Praxis: Modernisierung eines Logistikzentrums

Verbesserte Energiebilanz

4. Juli 2016, 6:00 Uhr | Uta Schneider, als Beraterin bei Seifert PR in Stuttgart tätig./jos

In Franken eröffnete ein durch und durch intelligentes und energieeffizientes Logistikzentrum - ein Gebäude des Modeunternehmens C&A. Das bereits in sechster Generation von der Gründerfamilie geführte Unternehmen will für erschwingliche Mode für jedermann stehen. Grundlage soll unter anderem eine wirtschaftliche Logistik sein.

In Höchstadt sorgt ein ausgeklügeltes Lager- und Verteilsystem für einen reibungslosen Ablauf. Vernetzte Gebäudesystemtechnik reduziert zudem die Unterhaltskosten und erhöht zugleich die Sicherheit, so der Betreiber. Daher arbeitet etwa die LED-Beleuchtung bedarfsgerecht. Einbruch- und Brandmeldeanlage, Zutrittskontrolle sowie Entrauchung sind miteinander vernetzt. Dies biete Sicherheit, und darüber hinaus lassen sich rund 450 kg CO2 oder 750 kWh pro Arbeitstag einsparen.
Die Logistikhalle misst 180 × 80 Meter, ist 15 Meter hoch und beherbergt im Inneren drei Etagen. Von hier aus verteilt der Modeanbieter seine Waren an sämtliche süddeutschen Filialen. Unzählige Jacken, Hosen, Pullover fahren auf Schlitten durch die Halle und gelangen so auf die richtigen LKWs für die einzelnen Häuser. Liegeware wird in Kartons vorsortiert, über Förderbänder transportiert und anschließend exakt zugeordnet. Die Mode ist in der Regel nicht länger als einen Tag vor Ort, nur wenige Produkte hält das Unternehmen am Lager vor. Das Logistikzentrum ist rundum automatisiert, für einen reibungslosen Ablauf sorgen zudem insgesamt etwa 80 Mitarbeiter. Der Betreiber hat seinen Logistikstandort einem Umwelt-Audit unterzogen, das heißt einer freiwilligen Umwelt-Management- und Umweltbetriebsprüfung. Zudem erfasst und protokolliert er auch die Verbrauchsdaten: Im Schnitt liegt die Hallenbeleuchtung 29 Prozent unter dem CO2-Verbrauch einer konventionellen Halle dieser Größenordnung. Etwa 8.700 kWh weniger Energie bedeutetet dies monatlich. Diese Werte stellen nicht nur eine deutliche Entlastung der Umwelt dar, sie bedeuten nach Angaben des Betreibers auch eine jährliche monetäre Einsparungen im fünfstelligen Bereich.
Energetisch punktet die Halle vor allem aufgrund der vernetzten und intelligent gesteuerten Gebäudetechnik. Die EBM-Ingenieurgesellschaft mit Sitz in Münster war mit der Planung der gesamten technischen Gebäudeausrichtung beauftragt. "Im Fokus der Planung stand dabei eine zukunftsorientierte Lösung, die dem Nutzer eine höchstmögliche Verfügbarkeit sowie geringe Betriebskosten sicherstellt", so Ralf Thaleiser, EBM-Projektleiter und -Key-Account-Manager. Die Installation übernahm im Wesentlichen die Elektrofirma Normbau, für die Programmierung und Integration des KNX-Systems inklusive der Beleuchtung war Klaus Geyer Elektrotechnik zuständig. Klaus Geyer ist Systemintegrator und spezialisiert auf das Thema Gebäudeautomation.
"Wir haben in der Halle etwa 2.600 LED-Leuchten mit Dali-Vorschaltgeräten installiert und über Gateways an das KNX-System angebunden", erklärt Geyer die Dimensionen. "Zur Schaltung der Beleuchtung haben wir zudem etwa 300 Präsenzmelder installiert, sodass die LEDs bedarfsgerecht nur in den Bereichen aktiv sind, in denen auch tatsächlich Mitarbeiter vor Ort sind." Dabei werde immer exakt die Gruppe eingeschaltet, in der sich der Mitarbeiter befindet, sowie die des Bereichs, den er gerade hinter sich gelassen hat. Überall dort, wo dauerhaft gearbeitet wird, regelt die Beleuchtung auf 300 Lux. Gehwege sind mit 150 bis 200 Lux beleuchtet, reine Fluchtwege sind permanent mit 100 Lux erhellt. Bei Wartungsarbeiten lässt sich das System auf Dauerlicht schalten, etwa am zentralen Gira-Control-9-Client in der Verwaltung.
An diesem Control-Client ist auch ersichtlich, wenn Störungen auftreten - unter anderem gibt jede fehlerhafte Leuchte eine Meldung aus. Dies sei praktisch, denn ein möglicher Handlungsbedarf ist sofort feststellbar. Der Wartungsaufwand verringert sich so, da ein Techniker die betroffene Leuchte gezielt ansteuern und austauschen kann. Generell ist eine LED-Beleuchtung nicht nur energieeffizienter als herkömmliche Lösungen, sie ist auch wartungsfreundlicher, da sie sich durch eine lange Lebensdauer auszeichnet. Des Weiteren punktet sie mit einem verbesserten Sehkomfort.
Neben dem gewöhnlichen Stromnetz verfügt die Halle noch über ein Notstromaggregat. Ist ein Wechsel in den Notstrombetrieb nötig, bleibt eine Grundbeleuchtung weiterhin aktiv, sodass sich die Mitarbeiter weiter sicher bewegen können. "Parallel zu den LED-Lichtbändern haben wir noch 1.000 Lautsprecher installiert, sodass sich klare und deutliche Ansagen vom DECT-Telefon aus über die elektroakustische Anlage machen lassen", erklärt Geyer weiter.
"Die Alarmanlage haben wir über eine Schnittstelle ebenfalls mit dem KNX-System gekoppelt. Ist diese scharf geschaltet, deaktiviert sich die Beleuchtung in der Halle und die Tore schließen automatisch." Den Status, also ob die Tore offen oder geschlossen sind, zeigt wieder der Gira-Control-9-Client an.
Im Fall eines Einbruchs oder Brandes schaltet sich überall die Beleuchtung ein, und es erfolgt eine lautstarke Alarmierung vor Ort. Zeitgleich laufen im Brandfall weitere wichtige Funktionen vollautomatisch ab: Die Sprinkleranlage, die von einem großen Wasserspeicher auf dem Gelände gespeist wird, nimmt ihren Betrieb auf. Die Feuerwehr wird alarmiert, die Jalousien im Verwaltungstrakt fahren hoch, die Fluchttüren werden entriegelt und Dachklappen öffnen sich - dies ist hilfreich für eine schnelle Entrauchung der Halle, schon bevor die Löschfahrzeuge eintreffen. Sämtliche Informationen der ins KNX-System integrierten Komponenten laufen im Gira-Facility-Server zusammen. Dieser fungiert als Steuerzentrale hinter der Gebäudeautomation. Dort gehen die Meldungen der Sensoren ein - beispielsweise Präsenzmelder oder Rauchmelder. Das System wertet sie aus und richtet entsprechende Befehle an die Aktoren wie Beleuchtung, Fenstermotoren oder Türschlösser.
Die Heizung der Halle geschieht ebenfalls gezielt mit Radiatoren und Deckenstrahlern, und zwar gekoppelt an den Schichtplan sowie unterschiedliche Arbeitsbereiche. Dort, wo permanent Mitarbeiter ihren Dienst tun, ist die Grundtemperatur höher als in der restlichen Halle.

Im Falle eines Alarms der Rauchmelder löst die Sprinkleranlage aus. Zudem öffnen sich automatisch die Dachklappen zur Entrauchung.

Hängeware fährt auf Schlitten durch die Halle. Das Logistiksystem ordnet sie automatisch den richtigen LKWs zu.

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