Test: Fernzugriff mit Lindy und Peppercon

Steuern ohne Grenzen

2. November 2005, 0:06 Uhr | Andreas Roeschies/wg

Die Fernbedienung von Servern über das Netzwerk einschließlich Zugriff auf BIOS-Ebene erleichtert dem Administrator die Arbeit erheblich. Derartige Vorteile versprechen Lindy mit dem neuen CPU IP Access Switch und Peppercon mit Lara Express. Das Peppercon-Gerät unterstützt dabei sogar virtuelle Laufwerke und DynDNS.

Die Funktionsweise der Geräte ist im Grunde ganz einfach: Eine Software nimmt Tastatureingaben
und Mausbewegungen entgegen und überträgt sie mittels TCP/IP an den Switch, der sie wiederum an den
Server leitet. Lindy bietet PS/2-Anschlüsse, Peppercon PS/2 sowie – nur zum Betrachten – auch USB.
Umgekehrt sendet das System das Monitorbild an die Software, damit der Administrator am anderen
Ende der Leitung den Bildschirminhalt sieht. Die maximal unterstützte Auflösung beträgt bei Lindy
1280 x 1024 Pixel bei 75 Hz Bildwiederholfrequenz oder 1600 x 1200 bei 60 Hz. Peppercon liefert
1600 x 1200 bis 75 Hz, und mit einer lokalen Konsole unterstützt Lara Express sogar 2048 x 1536 bei
85 Hz. Zusätzlich verfügen die Geräte über Anschlüsse für Tastatur, Maus und Monitor, um die lokale
Bedienung des Servers zu ermöglichen. Will der Administrator mehrere Server kontrollieren, kann er
hinter die Geräte einen gewöhnlichen KVM-Switch platzieren.

Der Zugriff erfolgt normalerweise über das Netzwerk, dank einer seriellen Schnittstelle auch mit
einem Modem. Während Peppercon diese Funktion serienmäßig integriert, ist sie bei Lindy
ausschließlich in der Plus-Variante des Switches zu haben. Diese bietet außerdem ein
On-Screen-Menü.

Konfiguration des Lindy-Geräts

Mit der Admin-Software konfiguriert der Systemverwalter das Gerät. Bei Lindy kann er
Netzwerkeinstellungen vornehmen, IP- und MAC-Adressfilter festlegen und bis zu 64 Benutzer
einrichten, die je nach Berechtigungen den angeschlossenen Server steuern und/oder den Switch
konfigurieren dürfen. Ebenfalls der Sicherheit dienen die SSL-Verschlüsselung der Verbindung sowie
der optionale Stealth-Modus, in dem das Gerät keine Echo-Reply-Pakete sendet. So ist er nicht per
Ping-Befehl oder einfachem Netzwerkscan zu entdecken. Weitere Funktionen des Programms sind der
Upload neuer Firmware-Versionen und das Aktivieren der Protokollierung wichtiger Aktivitäten. Da
der Lindy-Switch keinen Speicherplatz für Protokolle besitzt, muss der Administrator den
mitgelieferten Windows-Protokollserver einrichten, wenn er die Aktivitäten aufzeichnen möchte.

Konfiguration von Lara Express

Ähnliche Einstellungen bietet Peppercon mit Lara Express. Die Grundeinstellungen (im
Wesentlichen die IP-Konfiguration) nimmt der Administrator mit einem kleinen Programm unter Windows
oder Linux vor. Die Verbindung zum Gerät kann per Netzwerk, USB oder serieller Schnittstelle
bestehen. Alle weiteren Optionen legt der Systemverwalter dann mittels Browser fest. Die
Videoeinstellungen betreffen die (verlustbehaftete) Kompression, die Farbtiefe und einen
Störungsfilter, während die Netzwerkeinstellungen sowohl die IP-Konfiguration als auch die
Einstellungen des Ethernet-Ports umfassen. Sehr gut gefallen hat uns die Möglichkeit, auf einen
DynDNS-Dienst zurückzugreifen. So ist das Gerät an Anschlüssen mit dynamisch zugewiesener
IP-Adresse permanent zu erreichen. Ebenfalls einstellbar ist die Art der Ereignisprotokollierung
(intern, NFS, SMTP und SNMP). Auch die Möglichkeit von Firmware-Updates ist gegeben. In der
Benutzerverwaltung lassen sich sowohl Standard-User als auch Administratoren definieren.

Steuerung von Servern mit Lindy

Die Bedienung von Servern geschieht beim Lindy-Switch mit einer Windows-Software. Alternativ
steht ein Java-Programm zur Verfügung, sodass die Fernsteuerung von praktisch jeder Plattform aus
möglich ist. Die automatische Kalibrierung der Bildlage sorgt dafür, dass der Bildschirminhalt des
Servers korrekt dargestellt wird. Zusätzlich erlauben Einstellungen für die Bildqualität und eine
Bandbreitenbegrenzung die Anpassung an die Gegebenheiten im Netzwerk.

Im Test stimmte zunächst die Maussynchronisation nicht. Die lokale und die entfernte Maus waren
unterschiedlich schnell, sodass kein vernünftiges Arbeiten mit dem Server möglich war. Das im
Handbuch empfohlene Abschalten der Mauszeigerbeschleunigung löste dieses Problem. Nicht ganz
befriedigend verlief die Beobachtung des Boot-Vorgangs: Der IP Access Switch reagierte nicht
schnell genug auf Umschaltungen des Videomodus und zeigte demzufolge BIOS-Meldungen nicht an. Wer
BIOS-Einstellungen ändern oder in das auf einigen Systemen vorhandene Boot-Menü gelangen möchte,
muss also die entsprechende Tastenkombination "blind" drücken. Positiv fiel die relativ gute
Bildqualität auf, auch wenn hohe Auflösungen des Remote-PCs etwas unscharf auf dem
Administrator-Computer ankamen.

Einige Hürden galt es bei der Nutzung des Java-Clients zu überwinden. Der auf der CD
mitgelieferte Client funktionierte nicht ordnungsgemäß, ein neuerer lässt sich per Browser vom
Switch selbst herunterladen. Dieser arbeitet unter Windows problemlos. Allerdings muss der Anwender
sich zuvor über den Browser in der Admin-Oberfläche des Switches anmelden. Leider ist diese
Vorgehensweise nicht im Handbuch erläutert. Keinen Erfolg hatten wir am Mac (OS 10.4.1) trotz
aktueller Java-Engine. Die Übertragung des Bildes dauerte mehr als 30 Sekunden, und weder
Tastatureingaben noch Mausbewegungen wurden auf den Server übertragen.

Serversteuerung mit Peppercon

Peppercon setzt bei der Remote-Steuerung ganz auf Java, sodass ein Browser dafür genügt. Die
Performance gibt unter Windows sowohl mit Mozilla Firefox als auch mit dem Internet Explorer keinen
Anlass zur Klage. Am Mac mit Safari hingegen laufen grafikintensive Vorgänge wie das Verschieben
von Fenstern sehr träge ab. Echte Prob-leme traten im Test aber nicht auf. Die Fernbedienung kennt
zahlreiche Optionen, darunter eine einstellbare Tastaturzuordnung (falls die Tastaturen auf dem
Administrator- und dem Remote-System unterschiedlich belegt sind) und eine Bildschirmtastatur.
Diese ist hilfreich, um vom Mac aus einen PC zu steuern.

Die Synchronisation von lokaler und Remote-Maus klappte auf Anhieb, sodass wir die
entsprechenden Einstellungen nicht verändern mussten. Nicht ganz perfekt war dagegen die
automatische Bildsynchronisation. Zwar stimmte die Bildlage, aber der Kontrast war zu schwach. Per
Hand korrigierten wir die Einstellungen schnell und problemlos. Wenn der Administrator den lokalen
Benutzer nicht stören will, kann er die Remote-Konsole auf "nur beobachten" stellen. Umgekehrt kann
er auch den exklusiven Zugriff beanspruchen. Das Anzeigen von BIOS-Meldungen erfolgt praktisch in
Echtzeit. Es bereitete im Test keine Probleme, dort Einstellungen vorzunehmen. Die Bildqualität ist
nicht zu beanstanden.

Im Gegensatz zu Lindy bietet Peppercon für die Steuerung des entfernten Systems sowohl
PS/2-Anschlüsse als auch einen USB-Port an. Im Test funktionieren beide gut. Allerdings ist die
Steuerung des Servers mit einer lokalen Konsole ausschließlich über PS/2 möglich. Eine Besonderheit
von Lara Express ist die Emulation eines Disketten- oder CD-ROM-Laufwerks über den USB-Anschluss.
Über entsprechende Image-Dateien stellt der Administrator Disketten oder CDs zur Verfügung. Von
einem der virtuellen Laufwerke aus lässt sich ein entferntes System so booten, sofern das BIOS des
Computers dies unterstützt. Die Image-Datei darf sowohl lokal beim Administrator liegen als auch im
LAN des entfernten Servers. Das ermöglicht sogar entfernte Betriebssysteminstallationen oder
Wartungsarbeiten mit Rettungs-CDs. Die Unterstützung von DVD-Images ist geplant. Etwas verwirrend
sind die praktisch nicht beschrifteten Anschlüsse des nur zigarettenschachtelgroßen Lara Express.
Beispielsweise befinden sich die USB- und PS/2-Ports für den Server an unterschiedlichen
Geräteseiten.

Testlauf mit KVM-Switches

Um mehrere Server am Remote-Standort steuern zu können, haben wir das Lindy-Gerät mit
unterschiedlichen KVM-Switches getestet. Während das Lindy-Gerät am Konsoleneingang des Umschalters
Ucon/a von Guntermann & Drunck einwandfrei arbeitete, übertrug er keine Tastatureingaben an den
Konsolenkonverter Ucon/s. Erwartungsgemäß problemlos war die Zusammenarbeit des IP Access Switches
mit dem KVM-Umschalter CPU Switch Lite von Lindy. Auch mit einem preisgünstigen Umschalter namens
Console Genie traten keine Schwierigkeiten auf.

Peppercon lieferte das Testgerät mit dem Power-Modul, das das Ein- und Ausschalten des
entfernten Servers ermöglicht. Es wird an den seriellen Port von Lara Express angeschlossen und
funktionierte im Test nach der Konfiguration in der Weboberfläche einwandfrei. Da es den seriellen
Port belegt, verhindert dies den gleichzeitigen Anschluss eines Modems zur Einwahl.

Fazit

Lara Express ist dem Lindy-Switch in praktisch allen Bereichen deutlich überlegen. Die
virtuellen Laufwerke erweitern die Remote-Möglichkeiten des Administrators enorm, und der
integrierte DynDNS-Zugriff ist sehr sinnvoll. Der einzige Vorteil des Lindy-Switches ist der
verhältnismäßig niedrige Preis von 603 Euro für die Standardversion. Die Plus-Variante kostet 835
Euro. Lara Express ist nur als OEM-Produkt erhältlich. Der Vertrieb erfolgt derzeit ausschließlich
über Hetec (www.hetec.de) unter dem Namen V-IP. Das Gerät kostet 750 Euro, das Kabel für die lokale
Konsole und den USB-Anschluss an den Server schlägt mit 35 Euro zu Buche.


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