Dell EMC Forum, Mainz

Dell-Imperium nimmt Formen an

14. Oktober 2016, 16:01 Uhr | Von Stefan Mutschler.

Ziemlich genau ein Jahr nach Bekanntgabe der Übernahme von EMC durch Dell geben sich die beiden Unternehmen betont verheiratet. Auf dem ersten Dell EMC Forum, das Anfang Oktober in Mainz stattfand, flitzten Dinko Eror, Geschäftsführer der EMC Deutschland, und Doris Albiez, Vice President und General Manager Germany, beschwingt im Segway-Roller auf die Bühne. Ab 1. Februar 2017, wenn die Formalien des Dell-EMC-Deals abgeschlossen sind, sollen sie gemeinsam die deutsche Spitze des Unternehmens bilden. In Mainz verrieten sie, wie die neue Dell Technologies sich positionieren will.

Während HP sich in zwei Unternehmen aufgeteilt, Geschäftsbereiche abgestoßen und sich fokussierter aufgestellt hat (LANline berichtete), setzt Dell nach wie vor auf Größe und ein möglichst umfassendes Portfolio. Der Kauf von EMC durch Dell 2015 war der größte Deal in der IT-Geschichte, und mit rund 140.000 Mitarbeitern bildet die Unternehmensfamilie heute die größte privat geführte Firma der Welt.

Dell Technologies, die mehrheitlich Michael Dell gehört, fungiert dabei als Holding. Den Markennamen Dell soll es auch künftig geben, er steht für das Client-Geschäft des Konzerns. Die Infrastrukturlösungen und die Dienstleistungen firmieren im neuen Konstrukt als Dell EMC, wobei zur Infrastrukturgruppe auch RSA und Virtustream gehören. Die beiden Zukäufe sind also direkt in die Unternehmensstruktur eingegliedert. Anders bei Pivotal, Secureworks und VMware: Diese ebenfalls zugekauften Unternehmen laufen als "strategisch zugeordnete Geschäfte" weitgehend unter eigener Regie. VMware samt Mobility-Tochter Airwatch behält auch formal seine Eigenständigkeit und bleibt weiter an der Börse. Von der neuen Organisation erhofft sich Dell massive Konsolidierungs- und Einsparmöglichkeiten. So will man wichtige Funktionen wie Personalwesen, Marketing etc. zentralisieren und vereinheitlichen.

Der strategische Fokus soll weiterhin auf der Entwicklung von Technik liegen, die die Unternehmen im Rahmen der Digitalisierung für die Transformation ihres Business benötigen. In den vergangenen drei Jahren hat Dell laut Dinko Eror 12,7 Milliarden Dollar in Forschung und Entwicklung gesteckt. Das klingt nach sehr viel - am Umsatz gemessen (im letzten Jahr rund 74 Milliarden Dollar) kommt man aber lediglich auf einen Wert von gut 3,1 Prozent. Technologieschmieden in der westlichen Welt liegen meist um fünf Prozent, asiatische Unternehmen oft deutlich darüber bis in den gut zweistelligen Bereich. Eror durfte dennoch ein stolzes Ergebnis verkünden: Rund 20.000 Patente lassen sich dem Konzern zurechnen, die Hälfte davon der "alten" Dell.

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"Unsere neue Firmenstruktur erlaubt uns auch in Zukunft, Innovationen wie ein Start-up voranzutreiben", so Dinko Eror, künftig gemeinsam mit Doris Albiez in der Geschäftsführung von Dell in Deutschland. Bild: Stefan Mutschler

Während einer Fragerunde betonte Eror, der Zusammenschluss von Dell und EMC verlaufe äußerst harmonisch. "Die Kulturen der beiden Unternehmen ähneln sich sehr und die Kundensegmente sind stark komplementär", so der Ex-EMC-Mann, auf der Bühne bestätigt durch sein Dell-Pendant Doris Albiez. In ihren Keynotes inszenierten sich die beiden als einträchtiges Gespann mit sich ergänzenden Fähigkeiten - ganz im Sinne einer Dell mit Rundumversorgung. Obwohl man fast über die gesamte IT eigene Produkte und Lösungen anbiete, wolle man dem Kunden aber auch künftig immer eine Wahl geben: "Gefangenschaft bei einem bestimmten Anbieter gehört einer anderen Epoche an", betonte Eror.

Laut "Doris und Dinko" verbindet der Geist eines Start-ups die Dell- und EMC-Kulturen: "Unsere neue Firmenstruktur erlaubt uns auch in Zukunft, Innovationen wie ein Start-up voranzutreiben, während wir aber gleichzeitig die Vertrauenswürdigkeit, Service-Qualität und globale Reichweite eines Großunternehmens bieten können", so Eror.

Wichtigster Faktor sei dabei für Dell-Kunden das Partnernetzwerk. Jeder Geschäftsbereich von Dell Technologies bringe ein unabhängiges Partnernetzwerk und Technik-Ökosystem mit. Laut eine Studie von IDC wollen diese Partner auch künftig mitziehen: 97 Prozent von ihnen sehen den Merger als positiv oder neutral; die Hälfte glaubt, im neuen Konstrukt höhere Umsätze erreichen zu können. Allerdings liegt hier auch ein schwer einzuschätzendes Konfliktpotenzial: Ein Partner des einen Geschäftsbereichs könnte ein Konkurrent des anderen Geschäftsbereichs sein. Eror verspricht, diese Konflikte im Sinne der Kunden zu lösen.

Die Konsolidierung von Dell und EMC im Storage-Bereich ist bislang noch nicht erfolgt. Erste Pläne, wie die teilweise überlappenden Produktlinien künftig umgestaltet werden, erwarten Beobachter aber noch in diesem Jahr.

Stefan Mutschler.

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