Test: Finisar Netwisdom 1.2/2.0

Spürhund für das Speichernetz

26. Januar 2005, 23:55 Uhr | Christoph Lange/wj

Mit Netwisdom bietet Finisar eine Monitoring- und Analyse-Lösung an, die auch größere Speichernetze umfassend überwachen kann. Aussagekräftige Messergebnisse und Reports helfen dem Administrator dabei, Probleme frühzeitig zu erkennen und Fehlerursachen rasch aufzuspüren.

Bei Netwisdom handelt es sich um die Kombination einer Monitoring- und Analyse-Software mit
Finisar-Probes, die Daten aus Speichernetzen bereitstellen. Die als "Probe FC" bezeichneten
Komponenten werden in den Datenpfad geschaltet und überwachen den SAN-Verkehr in
Leitungsgeschwindigkeit mit 1 oder 2 GBit/s. Aus den Datenpaketen ermittelt die Probe zahlreiche
Messwerte und leitet diese an eine zentrale Managementkomponente weiter, auch Netwisdom-Portal
genannt.

Um die im Datenpfad liegenden Probes nicht zum Single-Point-of-Failure zu machen, bietet Finisar
spezielle optische Splitter an, die das Signal auskoppeln. Auf diese Weise wird der Signalweg nicht
unterbrochen, und die Probe kann jederzeit entfernt, neu gestartet oder abgeschaltet werden, ohne
dass dies negative Auswirkungen auf das Speichernetz hat.

Die als TAP bezeichneten Splitter sind wahlweise mit einem Kanal oder mit bis zu acht Kanälen
als Managed-TAP erhältlich. Bei Bedarf lassen sich sogar mehrere 8-Port-TAPs kaskadieren, um ein
Monitoring für eine große Anzahl von Kanälen zu realisieren. Mit einer Probe und einem TAP lässt
sich immer nur eine Verbindung überwachen. Das TAP schaltet mithilfe eines zeitgesteuerten
Round-Robin-Algorithmus der Reihe nach die einzelnen Kanäle auf die Probe und erlaubt so ein
Monitoring aller angeschlossenen Verbindungen. Neben der Hardware-FC-Probe bietet Finisar seit
kurzem mit der Switch-ProbeV auch eine reine Software-Probe an, die die Traffic-Daten direkt aus
den MIBs (Management Information Base) von FC-Switches ausliest.

Die erfassten Monitoring-Daten sendet die Probe über eine Ethernet-Verbindung zum
Netwisdom-Portal. Dieses sammelt und konsolidiert die Daten von bis zu 16 Probes. Die Software
läuft auf einem Windows-NT/2000/XP- oder Solaris-8-System. Zur Ausführung benötigt sie die Java
Runtime Edition (JRE) ab Version 1.3 und das Jiro Runtime Package ab Version 1.5 von Sun
Microsystems. Als Datenspeicher kommt eine MySQL-Datenbank zum Einsatz. Alle benötigten Komponenten
liefert Finisar auf der Netwisdom-CD mit und installiert diese, soweit sie nicht bereits vorhanden
sind.

Test mit Alpha-Release 2.0

Für den Test wurden eine Finisar Probe FC, ein TAP und die aktuelle Version 1.2 sowie ein
Alpha-Release der kommenden Version 2.0 von Netwisdom installiert. Die Tests konzentrierten sich
dabei auf Netwisdom 1.2. Mit der Version 2.0 wurde lediglich überprüft, ob mögliche Defizite des
aktuellen Release darin bereits behoben sind.

Das SAN des Testlabs setzte sich aus einem Brocade-Silkworm-3200-Switch, einem
Nstor-3100F-Fiber-Channel-Raid-System und einem Dell-Poweredge-1600-SC-Server mit Windows Server
2003 zusammen. Auf dem Storage-System war eine Logical Unit (LUN) konfiguriert, die dem Dell-Server
zur Verfügung stand. Die Probe war über ein Finisar Fibre TAP in den Signalweg zwischen den
Fibre-Channel-Switch und den Nstor-Speicher geschaltet. Bei der Installation der Netwisdom-Software
und der Konfiguration der Probe leistete die ausführliche und übersichtliche Anleitung gute Hilfe.
Als Lastgenerator für das SAN kam Intel IO-Meter zum Einsatz.

Nach dem Start der Views-Komponente von Netwisdom fand diese problemlos Kontakt zur Probe und
lieferte umgehend Statusinformationen. Im nächsten Schritt sollte Netwisdom eine Meldung erzeugen,
sobald die Verbindung zu dem Speichersystem unterbrochen wird. Dazu wurde ein Alarm konfiguriert,
der ausgelöst werden sollte, sobald die Probe ein Loss-of-Signal-Ereignis registriert. Dieses lässt
sich am einfachsten durch Abziehen der Fibre-Channel-Verbindung simulieren.

Flexible Alarmierungsfunktionen

Das Eintreten eines Ereignisses kann Netwisdom mit unterschiedlichen Aktionen verknüpfen. Zur
Wahl stehen der Versand einer Nachricht per E-Mail, das Schreiben eines Ereignisses in eine
Log-Datei, die Erstellung eines Reports oder der Start einer Aufzeichnung sämtlicher
Fibre-Channel-Metriken. Der zuletzt genannte Punkt ist eine sehr hilfreiche Funktion. Damit lassen
sich die Umstände, die einen Fehler verursacht haben, auch zu einem späteren Zeitpunkt noch genau
untersuchen.

Für die Zukunft plant der Hersteller als zusätzliche Alarmaktion, den TAP-Port, auf dem ein
Problem festgestellt worden ist, automatisch auf einen Xgig-Fibre-Channel-Analyzer von Finisar
umzuschalten. Dadurch soll eine noch genauere Fehleranalyse möglich werden. Im Alpha-Release der
Version 2.0 war diese Funktion bereits enthalten.

Bislang ist bei der Konfiguration von Alarmen keine Möglichkeit vorgesehen, mehrere der
genannten Aktionen zu kombinieren. Auch die Ausführung benutzerspezifischer Programme oder Skripte
wird nicht unterstützt. Für den Test wurden deshalb für dasselbe Ereignis zwei Alarme mit jeweils
unterschiedlichen Aktionen angelegt. Zum einen sollte Netwisdom die Aufzeichnung der
Fibre-Channel-Metriken starten und zum anderen einen Report erstellen.

Um einen Fehler zu simulieren und die Reaktion von Netwisdom zu testen, wurde das
Verbindungskabel abgezogen, das von der Probe zum Storage-System führte. Innerhalb einer Sekunde
hatte die Probe das Problem erkannt, und Netwisdom stellte es gut übersichtlich grafisch dar. Auch
die damit verbundenen Fehler wie Loss of Signal, Loss of Sync und viele weitere zeichnete die Probe
minutiös auf. Dabei fiel positiv auf, dass Netwisdom über Informationen zu allen an einer
Kommunikation beteiligten Geräten verfügt. Praktisch hierbei ist, dass die Geräte nicht nur über
die dynamisch vergebene 24-Bit Fibre-Channel-Adresse identifiziert werden, sondern auch über die
eindeutigen 64-Bit-World-Wide-Names (WWN). Diese Zuordnung ermittelt Netwisdom, indem es per SNMP
die Simple-Name-Server-Parameter aus dem Fibre-Channel-Switch ausliest. Auf Wunsch kann der
Systemverwalter sogar "Nicknames" vergeben und so die Lesbarkeit weiter erhöhen. Auch die
Aufzeichnung der Fibre-Channel-Metriken und die Erstellung eines Reports über die zuvor definierten
Alarme funktionierten problemlos.

Über die verschiedenen Analysefunktionen von Netwisdom ließ sich im Nachhinein gut
nachvollziehen, was sich im SAN abspielte, bevor der Alarm ausgelöst worden war. Als sehr praktisch
erwies sich dabei die tabellarische Übersicht der Metriken, die interessante Statistiken offenbart.
Mit ihnen kann der Systemverwalter unter anderem schnell erkennen, wie intensiv die einzelnen
Fibre-Channel-Initiatoren mit den Logical Units kommunizieren (Top Talkers). Die kommende Version
Netwisdom 2.0 wird zudem über eine Dashboard-Funktion verfügen, die einen Gesamtüberblick der
wichtigsten Metriken liefert und beispielsweise Top Talkers, die langsamste und schnellste LUN
sowie viele weitere interessante Messwerte anzeigt.

Leistungsfähiges Reporting

Ebenso umfassend wie nützlich ist auch die Reporting-Funktionalität. Der Hersteller liefert
zahlreiche vordefinierte Reports mit, die sich beliebig anpassen lassen. Die Reports stehen ebenso
wie die Aufzeichnungen von Metriken auch über das Webinterface zur Verfügung. Dieses erlaubt es
zudem, Alarmzustände zu überprüfen und einfache Konfigurationsänderungen vorzunehmen. Der Zugriff
erfolgt bislang über eine ungesicherte HTTP-Verbindung, sodass der Systemverwalter netzwerkseitig
Maßnahmen ergreifen muss, um einen unautorisierten Zugriff auf die Probe zu verhindern. Daran wird
sich auch mit Netwisdom 2.0 nichts ändern, wie ein Vergleich mit dem Alpha-Release zeigte. Die
aktuelle Version 1.2 kennt zudem kein abgestuftes Berechtigungs- und Rollenkonzept, sodass jeder,
der Zugriff auf die Software hat, über uneingeschränkte Rechte verfügt. Hier zeigte ein Blick auf
die Version 2.0, dass Finisar Verbesserungen plant und ein umfassendes Gruppen- und
Berechtigungsmodell implementieren wird.

Erweiterung für HP OVPI

Der Distributor von Finisar in Deutschland, Menatnet, bietet für HP Open View Performance
Insights (OVPI) ein selbst entwickeltes SAN Insight Report Pack an, das die Netwisdom-Reports in
das HP-Tool integriert. Dadurch lässt sich die Lösung von HP, die auf das Monitoring von LAN- und
WAN-Umgebungen spezialisiert ist, um FC- und iSCSI-Reports für Speichernetze erweitern.
Unternehmen, die bereits OVPI einsetzen, können so auch Speichernetze mit einer einheitlichen
Monitoring- und Reporting-Plattform überwachen.

Das SAN Insight Report Pack von Menatnet bietet mehrere Analysemöglichkeiten. So können die
Messdaten über einen längeren Zeitraum aggregiert werden, um zum Beispiel die für eine
Kapazitätsplanung erforderlichen Informationen zu erhalten. Zudem lassen sich mit den SAN-Reports
Probleme erkennen, die sich bislang nur latent ausgewirkt haben, wie zum Beispiel Loops im Netz.
Die Reports können auch das gesamte SAN darstellen: Wer kommuniziert mit wem wie häufig und wie
intensiv? Wie sind die einzelnen Links ausgelastet? Welche Performance hat ein HBA oder eine LUN?
Auch Fehlerhäufigkeiten werden rasch erkannt und lassen sich dadurch beispielsweise auf bestimmte
Transaktionen eingrenzen.

Menatnet hat in das Pack zudem Hilfe-Reports integriert, die auf eine Wissensdatenbank
zurückgreifen und dem Administrator mögliche Fehlerursachen und Problemlösungen an die Hand geben.
Diese Datenbank wird derzeit aufgebaut und dann fortlaufend gepflegt. Hierfür arbeitet Menatnet mit
Herstellern von FC-Switches wie Brocade, Cisco, CNT, McData und Qlogic zusammen. Für die Zukunft
sind auch Management-Reports geplant, die eine Gesamtübersicht des SANs liefern. Sie sollen darüber
hinaus die Informationen für LAN, WAN und SAN in einer konsolidierten Gesamtsicht
zusammenfassen.

Speichernetze sind eine komplexe Angelegenheit. In kürzester Zeit fallen so viele Informationen
an, dass leistungsfähige Analyseprodukte nötig sind. Netwisdom von Finsar kann dem Systemverwalter
helfen, die Zusammenhänge zu verstehen, Fehler rechtzeitig zu erkennen und darauf zu reagieren.
Kleinere Defizite verbucht die Software derzeit noch im Bereich des rollenbasierten Managements,
beim ungesicherten Zugriff über den Web-Client und bei der Konfiguration von Alarmen. Diese kleinen
Schönheitsfehler lassen sich meist umgehen, zum Teil sind sie mit dem kommenden Release 2.0 sogar
schon beseitigt. Das Gesamtfazit fällt durchweg positiv aus: Netwisdom zählt zweifelsohne zu den
führenden Lösungen im Bereich SAN-Monitoring. Das Bundle aus Netwisdom Probe FC inklusive Portal-
und View-Software (die Lizenz gilt für bis zu 16 Probes) sowie Single-Port-TAP ist für 23.500 Euro
erhältlich.

Info: Finisar/Menatnet Tel.: 04501/893301 Menatnet Web: www.finisar.com,
www.menatnet.com


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