LWL-Konzept für Rechenzentren

Vorkonfektionierte Fasern

4. Mai 2023, 7:00 Uhr | Cindy Ryborz/jos
© Wolfgang Traub

Die Nachfrage nach Bandbreite steigt bekanntlich mit der zunehmenden Vernetzung der Welt und der ebenfalls zunehmenden Reife datenintensiver Anwendungen, zum Beispiel KI. Natürlich erfordert dies Anpassungen und bedeutet gleichzeitig mehr Wachstum für die Rechenzentrumsbranche.

Moderne Rechenzentren müssen in der Lage sein, riesige Datenmengen zu verwalten und zu speichern, und so schnell wie möglich betriebsbereit zu sein – während sie Nutzeranforderungen zuverlässig und flexibel rund um die Uhr erfüllen. Dabei reicht die Bandbreite an Rechenzentren von kleinen Edge- und privaten Enterprise-Rechenzentren bis hin zu Multitenant- und Hyperscale-RZs oder Campussen.

Interconnect-Anwendungen und -Lösungen für Rechenzentren haben sich zu einem wichtigen und schnell wachsenden Segment entwickelt, um groß angelegte Implementierungen zu unterstützen, wie beispielsweise die Vernetzung von riesigen Datenhallen mit mehr als 10.000 Glasfasern.

Traditionell werden diese Fasern in Außenumgebungen gespleißt. Bei einer Anzahl von 1.728, 3.456 – oder mehr – kann es aber Wochen dauern, die notwendigen Vorbereitungen zu treffen, diese Mengen an Glasfasern zu spleißen und sie in das Gebäude zu bringen.

Auch innerhalb des Rechenzentrums lässt sich eine Verlagerung hin zu Netzwerkinfrastrukturen mit höherer Geschwindigkeit und Dichte erkennen, und zwar von einer dreistufigen Architektur hin zu flacheren Leaf-Spine-Netzwerken, die den zunehmenden Datenverkehr in Ost-West-Richtung unterstützen.

Erschwerend kommt hinzu, dass qualifizierte Fachkräfte oft nicht oder nicht in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen. Doch selbst mit diesen Arbeitskräften stellen Spleißarbeiten bei hochfaserigen Kabeln eine Herausforderung dar. Die Gefahr, dass Spleiße falsch ausgerichtet sind oder ein falsches Faserbändchen gespleißt wird, steigt mit zunehmender Anzahl der Fasern.

Zeit ist bekanntlich Geld. Vor allem bei großen Rechenzentrumsprojekten. Betreiber wissen, dass sie es sich nicht leisten können, Verzögerungen bei der Netzwerk­installation zuzulassen. Es lohnt sich folglich, intensiv nach Lösungen für dieses Problem zu suchen.

Argumente für Plug-and-Play

Einer der effektivsten Ansätze sind vorkonfektionierte Lösungen, die das Spleißen vor Ort vollständig überflüssig machen. Sorgfältige Tests der Verkabelung können außerhalb des Standorts in einer kontrollierten Umgebung ablaufen. Das komplette Paket lässt sich zur Installation in unzähligen Rohren und Kabeltrassen einsatzfertig auf die Baustelle liefern. Sowohl das vertikale als auch das horizontale Kabel-Management kann durch den Einsatz von vorkonfektionierten Verkabelungslösungen mit Trunks (Stammkabel), Patch-Kabeln und Modulen, oft „Plug-and-Play“-Systeme genannt, verbessert und vereinfacht werden.

Da das Spleißen der LWL-Kabel nicht vor Ort erfolgen muss, verringert sich der Zeitaufwand und entsprechend die Kosten für die Installation. Darüber hinaus reduziert die einfachere und leichtere Implementierung Fehlerquellen und erfordert keine speziell geschulten Fachkräfte.

Schnelle Installation

Wenn sich der Zeitplan für den Bau eines neuen Gebäudes verzögert und andere unvorhersehbare Faktoren wie ungünstige Witterungsbedingungen oder Lieferengpässe die Zeitplanung gefährden, bietet die schnelle Installation mit vorkonfektionierten Verkabelungslösungen einen großen Mehrwert.

Es kann der entscheidende Beitrag sein, der sicherstellt, dass das gesamte Projekt rechtzeitig fertig wird. Bei korrekter Implementierung ist es möglich, die Installationszeit in sogenannten Datacenter-Interconnect-Anwendungen um bis zu 70 Prozent zu reduzieren und ein planmäßiges Sechs-Wochen-Projekt lässt sich dann in nur zwei Wochen abschließen.

Die Skalierbarkeit vorkonfektionierter Systeme ist ebenso entscheidend, wenn es um Rechenzentrumserweiterungen geht. Mit dieser Lösung ist ein Projekt auf der Grundlage eines einzigen Entwurfs mehrfach replizierbar, um eine kosteneffiziente Lösung für steigende Anforderungen zu finden. Rechenzentrumsbetreiber befürchten allerdings bisweilen, dass mit vorkonfektionierten Verbindungen die Link-Leistung beeinträchtigt wird. Doch die heutigen vorkonfektionierten Lösungen bieten eine Qualität, die den Verkabelungsstandards in Bezug auf die Einfügedämpfung der Netzwerkverbindung entspricht oder diese übertrifft, wenn man sie mit gespleißten Lösungen vergleicht. Dafür erfordern Plug-and-Play-Lösungen jedoch eine detaillierte Planung im Vorfeld, bei der die Umgebung und der Grundriss des Rechenzentrums genau berücksichtigt sind. Denn Anpassungen im laufenden Betrieb sind schwierig, wenn das Spleißen bereits im Werk erfolgt ist.

Ein weiterer Punkt, den es zu beachten gilt, ist die Polarität der Glasfasern innerhalb des gesamten Netzwerks. Ein Thema, das bereits bei vielen Installationsprojekten Kopfzerbrechen bereitet hat. Zur Datenübertragung sind bekanntlich ein Sender und ein Empfänger an je einem Ende der Verbindung nötig. Dabei spielt die richtige Zuordnung der Fasern in einem glasfaserbasierenden System eine entscheidende Rolle. Diese Zuordnung bezeichnet man als Polarität.

Dieses Thema wurde mit der Einführung des Multifaser-Steckverbinders (MPO) in den 1990er Jahren noch kritischer, da die Systeme verschiedener Anbieter unterschiedliche Polaritätsmethoden (Typ A, B oder C) verwenden, die allesamt in der Norm ANSI/TIA-568-B.1 definiert sind.

Die Herausforderung bei bestehenden Infrastrukturen liegt also darin, dafür zu sorgen, dass bereits installierte Produkte und neue Produkte korrekt funktionieren und mit der gleichen Polarität ausgestattet sind. Plug-and-Play-Lösungen, die eine universelle Polarität verwenden, bringen hier Erleichterung für den Nutzer, da sie stets die richtige Polarität im Netzwerk-Link aufweisen.

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  1. Vorkonfektionierte Fasern
  2. Auswahlkriterien für vorkonfektionierte Lösungen

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