VMworld Europe 2011 in Kopenhagen

Auf dem Weg in die Multi-Cloud-Welt

28. November 2011, 7:00 Uhr | Dr. Wilhelm Greiner

Über 7.000 Besucher, Partner, Aussteller und Mitarbeiter versammelte Gastgeber VMware laut eigener Aussage Mitte Oktober auf seiner Hausmesse VMworld im Bella Center von Kopenhagen. Im Fokus der diversen Produktvorstellungen stand diesmal das Thema IT-Management. Damit macht sich VMware auf den Weg in die RZ- und Cloud-übergreifende Welt künftiger kontextbezogener Applikationen.VMwares Chief Technology Officer Dr. Stephen Herrod eröffnete die europäische VMworld mit einer Keynote, die sich um zahlreiche neue Lösungen vor allem aus dem Bereich der Verwaltungswerkzeuge rankte. Die wohl wichtigste Ankündigung betraf die Vcenter Management Suite 5.0: Die Erweiterung der erst im Mai 2011 vorgestellten Lösung Vcenter Operations soll die Verwaltungsprozesse in Private-Cloud-Umgebungen verschlanken. Dazu bietet die Software laut Herrod dank der Tools Capacity IQ und Configuration Manager Funktionen für das integrierte Konfigurations?, Kapazitäts- und Performance-Management. Auch applikationsbezogene Auswertungen und Analysen seien möglich (LANline berichtete, zu Details siehe Link).

Schritte in Richtung ITaaS

Auf "Devops"-Abteilungen - Entwicklung und Betrieb von Applikationen - zielt die Vfabric Application Management Suite 1.0: Sie soll Provisionierung, Deployment und Monitoring von Anwendungen vereinfachen, unter anderem mittels Blueprints mit der Lösung Appdirector. Das Tool Vfabric App Insight gibt dazu laut Herrod transaktionsbezogene Performance-Daten aus. Die Suite sei für VMwares hauseigene Plattformen optimiert, aber nicht auf sie beschränkt. Dem CIO wiederum will VMware mit der IT Business Management Suite auf der Basis der Digital-Fuel-Akquisition das Lieferanten?, Service-Level- und IT-Financial-Management erleichtern. Unterstrichen wird der Suite-Gedanke dadurch, dass sich VMware angenehmerweise um ein einheitliches Look-and-Feel seiner Management-Lösungen bemüht. Die Neuvorstellungen bringen, so Stephen Herrod augenzwinkernd, "zwar nicht den Weltfrieden, aber immerhin einen weiteren Schritt in Richtung IT as a Service".

Mit Appblast - derzeit laut Herrod noch im Projektstatus - will VMware den Internet-basierten Zugriff von jedem Endgerät aus auf jede Applikation ermöglichen. Dieses Konkurrenzprodukt zu Citrix? universellem Remote-Access-Client namens Receiver soll ausschließlich HTML 5 nutzen und damit ohne Plug-ins auskommen. Dank Horizon Mobile lassen sich auch Smartphones virtualisieren, bislang Android-Geräte von LG und Samsung.

Dem KMU-Markt will das Softwarehaus mit der Einstiegslösung VMware Go den Weg in die Welt virtualisierter Umgebungen ebnen. Dank der Vsphere Storage Appliance (VSA) können Kleinunternehmen, die über keine Speicherinfrastruktur verfügen, Plattenplatz lokaler Rechner als Shared Storage definieren. Die VSA-Instanzen spiegeln sich gegenseitig, sodass beim Ausfall einer solchen VM die übrigen Storage-Einheiten für die Ausfallsicherheit des Datenbestands sorgen, so der VMware-CTO.

Die hauseigene, marktführende Virtualisierungsplattform Vsphere 5 bietet laut Herrod nicht nur Auto-Deployment für automatisierte Rollouts der aktuellsten Images, sondern dank neuer Isolationsmethoden auch eine bessere Abschottung der VMs. Vshield Endpoint sorge für den Viren- und Malware-Schutz der VMs, die Application Firewall Vshield App für Schutz vor Datenverlusten, Vshield Edge für SSL-Terminierung und Load Balancing. Laut Stephen Herrod ist "in diesem Feld noch viel mehr zu erwarten" - was man auch so verstehen könnte, dass der eingebaute Schutz virtualisierter Umgebungen noch nicht wirklich ausgereift ist.

Neue Data-Center-Ära

Zu diesem einleitenden Produkt-News-Feuerwerk lieferte Raghu Raghuram, Senior Vice President und General Manager Cloud Infrastructure and Management, in seiner Keynote am zweiten VMworld-Tag den strategischen Unterbau. Raghuram postulierte das "Software-getriebene Data Center", das es ermöglichen soll, von der immer höheren Server- und Workload-Dichte hochgradig oder gar komplett virtualisierter RZs zu profitieren. Im Jahr 2014 werde der Durchschnitts-Server mit zwei CPUs, 16 Cores pro Socket, 300 GByte RAM und stolzen 320 VMs für "Hyperdichte" im RZ sorgen. Als Symptome des anstehenden grundlegenden Wandels nannte VMwares Cloud-Vordenker neue Applikationsarchitekturen (Cassandra, Gemfire, Hbase, Riak), neue Arten der Interaktion (Like- und Tweet-Buttons) sowie neue Endgeräte, Frameworks, Datentypen, Infrastrukturen und Plattformen. Massive Skalierbarkeit werde ein notwendiges Charakteristikum aller Unternehmensapplikationen, was im Data Center wiederum Eingriffe in Architektur und Betriebsmodell erfordere: Eine Cloud-Architektur sei gefragt, Elastizität und Mobilität der Anwendungen, das Ersetzen ausgefallener (virtueller) Server statt Troubleshooting (und damit Failover in nur zwei Minuten), all dies auf der Basis eines intelligenten Policy-Managements. Dieses "programmatische" oder "New Age" Data Center gebe es heute schon bei Google und Facebook, die VMware Cloud Infrastructure Suite werde dies den übrigen Enterprise-Kunden ermöglichen.

Der Hypervisor sei heute alltäglich, aber IaaS und PaaS (Infrastructure/Platform as a Service) seien heute noch getrennte Welten. "Infrastructure PaaS? werde hier für Ressourcen-Pooling und Service-Qualität sorgen, und dies über Rechenzentren hinweg, so Raghuram. Eine neue softwaregetriebene Storage-Infrastuktur entstehe, um diese neuen Applikationen zu unterstützen, Amazons S3 liefere das neue Storage-Modell. Damit werde es künftig einem einzelnen Administrator möglich sein, 10.000 VMs zu verwalten. Gartner-Analyst Alessandro Perilli warnte aber gegenüber LANline: "Um dorthin zu gelangen, muss man die Infrastruktur, Management-Tools, Workloads, Integration, Prozesse und Kultur ändern." Dieses Ziel sei damit noch "weit entfernt?, zumal Unternehmen - anders als etwa Google oder Facebook - mit einer Vielzahl unterschiedlicher Workloads zu kämpfen hätten.

Einem "Workload-aware Network? steht heute laut Raghuram noch die begrenzte Flexibilität des Netzwerks entgegen. Das neue Verfahren VXLAN, als IETF-Standard eingereicht, soll die netzwerkübergreifende Identität der VMs sicherstellen, ähnlich wie ein Mobiltelefon seine ID behält, selbst wenn man zwischen Mobilfunknetzen wechselt. Damit könne das virtuelle Data Center über physische Rechenzentren hinweg skalieren. Wichtig sei jedoch ein intelligentes Policy-Management, das über das klassische RZ hinausreichen müsse. Dem stimmte Gartner-Analyst Perilli voll und ganz zu, bezeichnete dies aber als "enorme Herausforderung".

Compliance muss sich laut Raghu Raghuram weiterentwickeln: vom Attribut eines RZs zu dem des Services, den man nutzen möchte. Die schiere Masse der Events und Metriken in einem solchen New Age Data Center erforderten neue statistische Management-Methoden. Diese sind laut Perilli "von grundlegender Bedeutung für das korrekte Capacity-Management". Ziel der Transformation ist laut Raghuram ein "Desired State Management für Rechenzentren?, also die laufende Kontrolle des Sollzustands durch intelligente Software und hochgradige Automation.

Wichtig für Unternehmen wird es in dieser Cloud-Welt sein, geeignete externe Partner zu finden, um Hybrid Clouds und eines Tages vielleicht sogar automatisierte Skalierung von Workloads in die Cloud ("Cloudbursting") zu realisieren. VMware verweist hier auf sein VMware Service Provider Program (VSPP) mit über 6.000 Partnern, die meisten davon aus dem Hosting-Umfeld. Das VSPP umfasst bislang nur sieben extern zertifizierte globale Provider, der einzige paneuropäische Provider darunter ist der britische Netzbetreiber Colt. Entsprechend oft verwies VMware auf der Kopenhagener Hausmesse auf diesen Partner.

Kontextbezogenes Computing

Der wegen einer Gartner-Konferenz verspätet eingeflogene CEO Paul Maritz konnte sichtlich übermüdet, aber stolz verkünden, dass über 50 Prozent aller x86-Server virtualisiert sind und VMware hier einen Marktanteil von 76 Prozent hält, sodass jeder dritte Enterprise-Server heute auf VMware-Basis laufe. Die Low-Level-Virtualisierung sei "die neue Hardware". "Wir sind auf dem Weg in eine Multi-Cloud-Welt", erklärte Maritz, für das von Gartner postulierte "kontextbezogene Computing" seien aber noch "große Anstrengungen nötig". Eben deshalb ziehe VMware derzeit die Management-Tools zu einer Suite zusammen.

"Wir bringen die Vorteile der virtuellen Welt hinüber in die physische Welt", ergänzte der Deutschland-Chef Jörg Hesske im LANline-Interview. Eine große Herausforderung sei dabei: "Der CIO muss sein Organisation Cloud-ready gestalten." VMwares aktuelle Virtual-Desktop-Lösung View 5 sei in Deutschland "extrem gut angekommen", Desktop-Projekte hätten hierzulande jedoch einen sehr langwierigen Sales-Zyklus, so Hesske.

Mit über 200 Sessions und rund 125 Ausstellern - von Cisco, Dell, EMC, HP, IBM und Netapp über Brocade, CA, Veeam, Solarwinds, Symantec und Trend Micro bis hin zu Spezialisten wie F5 und Silver Peak - hat sich die VMworld Europe als wichtige Fachmesse etabliert. Nächstes Jahr wird sie in Barcelona stattfinden. Ein Besuch wird sich garantiert wieder lohnen.

Der Autor auf LANline.de: wgreiner

VMwares CTO Dr. Stephen Herrod eröffnete die europäische VMworld mit zahlreichen News vor allem zu Management-Tools. Bild: Dr. Wilhelm Greiner

Dank Lösungen wie View, Horizon App Manager und Horizon Mobile sollen Anwender künftig von beliebigen Endgeräten aus an ihre Daten und Applikationen gelangen, so VMware-CEO Paul Maritz. Bild: Dr. Wilhelm Greiner
LANline.

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