Management kann in diesem Umfeld zu einer signifikanten Zeitersparnis beitragen, wenn es zum Beispiel gilt, defekte Geräte auszutauschen oder neue zu installieren.
Die Vermeidung von Schäden ist ein weiterer wichtiger Punkt: Unsachgemäßer oder unkontrollierter Umgang kann Schäden an den Kabeln verursachen. Das Einhalten von Biegeradien ist nicht nur bei Glasfaser wichtig, sondern betrifft genauso Kupferkabel. Im Umfeld von Rechenzentren müssen die Betreiber häufig Ausfallsicherheiten von bis zu 99,8 Prozent garantieren. Dies sind 1,5 Stunden pro Jahr, in denen eine Komponente heruntergefahren oder abgeschaltet werden kann. Ohne effizientes Kabel-Management sind diese Vorgaben nahezu unmöglich zu erfüllen.
Aktive Bauteile geben heiße Abluft ab. Sie sollten daher nicht durch Kabel blockiert sein, da dies Überhitzung und gegebenenfalls lange und aufwändig zu behebende Ausfälle provozieren kann. Gutes Kabel-Management kann dafür sorgen, dass die kritischen Luftströmungswege frei bleiben. Es vereinfacht zudem das Verschieben, Hinzufügen und Ändern von Komponenten und erleichtert so zukünftige Ergänzungen.
Eine gute Kabel-Management-Strategie kann auch zu einer signifikanten Reduzierung des Platzbedarfs führen. Der benötige Raum ist in vielen Umgebungen eine kritische Komponente. Gerade bei knapp kalkulierten Schränken ist jede Höheneinheit kostbar. Unordentliche Schränke sind äußerst schwer zu durchschauen und können Verwirrung beim Personal stiften, was wiederum zu menschlichen Fehlern führen kann. Dabei frisst nicht nur das Zurechtfinden immens viel Zeit. Nachträglich hinzugefügte Kabel lassen sich oft auch nicht mehr ordentlich verlegen, was die Situation zusätzlich verschlechtert.
Im ersten Schritt sollte ein Betreiber sich daher Gedanken machen, welchen Anforderungen das Netzwerk standhalten muss. Handelt es sich um ein einmaliges Setup, das nicht mehr angerührt werden muss, oder doch um eine wartungsintensive Umgebung mit kritischen Ausfallzeiten? Die Anforderungen von Rechenzentren unterscheiden sich zudem im Vergleich mit Netzwerkschränken stark. Ein Betreiber sollte also sein Kabel-Management passend planen und die Anordnung der Komponenten berücksichtigen. Dazu gehört es auch, Platz für Kabelkanäle oder Höheneinheiten für das Kabel-Management vorzusehen.
Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten von klassischen Rangier-Panels über Insellösungen von Schrankherstellern bis hin zu Komplettlösungen wie die Patchbox für das Kabel-Management. Der kürzeste oder direkteste Weg ist jedoch nicht immer der beste. Kabel sollten nicht direkt von einer Komponente zur nächsten verlaufen, da diese sonst den Zugriff zu Servern und anderen Hardwarekomponenten deutlich erschweren und so mit der Zeit genau das gefürchtet Chaos entsteht. Vielmehr empfiehlt es sich, die Kabel mithilfe eines horizontalen Kabel-Managements zur Schienenkante zu führen, um sie dort gebündelt an der Seite zur Zielkomponente zu lenken. Der Tipp: Planer sollten sich an elektrischen Schaltplänen orientieren, im Prinzip sollten die Kabel in geraden horizontalen und vertikalen Linien und rechten Winkeln verlaufen.
Kabel zu identifizieren und zu beschriften, ist maßgeblich für einfache künftige Arbeiten am Netzwerk. Es empfiehlt sich immer, an beiden Enden ein Beschriftungslabel anzubringen. Ebenfalls lohnt es sich, dabei konsistent und nachvollziehbar zu sein, um auch Kollegen die Arbeit am Schrank zu erleichtern. Auch die Wahl des Beschriftungslabels ist entscheidend. Kommt ein Klebeetikett zum Einsatz, das bei der ersten Berührung wieder abfällt, hätte der Installateur sich die Mühe auch sparen können.
Eindeutige Zuordnungen von Kabelfarben zu Funktionen können die Arbeit ebenfalls deutlich erleichtern. Beispielsweise könnte gelten: grün = Drucker, gelb = Telefon, rot = kritisch. Durch die Implementierung einer Farbcodierung wird es auch für Kollegen einfacher, sich im Netzwerk zurechtzufinden.
Kabelüberlängen sind gefährlich, denn mit ihnen beginnt das Chaos. Es gibt jedoch mehrere Möglichkeiten, dieses Problem zu lösen. Einerseits kann ein Betreiber die benötigten Längen der Patch-Kabel vorher messen und in möglichst passender Länge kaufen, was natürlich nicht immer machbar ist und viel Zeit in Anspruch nimmt. Andererseits lassen sich Kabel auf die benötigte Länge konfektionieren. Außerdem kann ein Betreiber auf helfende Systeme zurückgreifen, für die die Patchbox ein Produktbeispiel liefert. Sie stellt durch ihre einziehbaren Kabel stets die passende Länge zur Verfügung. Auf ein Kabel-Management, bei dem die Kabel lediglich außer Sichtweite geraten, zum Beispiel 1HE-Bürsten-Panels, sollte ein Betreiber am besten komplett verzichten. Solche Systeme sorgen zwar für eine ordentliche Optik an der Vorderseite, hinter der 19-Zoll-Ebene kommt es jedoch zu Knoten, Knicken und Kabelsalat.
Nach der Konfektionierung von Patch-Kabeln sollte auf auf alle Fälle eine Messung mit einem Qualitätstestgerät erfolgen, um sicherzustellen, dass eine dem gewünschten Standard entsprechende Datenübertragung stattfinden kann. Dieser Schritt kann am Ende viel zusätzliche Arbeit verhindern, wenn eine nachträgliche komplizierte Fehlersuche entfällt.
Wer bei den Kabeln spart, zahlt letzten Endes doppelt. Wer auf billige Kabel setzt, muss mit einer schlechten Schirmung, kleinen Litzendurchmessern und sogar mit kupferummantelten Aluminiumkernen als Leiter rechnen. Diese können leichter brechen und wiesen auch eine schlechtere elektrische Leitfähigkeit als Kupfer auf. Für Nichtfachleute: Die AWG-Zahl (American Wire Gauge) gibt den Durchmesser des Leiters an. Je kleiner dieser Wert, desto größer ist der Leiterquerschnitt und damit auch die elektrische Leitfähigkeit.
In der Theorie bekannt, in der Praxis allerdings nicht immer umgesetzt: Daten und Stromkabel sollten stets separat geführt werden, da es andernfalls zu elektromagnetischer Interferenz (EMI) kommen kann. Bei geschirmten Kabeln ist das Risiko der Signalbeeinträchtigung durch EMI und auch durch Funkstörungen (RFI) geringer. Dennoch gilt es, auf eine getrennte Führung zu achten.
Das Kabel-Management sollte Teil jeder Schrankplanung sein. Dabei kommt es nicht darauf an, möglichst viel Kabel-Management in seinem Netzwerk- oder Server-Schrank unterzubringen, sondern dieses klug zu planen, auszuwählen und zu platzieren. Ziel eines jeden Kabel-Management-Systems sollte es sein, dem Kabelsalat langfristig vorzubeugen, um so möglichst lange ein effizientes, wartungsfreundliches und zukunftssicheres Netzwerk zu unterstützen. Dies spart Zeit, Geld und Ressourcen.