Interview mit Jutta Gräfensteiner, Cisco

„Nachhaltigkeit wird Business Imperative“

10. Februar 2022, 7:00 Uhr |
© Wolfgang Traub

Im Herbst 2021 gab Cisco bekannt, man wolle bis 2040 „Net Zero“ erreichen, also treibhausgasneutral agieren. Dies gelte für Scope 1, 2 und 3 gemäß Greenhouse Gas Protocol, also für den eigenen Betrieb, zugekaufte Ressourcen (Strom, Heizung, Kühlung etc.) sowie über die gesamte Wertschöpfungskette von den Lieferanten bis zur Kundschaft. Laut Ciscos „Purpose Report 2021“ entstehen allerdings 73 Prozent der Treibhausgase durch den Einsatz der Lösungen beim Kunden (was Cisco nur teilweise beeinflussen kann), 25 Prozent in der Lieferkette (hier könnte man Druck machen) und nur zirka ein Prozent im Hause Cisco selbst. Vor diesem Hintergrund sprach LANline mit Jutta Gräfensteiner, Director Country Digitization Acceleration, Country Plan and Sustainability bei Cisco Deutschland, wie der IT-Ausrüster seine Nachhaltigkeitsbemühungen hierzulande vorantreiben will.

LANline: Frau Gräfensteiner, wie sehen Ciscos Aktivitäten für mehr Nachhaltigkeit hierzulande aus?

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„Der große Hebel, den wir haben, sind unsere eigenen Produkte“, so Cisco-Managerin Jutta Gräfensteiner.
„Der große Hebel, den wir haben, sind unsere eigenen Produkte“, so Cisco-Managerin Jutta Gräfensteiner.
© Cisco

Jutta Gräfensteiner: Wir verwenden so weit wie möglich erneuerbare Energie für unsere Gebäude, in Deutschland beziehen wir nahezu 100 Prozent Ökostrom. In Ländern, in denen dies nicht möglich ist, investieren wir in die Möglichkeiten der Erzeugung erneuerbarer Energie. Doch der große Hebel, den wir haben, sind unsere eigenen Produkte. Hier wollen wir so viel Energie einsparen wie möglich. Cisco Silicon One zum Beispiel benötigt 95 Prozent weniger Energie bei 35 Prozent mehr Leistung. Ein weiteres Ziel ist es, bis 2025 alle unsere Produkte nach Kreislaufwirtschaftskriterien zu entwickeln.

LANline: Nutzt Ihre Belegschaft bereits E-Autos als Firmenfahrzeuge?

Jutta Gräfensteiner: Unsere Beschäftigten haben die Wahl zwischen Verbrennern und E-Autos als Firmenfahrzeug. Wir arbeiten aktuell an einem neuen Mobilitätskonzept für die Umstellung auf Elektrofahrzeuge und betrachten dabei auch den Einbau der Wallbox bei den Beschäftigten zu Hause. Außerdem erstattet Cisco Bahntickets für Firmenreisen, selbst wenn jemand ein Firmenfahrzeug hat.

LANline: Wie sehen die Pläne für die  Home-Office-Nutzung aus?

Jutta Gräfensteiner: 58 Prozent der Cisco-Mitarbeiter weltweit gehen davon aus, dass sie auch nach der Corona-Pandemie noch zirka zwei Tage pro Woche von zu Hause aus arbeiten können. Dieser Hybrid-Work-Ansatz ist von Cisco absolut unterstützt.

LANline: Auf welche Weise lässt sich die Belegschaft zu nachhaltigem Handeln motivieren?

Jutta Gräfensteiner: Hier muss man drei Bereiche unterscheiden: Es gibt den Aspekt Mitarbeiter im Büro, da geht es um ein umweltfreundliches Fahrzeug, weniger drucken oder das Licht ausschalten, wenn man den Raum verlässt. Zweitens gibt es den Aspekt: Wie unterstütze ich den Kunden mit Cisco-Produkten, damit er nachhaltiger arbeiten kann? Und drittens ist da der Mensch als Individuum: Wir generieren Awareness darüber, was Cisco weltweit für mehr Nachhaltigkeit unternimmt, und geben Ideen, was jeder einzelne beitragen kann. Wir sind dabei, einen entsprechenden Ausbildungsplan aufzubauen. Hier gehen wir in dedizierten Vorträgen auf Aspekte der Nachhaltigkeit ein: Was macht Cisco beim Thema Kreislaufwirtschaft, was mit Partnern, was lässt sich beim Kunden adressieren? Es geht darum, erst einmal gedanklich und emotional die Reise in Richtung mehr Nachhaltigkeit zu eröffnen, um dann auch konkrete Maßnahmen zu vermitteln.

LANline: Und wie sieht das dann in der Praxis aus? Könnten Sie mir dazu ein Beispiel nennen?

Jutta Gräfensteiner: Wir hatten kürzlich unseren Giving-back-Monat für soziales Engagement mit Themenwochen. Die erste Themenwoche fand zum Thema Nachhaltigkeit statt. Es gab jeden Tag einen neuen Vortrag, zu dem alle Beschäftigten in Deutschland eingeladen waren, zu Themen wie Müllvermeidung im Büro und privat, mit einem Wettbewerb‚ das beste ‚Foto zur Müllvermeidung‘ einzureichen, oder auch einen Vortrag zur Frage: ‚Wie verändert Dekarbonisierung das Portfolio unserer Finanzdienstleister?‘ Es ist also ein Potpurri verschiedener Aktivitäten, um unsere Mitarbeiter für das Thema Nachhaltigkeit zu öffnen.

LANline: Wie planen Sie, auf Cisco-Partner einzuwirken, sich ebenfalls in Richtung von mehr Nachhaltigkeit zu bewegen?

Jutta Gräfensteiner: Es wird eine Sustainability-Zertifizierung für Partner geben, die wir im Mai launchen werden. Mit ihr verbunden sind Trainings, Trade-ins sowie Vertriebs-Incentives. Außerdem haben wir im Oktober einen weltweiten Nachhaltigkeits-Wettbewerb für Vertriebspartner vorgestellt. Hier hat Cisco über eine Million Dollar an Preisgeldern für nachhaltige Ideen und Lösungen ausgelobt.

LANline: Status quo: Was ist konkret in Vorbereitung?

Jutta Gräfensteiner: Nachhaltigkeit ist in Deutschland nun erstmalig Bestandteil des Country Plans, bislang war das ein Thema ausschließlich auf weltweiter Ebene. Was nun konkret ansteht, ist das grüne Mobilitätskonzept für die Beschäftigten, eine Shortlist für die Partnerschaft mit  Umweltverbänden in Deutschland und gemeinsame Projekte und Initiativen mit Vertriebspartnern.

LANline: Abschließend: Welche Rolle wird Nachhaltigkeit im künftigen Geschäftsleben spielen?

Jutta Gräfensteiner: Nachhaltigkeit wird Business Imperative, fundamental für den zukünftigen Geschäftserfolg von Unternehmen. Nachhaltigkeit ist ein Thema, das uns alle angeht. Es geht nur im Verbund – Kunden müssen mitziehen, ebenso natürlich die Gesellschaft und die Politik. Wir sind alle in der Verpflichtung.

LANline: Vielen Dank für das Gespräch.


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