Netapp verbindet lokalen Storage mit AWS

Flexible Datenspeicher für die Hybrid Cloud

25. Februar 2015, 8:15 Uhr | LANline/Dr. Wilhelm Greiner

Bei einem Presse- und Analystentag hat der Netapp seine Cloud-Strategie erläutert. Der Storage-Anbieter will Unternehmen die vollständige Kontrolle darüber geben, wo sie ihre Daten speichern, um so die Verschmelzung von Public-Cloud-Services und lokaler IT zu einer Hybrid Cloud zu erleichern.

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Deutsche Unternehmen gelten nach wie vor als der Public Cloud gegenüber sehr skeptisch eingestellt, insbesondere wenn es darum geht, interne oder gar sensible Datenbestände in die Hände eines Cloud-Providers zu legen. Deshalb bevorzugen es viele IT-Leiter trotz aller in Ausicht gestellten Kosten- und Skalierungsvorteile der Public Cloud, die Automation ihrer eigenen IT-Umgebung voranzutreiben, idealerweise bis hin zur vollautomatisierten, hoch skalierbaren nach Bedarf verfügbaren Private Cloud. Als Argument wird dabei immer wieder genannt, dass das Unternehmen bei einer Private Cloud stets genau weiß, wo seine Daten liegen und dass diese sicher verwahrt sind.

Ganz anders die Startup-Szene in den USA: „Unternehmen wie Netflix, Spotify oder Soundcloud haben nicht mal darüber nachgedacht, ob sie ihre eigene Infrastruktur aufbauen sollten. Es war für diese Firmen keine Frage, die Cloud zu nutzen“, betonte Martin Geier, Managing Director bei Amazon Web Services (AWS) Deutschland, bei der Netapp-Veranstaltung in der Podiumsdiskussion mit Peter Wüst, Director Strategic Pathways bei Netapp. Doch bei diesen AWS-Vorzeigekunden handelt es sich um US-amerikanische Medienunternehmen die vor allen Dingen dynamisch hoch skalierbare Server-Ressourcen für die weltweite Bereitstellung nicht-kritischer Inhalte benötigen – und sie unterliegen nicht dem strengen deutschen Datenschutzrecht.

Dass man vor diesem Hintergrund mit reinen Public-Cloud-Angeboten im deutschen Unternehmensmarkt nur sehr bedingt punkten kann, gestand Martin Geier wenig später ein: „Hybrid Cloud ist ganz klar da, wo viele Kunden hinwollen“, so der AWS-Deutschland-Chef. „Sie wollen sowohl ihre eigenen Rechenzentren als auch die Cloud nutzen können, und zwar nahtlos.“ AWS habe in den letzten Jahren viel dafür getan, dies zu ermöglichen. 

An dieser Stelle kommt Netapp mit seinem Konzept der „Data Fabric“ ins Spiel, also mit einer Architektur, die eine einheitliche Datennutzung über Unternehmens- und Cloud-Grenzen hinweg gewährleisten soll: Mittels Nutzung der AWS-Schnittstellen – sowie, je nach Speicherlösung, entsprechender APIs von Microsoft Azure oder VMware Vsphere – ermöglicht Netapp den Einsatz privater Storage-Infrastuktur im Zusammenspiel mit Public-Cloud-Services – und bereitet damit den Weg für je nach Unternehmenswunsch unterschiedlich gestaltete Hybrid Clouds. 

Denn ein Bremsklotz am Siegeswagen der Hybrid Cloud war bislang die damit einhergehende Silobildung, insbesondere im Hinblick auf die Datenbestände. „Wir haben ,raus aus den Silos, rein in Shared Infrastructure' gepredigt, und jetzt bauen wir wieder ,Töpfchen’: ,Cloud-Töpfchen’. Das ist eigentlich komisch“, kommentierte Netapps Chefstratege Peter Wüst.

Was viele Marktbeobachter als problematische Entwicklung ansehen, betrachtet der Netapp-Mann recht entspannt, da die Daten heutzutage über die Silos hinweg verwaltbar seien: Dank Netapp-Technik könne man Daten im gleichen Datenformat zwischen den Clouds hin- und herschieben und damit die Hybrid Cloud Realität werden lassen.

An Hypervisoren unterstützt Netapps Betriebssystem dazu Clustered Data Ontap in der aktuellen Version 8.3 VMware Vsphere, Microsoft Hyper-V, Citrix Xenserver, Red Hat und Oracle, während Private Storage for Cloud mit den Public-Cloud-Plattformen von Amazon Web Services (AWS), Microsoft Azure und IBM Softlayer zusammenspielt (LANline berichtete).

Mit Netapp Private Storage ist es laut Peter Wüst möglich, ein privat betriebenes Speichersystem aufzusetzen, das in einem RZ mit Public-Cloud-Anbindung gehostet wird. Der von Wüst als Beispiel genannte RZ-Betreiber Equinix bietet eine Direct-Link-Verbindung zu AWS und offeriert ähnliche Services zur Anbindung weiterer Public-Cloud-Services.

„Die größte Herausforderung für Unternehmen besteht heute darin, die ,Data Gravity’ (gemeint ist die Migrationsfeindlichkeit großer Datenbestände, d.Red.) zwischen Public-Cloud-Services und dem eigenen Kontroll-Level so optimal wie möglich auszubalancieren“, kommentiert René Büst, auf Cloud Computing spezialisierer Analyst bei Crisp Research, Netapps Private-Storage-Angebot. „Um Governance- und Compliance-Richtlinien zu erfüllen, sind Unternehmen angewiesen, die Daten unter der eigenen Kontrolle zu behalten und die Cloud-Services bei Bedarf in einem Hybrid-Cloud-Modell darauf zugreifen zu lassen.“

Mit Cloud Ontap wiederum, so Peter Wüst, liefere Netapp ein Angebot, das komplett in der AWS-Cloud produziert und vorgehalten wird. Die Mandantentrennung erfolge dabei einfach durch die Erzeugung einer Cloud-Ontap-Instanz pro Kunde – also pro Unternehmen oder Abteilung – mit Abrechnung nach genutzten Ressourcen.

Auf diese Weise, so Wüst, lasse sich zum Beispiel der Umstand, dass erfahrungsgemäß acht von zehn IT-Projekten scheitern, auf kostengünstige Weise mildern: Man probiert die IT-Projekte in der AWS-Cloud aus und übernimmt die zwei der zehn Projekte, die funktionieren, anschließend in die lokale IT.

Bei Cloud Ontap, erläuterte der Netapp-Mann, handle es sich um die Ontap-Software wie auf Netapps Hardwaresystemen, allerdings habe man die Treiber etc. angepasst, damit die Software optimal in der AWS-Umgebung läuft, und ein entsprechendes Tuning vorgenommen. Ansonsten kämen aber die gleichen Werkzeuge zum Beispiel für Replikation oder Deduplizierung zum Einsatz wie bei lokalen Installationen. Lediglich Fibre Channel müsse außen vor bleiben, da AWS rein mit IP-Storage arbeite.

„Nicht Cloud-fähige Enterprise-Applikationen wie zum Beispiel Microsoft Exchange in der Public Cloud zu betreiben sorgt auf Datenebene insbesondere dann für Probleme, wenn die Daten die Cloud eines Anbieters wieder verlassen sollen“, erklärt Crisp-Analyst Büst. „Das liegt daran, dass Cloud-native Speichertypen (Object Storage, Block Storage) nicht mit gängigen On-Premise Speicher-Kommunikationsprotokollen (iSCSI, NFS, CIFS) kompatibel sind.“

Netapp Cloud Ontap versuche hier, in Kooperation mit AWS Abhilfe zu schaffen: „Als eine Art NAS werden die Daten verschlüsselt auf einem SSD von Amazons Elastic Block Storage gespeichert. Cloud Ontap dient in diesem Fall als Storage Controller und sorgt für den Zugriff von nicht Cloud-fähigen Enterprise-Applikationen auf die Daten.“

Den Vorteil für den alltäglichen Betrieb beschrieb Peter Wüst so: „Man kann Netapp in AWS buchen und sieht es zugleich im lokalen Monitoring-Tool.“ Mit Cloud Ontap, lobte AWS-Manager Geier, sei „der Zaubertrank von Netapp für die Cloud zertifiziert worden“.

Um die Datensicherheit und Compliance der in der Public Cloud gespeicherten Daten müsse ein deutsches Unternehmen sich nicht sorgen, betonte Martin Geier, unabhängig davon, ob man S3 (Simple Storage Service), EBS (Elastic Block Storage), den Online-Backup-Service Glacier oder einen anderen AWS-Dienst nutze: Der Kunde müsse nur festlegen, in welcher Region die Daten gespeichert werden sollen – wähle ein Kunde die AWS-Region Frankfurt, dann verblieben seine Daten auch in dieser Region.

Um mit Netapps Unterstützung den deutschen Unternehmensmarkt zu erobern, zieht AWS offenbar neben seinem klassischen Self-Service-Direktvertrieb auch den Umweg über den Channel in Betracht: „Wir sehen Service-Provider als potenzielle Partner“, so Geier. Auf diese Weise könne der Provider sein eigenes Kerngeschäft besser aufstellen und neue Umsatzmöglichkeiten erschließen, ohne zum Beispiel ein voll gemanagtes Data Warehouse, das nahtlos nach oben und unten skalieren kann, selbst aufbauen zu müssen.

Netapp sehe sich dabei allerdings nicht als „Soldat der Cloud“, so Netapps Deutschland-Chef Jörg Hesske gegenüber LANline. Vielmehr betrachte man es als Hauptaufgabe, die Unternehmen mit leistungsfähigen Speicherlösungen auszurüsten – unabhängig davon, ob sie den Storage lokal, in der Public Cloud oder in einem Hybrid-Cloud-Szenario betreiben wollen.

Netapp Data Ontap ist, so betonte Jörg Hesske mit Bezug auf IDC-Zahlen, die Nummer eins unter den Storage-Betriebssystmen, über eine Milliarde Verbraucher bezögen Cloud-Services von Netapp-Kunden. Den Marktanteil bei Open Systems Storage in Deutschland bezifferte er mit 26,4 Prozent.

Im zeitlichen Umfeld der Veranstaltung stellte Netapp drei neue Versionen der Backup-Lösung Steelstore Amazon Machine Image (AMI) für die AWS Cloud vor. Das Angebot biete eine effiziente und durch Verschlüsselung geschützte Möglichkeit, um Cloud-basierte Workloads zu sichern. Wahlweise könne ein Unternehmen aber auch lokal betriebene physische Steelstore Appliances für den Schutz seiner Daten verwenden.

Des Weiteren lasse sich nun AWS S3 als Storage Tier für Storagegrid Webscale 10.1 nutzen, um einen skalierbaren und robusten Objektspeicher für die Langzeitarchivierung von Daten zu schaffen. Die Software Oncommand Insight 7.1 wiederum sorge mittels Performance Monitoring, Capacity-Management sowie verbesserter Kostenkontrolle und Identifizierung von Reklamationsmöglichkeiten dafür, dass SLAs stets eingehalten werden.

Außerdem könne ein Unternehmen die Software Cloud Manager und die Cloud Ontap Software-Subscription nutzen, um die Datenreplizierung in die Cloud mit einer einzigen Anwendung zu verwalten.

Die neuen Versionen von Oncommand Insight, Oncommand Cloud Manager, der Cloud Ontap Software-Subscription sowie der Steelstore AMI Software-Subscription sind laut Herstellerangaben ab sofort erhältlich. Weitere Informationen finden sich unter www.netapp.com/de/solutions/cloud/hybrid-cloud/.

AWS-Deutschland-Chef Martin Geier (links im Bild) sowie Netapp-Stratege Peter Wüst (rechts) erläuterten im Rahmen einer Podiumsdiskussion die Zusammenarbeit beider Unternehmen. Bild: Netapp

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