Fachkräftemangel trotz Krieg und Krisen

Bitkom: In Deutschland fehlen 137.000 IT-Fachkräfte

1. Dezember 2022, 12:30 Uhr | Anna Molder
© Bitkom

Der Mangel an IT-Fachkräften hat sich verschärft – trotz der schwierigen konjunkturellen Lage, weiterer Krisen und der Verwerfungen, die von dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine ausgehen. Derzeit fehlen in Deutschlands Unternehmen 137.000 IT-Fachleute quer durch alle Branchen. Damit liegt die Zahl sogar über dem Vor-Corona-Jahr 2019 mit 124.000 unbesetzten Stellen. Die Corona-Pandemie hatte den Fachkräftemangel in den Jahren 2020 und 2021 leicht abgemildert. 2020 waren 86.000 Stellen für IT-Fachkräfte offen, vor einem Jahr 96.000. Das sind Ergebnisse der aktuellen Bitkom-Studie zum Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte, für die man 854 Unternehmen aus allen Branchen repräsentativ befragt hat.

„Wir erleben auf dem IT-Arbeitsmarkt einen strukturellen Fachkräftemangel. Der Mangel an IT-Fachkräften macht den Unternehmen zunehmend zu schaffen und wird sich in den kommenden Jahren dramatisch verschärfen“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. „Der demografische Wandel führt dazu, dass signifikant weniger junge Menschen mit IT-Qualifikationen auf den Arbeitsmarkt kommen, und zugleich scheiden mehr Ältere aus einschlägigen Berufen aus. Der Fachkräftemangel entwickelt sich zum Haupthindernis bei der digitalen Transformation.“

Aktuell sagen nur noch acht Prozent der Unternehmen, dass das Angebot an IT-Fachkräften ausreichend ist (2021: 13 Prozent), 74 Prozent sprechen hingegen von einem Fachkräftemangel (2021: 65 Prozent). Und 70 Prozent rechnen damit, dass sich der Fachkräftemangel in Zukunft verschärfen wird (2021: 66 Prozent), nur noch zwei Prozent (2021: neun Prozent) erwarten, dass er abnimmt.

Rund ein Drittel (37 Prozent) der Unternehmen mit offenen IT-Stellen würde IT-Fachkräfte aus Russland oder Belarus einstellen, sofern sie vorher eine behördliche Sicherheitsprüfung durchlaufen haben. Tatsächlich hat aber erst jedes hundertste Unternehmen (ein Prozent) IT-Fachleute aus diesen beiden Ländern eingestellt. Elf Prozent hatten seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs konkrete Pläne dazu, sind aber an bürokratischen Hürden gescheitert.

Insgesamt gibt es ein Potenzial von 59.000 Stellen, die IT-Fachkräften aus Russland und Belarus besetzen könnten. Aus Bitkom-Sicht sollte man die Zuwanderung von qualifizierten IT-Spezialisten grundsätzlich weiter erleichtern. Dies sei auch deshalb wichtig, da das Interesse am Informatikstudium in Deutschland im zweiten Jahr in Folge gesunken ist.  Im vergangenen Jahr haben nur noch 72.075 Menschen in Deutschland ein Informatik-Studium aufgenommen, das sind 3.000 weniger als im Jahr 2020 und fast 6.000 weniger als im Jahr 2019. Weniger als die Hälfte schließen ihr Studium auch ab, lediglich 31.125 Studierende beendeten 2021 erfolgreich ihr Informatikstudium.

Im Durchschnitt bleibt eine offene Stelle für IT-Fachkräfte inzwischen 7,1 Monate unbesetzt. Das ist noch einmal ein Anstieg um gut zwei Wochen gegenüber dem Vorjahr, als es durchschnittlich 6,6 Monate waren. 14 Prozent der Unternehmen benötigen aber sieben bis neun Monate, 19 Prozent zehn bis zwölf Monate und vier Prozent sogar mehr als zwölf Monate zur Besetzung einer freien IT-Stelle.

Die Unternehmen verlassen sich dabei nicht nur auf Stellenausschreibungen (93 Prozent) und Initiativbewerbungen (97 Prozent), sondern versuchen auf einer Vielzahl an Kanälen Mitarbeitende zu gewinnen. 61 Prozent übernehmen Praktikantinnen oder Praktikanten, vor einem Jahr waren es erst 42 Prozent. 31 Prozent präsentieren sich auf Karrieremessen (2021: 24 Prozent), 22 Prozent setzen auf Headhunting (2021: 14 Prozent) und 21 Prozent nutzen Active Sourcing (2021: zwölf Prozent), also die aktive Ansprache von potenziellen Kandidatinnen und Kandidaten zum Beispiel in sozialen Medien. Zwölf Prozent versuchen ihren Fachkräftebedarf durch die Übernahmen freier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in feste Anstellungsverhältnisse zu decken (2021: zehn Prozent).

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