In Australien ist es durchaus üblich, seinen eigenen Wein ins Restaurant mitzunehmen (Bring Your Own, BYO). Deshalb kann vermutlich jeder Australier mit dem Begriff „Bring Your Own Device“ (BYOD) etwas anfangen. Hierzulande hingegen ist der Begriff nach wie vor ziemlich unbekannt. Doch es lohnt die Diskussion, ob und wie Unternehmen und deren Belegschaft Privatgeräte im Berufsalltag nutzen können und vielleicht sogar sollten. Dabei stellt sich im übertragenen Sinne die Frage, wer zum Schluss die „Entkorkungsgebühr“ zahlt, die in Australien bei BYO anfällt.
Insbesondere während des ersten Lockdowns – und nochmals verstärkt durch die Einführung der Home-Office-Pflicht – gab es viele Ansätze, Remote Work spontan umzusetzen. Einige packten ihren Arbeitsplatzrechner einfach ein, manchen Firmen gelang es noch, Bestände von neuen Laptops zu sichern, und andere hofften einfach auf eine gute technische Ausstattung ihrer Beschäftigten. Kombiniert mit Lösungen wie VPN, virtuellen Desktops und Device-Management konnten Unternehmen die Produktivität nicht nur erhalten, sondern teilweise sogar deutlich erhöhen.
Die Diskussion, ob Unternehmen Privatgeräte zulassen sollten, ist mitunter hochemotional aufgeladen. Die einen warnen vor Datenschutzproblemen, die anderen unterstellen die Ausnutzung von Beschäftigten. Beides mag ein Problem darstellen, ist aber eher ein Argument für die Einführung einer durchdachten BYOD-Strategie als dagegen. Denn eines ist klar: Ohne weitere Maßnahmen einfach die geschäftliche E-Mail auf einem privaten Gerät zu empfangen, ist in jeder Hinsicht problematisch – und diese ungeschützte Nutzung der Privatgeräte in einer Schatten-IT ist durchaus verbreitet.
Der Stand der Technik bietet ausreichend Möglichkeiten des Datenschutzes, und bei einer korrekten Ausgestaltung eines BYOD-Vertrages kann ein Unternehmen die geschäftliche Nutzung privater Geräte angemessen erstatten. Wählt man dann für Smartphones noch das richtige Mobile-Device-Management, sodass Mitarbeiter transparent erkennen können, welche Einflussmöglichkeiten die IT auf das private Gerät hat, dann kann BYOD ein Vorteil sowohl für das Unternehmen als auch für die Beschäftigten sein.
Es gibt viele Gründe für BYOD, zum Beispiel wenn es viele häufig wechselnde Beschäftigte gibt, typischerweise bei Lieferdiensten, oder wenn Unternehmen ihrer Belegschaft mehr Freiheiten bei der Auswahl des Endgeräts bieten wollen. Teilweise reichen für die betrieblichen Anforderungen einfachere Geräte, die Beschäftigten würden aber höherwertige Geräte bevorzugen. In Unternehmen, die auf eine gute Work-Life-Balance setzen, kann es für die Belegschaft einfacher und angenehmer sein, mit einem Privatgerät zu arbeiten als mit zwei getrennten.