10 Gigabit Ethernet steht in den Startlöchern

Standard für die Zukunft

16. Dezember 2005, 0:16 Uhr | Dr. Jörg Schröper

Die Normierung für die 10-Gigabit-Ethernet-Technik über Kupfer macht Fortschritte. Die Hersteller entsprechender Verkabelung und passender aktiver Komponenten warten auf die Initialzündung, die einen an sich schon beachtlich wachsenden Markt weiter in Richtung Mainstream antreibt. In vielen Fällen lohnt es sich für den Anwender, bereits heute zu investieren.

Wie bereits an anderer Stelle in der LANline untersucht, zeigt der Markt für
10-Gigabit-Ethernet-Produkte (10GbE) seit rund zwei Jahren ein erhebliches Wachstum (siehe LANline
10/2005, Seite 6). Als Mainstream lässt sich diese Technik allerdings aus mehreren Gründen noch
längst nicht einstufen: Einerseits sind aktive Komponenten – soweit zu haben – noch recht teuer;
andererseits sehen viele Unternehmen zwar durchaus einen prinzipiellen Vorteil im
Bandbreitenzuwachs, mangels einer Killer-Applikation stehen die Zeichen dennoch auch bei
10GbE-tauglicher Vernetzung vielerorts auf abwarten.

10 Gigabit Ethernet über Kupferkabel

Mit besonderen Problemen müssen die Verkabelungsspezialisten fertig werden, die eine
10GbE-Vernetzung auf Kupferbasis anstreben: Neben den bereits bekannten und beherrschbaren
Störquellen (zum Beispiel FEXT, NEXT) tritt nun der so genannte Alien Crosstalk auf, also ein
Übersprechen zwischen verschiedenen parallel verlegten Kabelsträngen. Dieses Phänomen lässt sich
nicht nur durch Filter- oder andere Maßnahmen beseitigen. Mehrere Grundlagenartikel dazu finden
sich zum Beispiel im LANline Spezial IV/2005 (Für Detailinformtionen siehe etwa "Alien Crosstalk
unter der Lupe: Theorie und Messung", Seite 28).

Für die Verkabelungssysteme (wichtig: inklusive Stecker!) ergibt sich als Quintessenz eine
Tauglichkeit, die von der zu überbrückenden Distanz, von einer vorhandenen Schirmung und Klasse der
Kategorie/Klasse des Kabelmaterials abhängt. Eingeschränkt geeignet bei der installierten Basis
sind die Klasse E ungeschirmt (bis 55 Meter, 250 MHz) und geschirmt (bis 100 Meter, 250 MHz),
geeignet ist die Klasse F (600 MHz). Für künftige Installationen bietet sich bedingt die Klasse E
ungeschirmt, augmented an (bis 100 Meter, 500 MHz), sowie uneingeschränkt die Klassen E geschirmt,
augmented, F und F New (siehe LANline 6/2005, Seite 44).

Das Dilemma der Planer und Netzwerkverantwortlichen besteht nun im Wesentlichen darin, dass sie
wegen der relativ langen Betriebszeiten der fest installierten Verkabelung diese womöglich für
Jahrzehnte zukunftssicher beschaffen und einrichten müssen. Dabei treten einige auf den ersten
Blick recht überraschende Phänomene auf, wie Manfred Patzke, selbstständiger Berater für
Verkabelungen, bemerkt: Die Standardisierung eilt offenbar dem Bedarf des Anwenders voraus. Der
Bedarf am Arbeitsplatz wird durch die Backbone-Leistung gebremst und die dringendste Forderung nach
mehr Bandbreite besteht im Backbone und in Rechenzentren.

Lange Betriebszeiten erfordern Zukunftssicherheit

Um nun eine Entscheidung darüber zu treffen, ob sich für eine neue Verkabelung tatsächlich die
vermeintlich teuren Klasse-F-Produkte anbieten, sollte man zunächst die Gesamtkosten eines
Netzwerks betrachten. Die Verkabelung selbst trägt dazu nur in einer Größenordnung von fünf Prozent
bei. Entsprechend gering sind die Projektmehrausgaben, die eine Verkabelungslösung nach Klasse F
gegenüber Klasse D oder E verursacht, nämlich höchstens im einstelligen Prozentbereich.

Etwas differenzierter sehen die Überlegungen laut Patzke für Patch- und Anschlusskabel aus. Da
sie selbstverständlich zur Qualität der Gesamtübertragungsstrecke beitragen, müssen sie zwar
ebenfalls von ausreichender Qualität sein, aber eben auf die derzeit betriebene Applikation
abgestimmt. Da es sich bei Patch- und Anschlusskabeln gewissermaßen um Verschleißteile handelt,
lohnt sich an dieser Stelle eine Investition in die Zukunft meist nicht – immerhin ist ein
Kategorie-6-Patch-Kabel um gut die Hälfte teurer als sein Kategorie-5-Pendant – und bereits x-mal
ausgetauscht, bevor das Netz tatsächlich gänzlich 10GbE-tauglich arbeitet.


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