Business Continuity im Rechenzentrum

Energieversorgung sichern

20. März 2012, 7:00 Uhr | Wolfgang Goretzki/pf, Product Marketing Manager EMEA, Avocent Products and Services bei Emerson Network Power.

Stromausfälle sind heutzutage selten, Spannungsschwankungen hingegen nicht. Letztere können den Betrieb elektronischer Geräte wie Server oder Netzwerkkomponenten jedoch empfindlich stören. Betriebsabläufe geraten ins Stocken. Verlust von Unternehmensdaten, Produktionsausfälle und Umsatzeinbußen können die Folge sein. Hier setzen Systeme zur unterbrechungsfreien Stromversorgung an. Sie sorgen für höchste Ausfallsicherheit und sollten daher schon im Business-Continuity-Plan berücksichtigt sein.

Ein System zur unterbrechungsfreien Stromversorgung (USV) fängt innerhalb eines Jahres rund 1.500 Unterbrechungen der Energiezufuhr ab. Dies ergab die Auswertung von 3.000 USV-Systemen durch Chloride/Masterguard, einem Geschäftsbereich von Emerson Network Power. Damit verfügen USV-Systeme über eine außerordentliche Leistungsfähigkeit. Dieser Umstand führt allerdings dazu, dass die Verantwortlichen bei der Aufstellung von Business-Continuity-Plänen für Rechenzentren die Gefahren durch mögliche Stromausfälle häufig erheblich unterschätzen. Denn die meisten Turbulenzen in den Stromnetzen fangen die USV-Systeme so zuverlässig ab, dass die Rechenzentrumsadministratoren diese Störungen im Stromnetz gar nicht wahrnehmen.
 
Daher wird die Gefahr, die von Stromausfällen ausgeht, in der Business-Impact-Analyse häufig nicht berücksichtigt. Potenziell schädliche Spannungsabweichungen dauern in der Regel nämlich nur wenige Millisekunden. Einen Störfall bemerken die Verantwortlichen aber erst, wenn die externe Stromzufuhr für über eine Sekunde unterbrochen ist. Dies macht weniger als zehn Prozent aller Störfälle aus, kann aber erhebliche Auswirkungen auf den Geschäftsbetrieb haben. Ab diesem Zeitpunkt steigt nämlich die Wahrscheinlichkeit für einen länger anhaltenden Stromausfall deutlich an. USV-Systeme können in dieser Situation die Stromversorgung für zehn Minuten oder sogar mehrere Stunden übernehmen. Es bleibt in der Regel also genügend Zeit, um auch größere Stromausfälle weitgehend unbeschadet zu überstehen, die Last geordnet herunterzufahren oder einen Dieselgenerator zu starten. Wie im Störfall im Einzelnen zu reagieren ist, sollten die Verantwortlichen in einem Notfallplan exakt festlegen. Steht ein Generator zur Verfügung, so muss beispielsweise klar definiert sein, ab wann dieser starten und die Stromversorgung übernehmen soll. Außerdem ist dafür zu sorgen, dass nach einem Einsatz die Batterie des USV-Systems wieder ausreichend geladen ist, wenn die Systeme wieder hochfahren. Dies gilt natürlich auch für Fälle, bei denen ein Dieselgenerator beziehungsweise eine Wasserstoff-/Brennstoffzelle zum Einsatz kommen. Denn der Start dieser Zusatzsysteme verbraucht Batteriestrom und kann unter Umständen längere Zeit beanspruchen.
 
Stromausfällen vorbeugen
 
Dauert ein Stromausfall bereits mehrere Stunden, fehlt häufig die Zeit, um die Batterien der USV-Systeme wieder vollkommen aufzuladen. In diesem Fall müssen die Batterien ersetzt werden. Im Business-Continuity-Plan muss also auch festgeschrieben sein, in welchem Umfang Ersatzbatterien permanent vorzuhalten sind. Ist für die Überbrückung eines längeren Stromausfalls außerdem der Einsatz eines Dieselgenerators vorgesehen, sollte stets genügend Kraftstoff vorhanden sein und der Dieseltank rechtzeitig wieder aufgefüllt werden. Damit sich Notfallmaßnahmen planmäßig durchführen lassen und greifen können, ist im Business-Continuity-Plan folglich neben den situativ in einer Notfallsituation anfallenden Aufgaben auch detailliert aufzulisten, welche Ersatzteile vorzuhalten sind und ob die Verantwortlichen Treibstoff nachbestellen müssen.
 
Regelmäßige Wartung
 
Darüber hinaus muss der Plan regelmäßige Wartungen vorsehen. Diese können entweder ein unternehmenseigenen Wartungsdienst oder ein externer Dienstleister vornehmen. Ein externer Wartungsdienst kann in der Regel Fehler wie das Unterbleiben der Zurücksetzung des Systems nach einem Alarm, fehlerhafte Schaltungen oder die Abnutzung einzelner Komponenten auch per Fernüberwachung aufdecken. Damit ist er in der Lage, beispielsweise einen Spannungsabfall der Batterien oder fehlerhafte Einstellungen der Systeme frühzeitig zu entdecken.
 
Für extrem kritische Rechenzentren stellen solche Anbieter außerdem eine Fernüberwachung rund um die Uhr bereit. Emerson Network Power beispielsweise bietet den europaweiten „Life“-Service an. Eine solche Dienstleistung ist besonders für Unternehmen mit verschiedenen europäischen Standorten interessant, denn sie ermöglicht eine einheitliche Business Continuity für alle Niederlassungen. Erfahrene Techniker prüfen kontinuierlich das gesamte System, von den Messwerten des Generators bis hin zu den einzelnen Schaltern und nehmen ein Gros der Reparaturen per Fernzugriff vor. Für notwendige Vor-Ort-Einsätze bringen die Techniker dank Fernüberwachung bereits das notwendige Wissen inklusive der benötigten Werkzeuge und Ersatzteile mit, um eine schnelle Reparatur zu garantieren. Auf diese Weise lässt sich eine Störung schnellstmöglich und mit nur geringem Aufwand beheben.
 
Fehlerquellen beseitigen
 
Ganz gleich wie ausgefeilt ein Business-Continuity-Plan auch im Vorfeld erscheinen mag, es können im Lauf der Zeit weitere Aspekte hinzukommen. Fehlerquellen sind daher kontinuierlich aufzuspüren und auszuräumen. So lässt sich beispielsweise anhand der Einsatzhäufigkeit eines Generators die Anzahl an Fehlern abschätzen. Mögliche Ursachen für einen Fehlstart können neben schadhaften oder leeren Batterien zu wenig Kühlmittel oder defekte Sensoren sein. Es kommt auch vor, dass der Generator irrtümlicherweise nicht auf Autostart, sondern auf Handbetrieb eingestellt ist oder dass eine Bremse oder der Nothalt infolge einer Wartung oder eines Service-Einsatzes nach einem Stromausfall ausgelöst wurden.
 
Tritt der schlimmste Fall ein und die unterbrechungsfreie Stromversorgung springt im Störfall nicht an, ist der Grund dafür häufig menschliches Versagen oder ein Fehler in der Vorbereitung und Planung der Business Continuity. Wenn ein solcher Fall eintritt, sollten die Verantwortlichen diesen Vorgang in den bestehenden Plan mit aufnehmen und entsprechende Maßnahmen für die zukünftige Vermeidung festlegen.
 
Lastschwankungen gezielt steuern
 
Nicht selten lassen sich Stromausfälle im Rechenzentrum durch geschicktes Management der gesamten Infrastruktur vermeiden. Denn RZ-Verantwortliche, die wissen, wann und wo ihre Ressourcen belastet werden, können bereits frühzeitig gegensteuern, indem sie beispielsweise die Lastverteilung ändern. Vor allem Virtualisierung erhöht durch die permanente Verlagerung virtueller Maschinen die Dynamik im Rechenzentrun und somit die Lastschwankungen. Dies führt zu einem wesentlich stärker variierenden Strombedarf und erhöht die Gefahr von Ausfällen deutlich.
 
Ganzheitliches DCIM gefragt
 
Für die Sicherstellung von Business Continuity reichen daher gängige Lösungen für das Infrastruktur-Management nicht aus. Es bedarf vielmehr einer Lösung, die ein umfassendes Management der gesamten Infrastruktur erlaubt – also sowohl der IT- als auch der Facility-Komponenten. Mit solch einer Lösung für ganzheitliches Datacenter Infrastructure Management (DCIM) lassen sich die kritischen Wechselbeziehungen im Rechenzentrum detailliert erfassen und managen. Die Lösung bezieht in Echtzeit gemessene Daten mit ein, berücksichtigt auch Veränderungen der virtuellen Infrastruktur und erlaubt auf diese Weise eine dynamische Optimierung der gesamten RZ-Infrastruktur. Mit einer modernen DCIM-Lösung wie etwa Trellis von Emerson Network Power können die Verantwortlichen daher möglichen Schwankungen in der Stromversorgung im Vorfeld entgegensteuern. Größere Unterbrechungen und Ausfälle der Energiezufuhr lassen sich so verhindert.
 
Fazit
 
Angesichts der verheerenden Folgen, die die Unterbrechung der Stromversorgung für Unternehmen haben kann, sollte ein Business-Continuity-Plan auch die Stromversorgung in Rechenzentren berücksichtigen. Dabei gilt es, bei der Planung von Vorsorgemaßnahmen, potenzielle Gefahrenquellen zu erkennen und regelmäßige Wartungsarbeiten durchzuführen. Wichtig dabei ist es außerdem, gewissermaßen den gesamten Weg der Energieversorgung im Auge zu behalten. Nur können die Verantwortlichen sicherstellen, dass USV-Systeme und Generatoren stets einsatzbereit sind und im Notfall die Stromversorgung übernehmen. Wenn darüber hinaus eine modernen DCIM-Lösung sowohl IT- als auch Facility-Rechenzentrumskomponenten überwacht, lassen sich Schwankungen in der Stromversorgung vielfach ausgleichen, noch bevor es zu größeren Unterbrechungen und Ausfällen kommt.

Ganzheitliches Datacenter Infrastructure Management erfasst und managt die kritischen Wechselbeziehungen zwischen IT und Facilities.

USV-Systeme wie etwa Trinergy von Emerson Network Power sorgen für höchste Ausfallsicherheit im RZ.
LANline.

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