Datacenter-Management per SaaS

Das RZ aus der Cloud im Blick

13. Februar 2020, 7:00 Uhr | Oliver Lindner

Das Management von Datacentern umfasst nicht nur die IT-Ressourcen wie Server, Storage und Netzwerk, sondern auch Infrastrukturkomponenten für die Stromversorgung und die Kühlung. Für die effiziente Steuerung der gesamten Architektur und die Abbildung der Prozesse sorgt eine Software für das Datacenter-Infrastructure-Management (DCIM). Unternehmen können DCIM-Software auch als SaaS-Lösung (Software as a Service) nutzen und dadurch von zahlreichen Vorteilen profitieren.

Die Digitalisierung hat tiefgreifende Auswirkungen auf die IT-Prozesse in Unternehmen und die zugrunde liegende technische Infrastruktur: Systemlandschaften sind heterogen aufgebaut und setzen sich meistens aus physischen und virtualisierten Komponenten zusammen. Historisch gewachsene IT-Architekturen weisen häufig eine Mixtur aus "State of the Art"-Technologien und Legacy-Systemen mit teils selbstentwickelten Anwendungen für geschäftskritische Prozesse auf. Zudem lagern viele Unternehmen Teile ihrer IT-Ressourcen in die Cloud aus, was zu einer hybriden Infrastruktur aus On-Premise-Systemen und cloudbasierten Betriebsmodellen führt. Solche Landschaften sind sehr komplex und intransparent. Daher lassen sie sich nur schwer administrieren.

Hinzu kommt, dass Unternehmen die Informationen über die IT-Infrastruktur oft noch in Siloarchitekturen verwalten: Die Daten sind häufig unstrukturiert, liegen in verschiedenen Dateiformaten vor und verteilen sich unternehmensübergreifend auf zahlreiche Speicherressourcen mit unterschiedlichen Hierarchien. Daher lassen sich Informationen nur schwer auffinden, identifizieren und in ein einheitliches Datenmodell integrieren. Zudem führen Redundanzen zu inkonsistenten Datenbeständen. Dies stellt Unternehmen unweigerlich vor Herausforderungen hinsichtlich der Einhaltung von Compliance-Vorschriften, gerade im Hinblick auf die europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Firmen sehen sich überdies mit der Anforderung konfrontiert, die Kosten flächendeckend zu senken und die Effizienz der Prozesse zu steigern.

Herausforderungen beim RZ-Management

Die heterogenen Strukturen wirken sich auch auf eine Ebene darunter aus: auf das Management von Datacentern. Hier geht es neben der Verwaltung von Storage-, Server- und Netzwerkressourcen auch um die zugrunde liegende Infrastruktur für die Kühlung und die Stromversorgung sowie um die optimale Raumaufteilung. Auch hier haben IT-Verantwortliche häufig mit Pain Points zu kämpfen: So kommt es vor, dass Administratoren keinen hinreichenden Überblick über die laufenden Prozesse im Datacenter haben. In diesem Fall liegen keine validierten Daten über den aktuellen Energieverbrauch vor. So lässt sich auch nicht ermitteln, an welchen Stellen konkret Einsparungen möglich sind. Ebenso herrscht häufig keine Transparenz über die tatsächliche Auslastung der Kühlungskomponenten, worunter die Effizienz der Prozesse leidet.

Überdies ist in manchen Datacentern die Raumaufteilung nicht optimiert. Aufgrund falsch ausgewählter Standorte funktioniert der Kühlungs- und Abluftkreislauf von Servern und Storage-Systemen möglicherweise nur eingeschränkt. Dies kann dazu führen, dass die Hardware ineffizient arbeitet und nicht die maximal mögliche Leistung erbringt. Zudem besteht die Gefahr, die vorhandenen Ressourcen nicht optimal zu nutzen.

Für die Verbesserung der Prozesse im Datacenter bietet der Markt verschiedene Kategorien von Softwaresystemen. IT-Beratungsunternehmen und Analystenhäuser wie 451 Research oder Gartner haben Konzepte und Softwarelösungen für das Management von Datacentern eingeführt. 451 Research verwendet dabei den Begriff Datacenter-Service-Optimization (DCSO). Diese Systeme verwalten und optimieren zum Beispiel virtuelle und physische Ressourcen im Datacenter inklusive Energieverbrauch und -versorgung. Sie liefern einen Überblick über die tatsächlichen Kosten von Datacenter-Services und ermöglichen vorausschauende und realitätsnahe Kosten- und Preismodelle.

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Eine DCIM-Lösung sollte verschiedene Abteilungen und Assets in den Management-Prozess integrieren können. Bild: FNT Software

Monitoring in Echtzeit

Von DCSO-Systemen zu unterscheiden sind Lösungen für das Datacenter-Infrastructure-Management (DCIM). Sie erlauben ein lückenloses Monitoring von Datacentern in Echtzeit. Unternehmen können dadurch sämtliche Ressourcen effizienter planen und einsetzen. Derlei Software überwacht den Verbrauch und die Verfügbarkeit von Strom, zudem aktuelle Umgebungsbedingungen wie die Kühlung sowie den Status von Infrastrukturkomponenten und IT-Ressourcen. Durch die fundierte Analyse aller relevanten Parameter lassen sich Kapazitäten optimal bereitstellen und die Prozesse rund um die Raumaufteilung, Stromversorgung, Kühlung und Verfügbarkeit von Equipment perfektionieren und automatisieren. Unternehmen profitieren dadurch von einem energieeffizienten und kostensparenden Betrieb ihrer Datacenter. DCIM-Systeme schließen damit die Lücke zwischen IT-Systemen und Facility-Komponenten, integrieren beide Bereiche und optimieren so die Prozesse im Datacenter ganzheitlich.

Hinzu kommt, dass sich die Anforderungen an das Datacenter-Management rasant verändern: Hybride digitale Infrastrukturen aus On-Premise- und cloudbasierten Systemen werden sich in den Unternehmen immer mehr durchsetzen - und die Komplexität deutlich erhöhen. Laut Gartner handelt es sich dabei um einen der zehn wichtigsten Trends auf dem Gebiet der IT-Infrastruktur. Diese Entwicklung hat massive Auswirkungen auf das Management von Datacentern: So gilt es in Zukunft, immer komplexere Infrastrukturen lückenlos abzubilden und zu steuern. Gleichzeitig ist ein kontinuierlich effizienter und stabiler Betrieb sämtlicher IT-Systeme zu gewährleisten. Ein DCIM-Tool sollte daher in der Lage sein, nicht nur das Datacenter selbst, sondern auch hybride digitale Infrastrukturen in ihrer ganzen Komplexität zu verwalten. So müssen RZ-Betreiber beispielsweise in Zukunft auch proprietäre Anwendersysteme mit detaillierten Informationen aus dem Datacenter versorgen, um durchgängige Prozesse sicherzustellen.

Bislang kam DCIM-Software in erster Linie in Form von On-Premises-Systemen zum Einsatz. Dies hat vor allem damit zu tun, dass manche Unternehmen nicht gerne die Hoheit über die eigenen IT-Prozesse in externe Hände legen. Es bestehen mancherorts noch Bedenken, Externe könnten außer Haus gegebene Daten missbrauchen. Gerade sehr konservative oder kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) fürchten Kontrollverlust. Für sie war es noch vor fünf Jahren undenkbar, geschäftskritische Daten in die Cloud zu geben.

Dies hat sich jedoch geändert, wie jüngste Studien zeigen. So kommt der aktuelle Cloud-Monitor des Marktforschungsinstituts Bitkom Research zu dem Ergebnis, dass Cloud Computing in Deutschland so stark wächst wie noch nie. Demnach nutzten laut der Studie im Jahr 2018 drei von vier Unternehmen Cloud Computing. Im Vorjahr nahmen lediglich 66 Prozent der befragten Firmen Cloud-Services in Anspruch. Zudem planen oder diskutieren 19 Prozent einen künftigen Cloudeinsatz. Nur für acht Prozent der Befragten steht die Cloud (noch) gar nicht auf der Agenda. Bitkom Research hatte dazu im Auftrag der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG in einer repräsentativen Umfrage 553 Unternehmen in Deutschland befragt. Überdies zeigt sich die zunehmende Cloudakzeptanz auch im großen Erfolg der drei führenden Anbieter Amazon Web Services (AWS), Microsoft Azure sowie Google Cloud Platform und in der steigenden Nachfrage nach entsprechenden Services.

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Im Flächen-Management zeigt eine modernre DCIM-Lösung Informationen zur Warmgang-Einhausung, zu Lüftungsbodenplatten, Klimageräten und Stromverteilersystemen an. Bild: FNT Software

Aufgrund dieser Entwicklung verwundert es nicht, dass das Cloud-Betriebsmodell auch für die Nutzung von DCIM-Software immer mehr an Bedeutung gewinnt - das Schlagwort lautet "DCIM as a Service" (DCIMaaS). Einige Anbieter stellen dafür bereits praktikable Lösungen zur Verfügung. Idealerweise stellt ein Softwarehaus seine DCIM-Lösungen auch als standardisierte SaaS-Angebote bereit, modular aufgebaut und speziell für häufig genutzte Einsatzszenarien vorkonfiguriert.

Die Vorteile des SaaS-Modells gegenüber dem Betrieb in Eigenregie: Flexibel können Unternehmen genau den Funktionsumfang und die Kapazitäten für das Datacenter-Management nutzen, die sie tatsächlich benötigen. So lassen sich die gebuchten Dienste präzise an die jeweiligen Anforderungen des Kunden anpassen. Individuell können Unternehmen zusätzliche Services und Funktionen ganz nach Bedarf hinzubuchen oder entfernen. Hohe Kosten für Softwarelizenzen und Wartungsverträge entfallen. Stattdessen zahlt das Anwenderunternehmen eine monatliche Gebühr, in der sämtliche Updates, Upgrades und klar definierte Services bereits enthalten sind. Durch einen vertraglich festgelegten Nutzungszeitraum und die bedarfsorientierte Abrechnung der genutzten Services profitieren Unternehmen von maximaler Kostentransparenz und hoher finanzieller Planungssicherheit.

Weiterer Vorteil: Das IT-Team im Unternehmen muss sich nicht mehr selbst um den Betrieb, Updates oder das Management der Anwendung kümmern, sondern kann diese Aufgaben in professionelle externe Hände legen. DCIM- aaS-Angebote sind dafür prädestiniert, die Prozesse im Datacenter auf ein neues Niveau zu heben, und zwar mittels einer ganzheitlichen Betrachtung aller IT- und kommunikationsrelevanten Geräte und Komponenten. Dabei ist es von entscheidender Bedeutung, alle Abläufe lückenlos zu dokumentieren. Nur so lassen sie sich effizient planen, verwalten und letztendlich auch automatisieren. Wichtig ist dabei, aus der Vogelperspektive auf die Prozesse zu blicken. Denn große Unternehmen betreiben meist eine Vielzahl von Datacentern im Cluster. Hier gilt es, ganzheitlich und unternehmensübergreifend zu denken.

Oliver Lindner ist Head of Business Line DCIM bei FNT Software aus Ellwangen, www.fntsoftware.com/de.


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