Studie: Fast jeder zweite Mitarbeiter darf Privatgerät im Unternehmen nutzen

BYOD sorgt für Diskussionsstoff

8. Juli 2013, 6:35 Uhr | LANline/Dr. Wilhelm Greiner

Laut einer internationalen Studie, die das Marktforschungshaus Vanson Bourne im Auftrag von Cisco und BT durchgeführt hat, dürfen fast die Hälfte der Mitarbeiter ihre privaten mobilen Endgeräte im Unternehmen nutzen. Hinzu kommt der Graubereich unerlaubt eingesetzter Privatgeräte. 60 Prozent der IT-Leiter versprechen sich von Smart Devices (generell - also nicht nur von privat beschafften Endgeräten) Produktivitätsgewinne.  In Deutschland ist die Skepsis gegenüber dem BYOD (Bring Your Own Device) genannten Ansatz der "Beschaffung" von Mobilgeräten aber häufig hoch.

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LANline Tech Forum „“Bring Your Own Device““, 10.7.13 in München

48 Prozent der 2.000 für die Vanson-Bourne Studie „Beyond Your Device“ vom Juni 2013 befragten Unternehmensmitarbeiter gaben an, ihr Privatgerät im Unternehmen nutzen zu dürfen. Dies klingt nach sehr viel – allerdings lag dieser Wert 2012 schon mal bei 60 Prozent.

Dies wirft einige Fragen auf: Ist BYOD ein Hype, der schon wieder rückläufig ist? Oder ein langfristiger Trend, der Schwankungen unterliegt? Oder aber ist BYOD ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen Consumer-IT und Unternehmens-IT: Der Mitarbeiter nutzt sein privates Smartphone, bis der Arbeitgeber eines stellt, dann sein privates Ipad, bis er eines von der Firma bekommt, usw.? Und welches Gadget sickert dann wohl als nächstes per Consumerization in die Unternehmens-IT ein? (Die Vanson-Bourne Studie rückt hingegen Probleme der Netzwerklast und die Bedeutung allgegenwärtigen Netzzugangs in den Mittelpunkt – kein Wunder, ist sie doch von Cisco und BT finanziert.)

Die Studie enthält einige interessante Zahlen: Der BYOD-Einsatz sei in UK auf 32 Prozent gesunken, in Indien aber auf 71 Prozent und in China gar auf 88 Prozent gestiegen. Von den befragten Mitarbeitern, die kein BYOD nutzen dürfen, antworteten 46 Prozent, dass sie gern ihr Privatgerät nutzen würden.

In 46 Prozent der deutschen Unternehmen existieren laut der Umfrage formelle BYOD-Vorgaben (zum Vergleich:  In den USA sind es sogar 49, in Frankreich nur 25 Prozent). International gaben 24 Prozent an, dass im eigenen Unternehmen BYOD aktiv gefördert wird, einschließlich zentralem Management und Support von Privatgeräten.

Das Gros der befragten Mitarbeiter (86 Prozent) nutzt das Privatgerät zum E-Mail-Abruf, zudem zum beruflichen Internet-Zugang (81 Prozent). Etwas abgeschlagen folgen der Aufruf von Dateien auf Unternehmens-Servern (59 Prozent) sowie die berufliche Verwendung öffentlicher Apps wie Twitter (51 Prozent).

Stolze 84 Prozent der befragten IT-Manager waren der Ansicht, dass eine BYOD-Policy ihnen einen Wettbewerbsvorteil bietet. 31 Prozent betrachteten diesen Wettbewerbsvorteil sogar als „signifikant“. Und 61 Prozent der IT-Manager sah in BYOD ein „neues Modell der IT“ – also einen grundlegenden Wandel in der Frage, wer das Endgerät stellt.

Wenig überraschend ist, dass das Thema IT-Sicherheit die größten Sorgen auslöste: 49 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass Sicherheitsbedenken die BYOD-Einführung gebremst hatten. 82 Prozent der Unternehmen berichteten davon, BYOD-spezifische Sicherheitsrisiken eindämmen zu müssen, nur 18 Prozent sahen sich auch bei der Nutzung von Fremdgeräten auf der sicheren Seite.

Im Gespräch mit LANline erklärte Wolfgang Schwab, Analyst bei der Experton Group, seiner Erfahrung nach seien es neben Sicherheits- vor allem Compliance-Bedenken, die bei deutschen IT-Verantwortlichen zu einer Abwehrhaltung gegenüber der Nutzung von Privatgeräten führe. Aufgrund der komplexen Rechtslage mache BYOD hierzulande nur geringe Fortschritte.

„Das Mitbringen eigener Devices ist bei IT-Leitern oft Thema, aber die Reaktion ist häufig Abschottung“, berichtete auch Jörg Hesske, Country Manager Germany bei VMware,  im Gespräch mit LANline, betonte jedoch: „Diese Haltung bröckelt aber. Die Consumerization ist im Mittelstand oft sogar schon viel weiter fortgeschritten als in Großunternehmen.“

Wichtig für die Bewertung von BYOD sei immer, mit wem man spreche, betont Hesskes Kollege Ralf Gegg, der bei VMware den Bereich End-User Computing leitet: „BYOD ist bei Initiativen von Fachabteilung wie etwa ‚Workplace of the Future’ ein wichtiges Thema, während die IT häufig abblockt.“ Die Bedenken der IT gegen Privatgeräte seien gut nachvollziehbar, so Gegg, sprächen aber auch für eine gewisse Hilflosigkeit: „So wie die IT heute aufgestellt ist, kann sie oft Unternehmensanwendungen gar nicht für Ipads bereitstellen.“

„Die IT-Organisationen werden sich dem Thema stärker öffnen müssen, um Schatten-IT-Phänomene zu vermeiden“, prophezeit Jörg Hesske. „Statt reiner Standardisierung ist hier mehr Flexibilität gefragt. Wichtig ist dabei, Ressourcen schnell provisionieren und automatisiert managen zu können, sonst steigt die Komplexität der IT zu stark an.“ Dies gelte für das Management der Clients ebenso wie im Hinblick auf das Cloud Computing.

Das Thema BYOD ist in Deutschland immerhin bereits so wichtig, dass der Branchenverband Bitkom einen Leitfaden zu BYOD herausgebracht hat. Dieser enthält – Stichwort: Compliance – vor allem Hinweis zu rechtlichen Fragestellungen wie Datenschutz, Lizenzrecht, Arbeitsrecht, Steuerrecht und Mitarbeitervereinbarungen. Zum Download verfügbar ist der Leitfaden hier.

Mit dem Für und Wider von BYOD beschäftigt sich auch das Tech Forum „Bring Your Own Device“ der LANline, das am 10.7.2013 in München stattfindet.

Ein neuer Bitkom-Leitfaden zu BYOD soll Hilfestellung in Compliance-Fragen geben. Bild: BItkom

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