Optimaler Wirkungsgrad bei einer Einhausung

Integration von Löschsystemen

14. Juni 2011, 6:00 Uhr | Jörg Poschen/jos

Eine Einhausung ist energetisch meist günstig, sie kann allerdings dem Brandlöschsystem in die Quere kommen. Dabei reichen oft einfache und kostengünstige Mittel, um beide Anforderungen erfüllen zu können.Die folgenden Überlegungen gehen einmal nicht auf die bereits erschöpfend erläuterten und durch diverse Expertisen belegten funktionalen und wirtschaftlichen Vorteile einer Kaltgang-Einhausung im Rechenzentrum ein, sondern beleuchten ein Problem, auf das Anwender häufiger bei der Planung oder Errichtung einer Gangschottung stoßen: Es geht um die Integration und Integrierbarkeit von bestehenden Brandmelde- und -vermeidungssystemen sowie den Erhalt des freien Zugangs zu allen über den Racks oder an der Decke geführten Versorgungstrassen. Darüber hinaus stellt der Text einige Best Practices vor, die einer Einhausung erst zu einer vollen Entfaltung ihres Wirkungsgrads verhelfen.

Passen Löschsysteme und Einhausung zusammen?

Generell sind viele RZ-Betreiber und -Verantwortliche bei einem Energieeinsparpotenzial zwischen zwanzig und 30 Prozent bereit, eine bauliche Einhausung ihrer kalten Gänge vorzunehmen. Die erste Begeisterung ebbt dann aber häufiger wieder ab, wenn es um die konkrete Planung und Umsetzung dieser Maßnahme geht. Schuld daran sind dann zumeist bestehende Brandschutzsysteme an der Rechenzentrumsdecke, deren Funktion natürlich unbedingt erhalten werden muss. Dadurch steigt für gewöhnlich bei einer baulichen Einhausung der Material?, Installations- und Kostenaufwand. Schließlich gilt es, spezielle Dachpaneele zu verwenden, die mit einem sensorischen oder mechanischen Auslösemechanismus versehen sind, der bewirkt, dass sich die Dachkonstruktion bei kritischen Temperaturen um die 58 (± 2) °C automatisch absenkt, sodass sich das Löschmittel von der Decke innerhalb des eingehausten Gangs verteilen kann. Will man als Anwender dann auf Nummer sicher gehen, dass im Fall der Fälle alles funktioniert, wird ein Absenkungstestlauf fällig, nach dem bei einem günstigen Verlauf lediglich die Auslösemechanismen erneuert werden müssen und im "worst Case" auch die Dachpaneele zu ersetzen sind. Dies kann viel kosten und hat natürlich Auswirkungen auf die gesamten TCO und Amortisationszeiten. Selbst wenn die Bereitschaft besteht, für eine solche aufwändige Dachkonstruktion bei einer baulichen Einhausung mehr zu investieren, bleibt das Problem bestehen, dass die Brandschutzsysteme an der Decke sowie womöglich vorhandene Kabeltrassen sowie Stromversorgungsleitungen über dem kalten Gang für Routineprüfungen, Wartungsarbeiten und Erweiterungen nur sehr schwer zugänglich sind.

Kein Problem hingegen stellt die Integration von Löschsystemen per Gas für eine bauliche Einhausung dar: Die festen Verbindungen der einzelnen Seitenpaneele und das hohe Auflagegewicht der Dachelemente bieten dann entscheidende Vorteile: Durch die hohe Dichtigkeit kann bei einem Feuer der Sauerstoff nicht aus dem eingehausten Gang entweichen und somit den Brand weiter entfachen. Zudem kann eingeleitetes Löschgas in dem eingekapselten Kaltgang der Luft den Sauerstoff schnell entziehen und so besonders wirkungsvoll den Brand eindämmen.

Grünes Licht für Overhead-Brandschutz

Die Einhausung selbst und eine Integration von Overhead-Brandschutzsystemen lassen sich entgegen der oben erläuterten Schwierigkeiten auch kostengünstiger und konstruktiv viel einfacher realisieren: Eine Lösung für eine "normale Umgebung" ohne abgehängte Decke könnte zum Beispiel sein, die Dachpaneelen einfach wegzulassen, die Einhausung circa 30 bis 50 cm über die oberen Rack-Höhen (wie eine Verschachtung) hinaus zu errichten und die Klimageräte mit einem Schacht, der bis nahe an die Deckenhöhe reicht, zu versehen. So würde die von der aktiven Hardware in den Racks abgegebene Abluft aus dem Warmgang zur Decke hin aufsteigen, durch die erhöhte Einhausung nicht in den Kaltgang einströmen und ließe sich durch den über die Verschachtung der Klimageräte erzeugten Sog an der Decke abführen.

Übertragbar ist diese Lösung natürlich auch auf RZ-Umgebungen mit einer abgehängten Zwischendecke. Hier müssten lediglich zusätzlich zu der um 30 bis 50 cm über die Rack-Oberkanten hinausreichenden Einhausung des Kaltgangs über dem Warmgang passive Lochplatten in der Zwischendecke eingesetzt oder bereits vorhandene genutzt werden. Zudem ist der Schacht der Klimageräte bis in die Zwischendecke zu führen. Durch den Wegfall der Dachkonstruktion bleibt bei beiden Varianten auch der uneingeschränkte Zugang zu allen über den Racks und an der Decke installierten Trassen und Versorgungsleitungen erhalten, wodurch sich Routineprüfungen, Wartungsarbeiten oder Erweiterungen einfach durchführen lassen.

Wie lassen sich Aufwand und Kosten bei der Integration von Löschsystemen und der Einhausung aber generell noch weiter senken? Ein noch weiter verbessertes Kosten-/Nutzenverhältnis und entsprechend kürzere Amortisationszeiten sind zu erzielen, wenn die Einhausung und die Integration des Overhead-Löschsystems anstatt mit festen Paneelen über Kunststoffvorhänge geschehen. Der Aufbau erfolgt dann analog zu dem oben geschilderten Vorgehen. Die umlaufende Erhöhung zur Verschachtung der Rack-Reihen wird dann über Vorhänge bewerkstelligt, die über einen selbsttragenden Rahmen oder Profile am Rack aufgezogen sind. Alternativ können die Profile auch direkt von der Decke oder der Hohlraumdecke in entsprechender Höhe abgehängt werden, um die Vorhänge in gewünschter Höhe aufzunehmen.

Die Kostenvorteile dieser "soften" Variante erklären sich dadurch, dass die Investition für das Material und die Projektierungsdauer bei einer baulichen Lösung stärker ins Gewicht fallen: Beim festen Aufbau muss eine penible Messung vor Ort im Rechenzentrum erfolgen und die Profile und Paneele dann beim Hersteller genau nach Maß zugeschnitten werden. Nachträgliche Anpassungen vor Ort sind angesichts der verwendeten Materialien wie Glas, Bleche und Metall nur bedingt oder nur unter erheblichem Aufwand möglich. Anders verhält es sich bei Kunststoffbahnen, die sich einfach von einer Rolle in unterschiedlichsten Abmessungen ablängen lassen. Dies verhindert Verschnitt, verkürzt die Vorplanung und Montagedauer. Zudem sind die Kosten von Kunststoffbahnen erheblich niedriger als die von festen Paneelen.

Maximaler Wirkungsgrad bei einer Einhausung

Auf diesen Kostenvorteil müssen jedoch Rechenzentrumsbetreiber verzichten, die auf eine Löschung per Gas setzen. Die für das mit Druck eingeleitete Löschgas erforderliche hohe Dichtigkeit eines Containment-Systems ist bei einer soften Lösung durch die unverbundenen und in der Länge überlappend angeordneten Kunststoffbahnen naturgemäß nicht gegeben.

Info: DaxtenTel.: 030/8595370Web: www.daxten.de

Die Skizze zeigt eine erhöhte Einhausung, die ohne Dachelemente auskommt und sich für eine Integration von Overhead-Löschsystemen eignet.

Das Basisprofil für eine hybride Einhausung nimmt sowohl feste Paneele als auch Kunststoffvorhänge auf.

Alle Maßnahmen zur Entfaltung des vollen Wirkungsgrads bei einer Einhausung auf einen Blick.

Ein Beispiel für eine Einhausung mit Vorhang in einer "Live-Umgebung".
LANline.

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