Microsoft VMM 2012 SP1 im Test

Hypervisorenzentrale

12. November 2013, 7:00 Uhr | Christoph Lange/wg

Virtual Machine Manager (VMM) 2012 aus Microsofts System-Center-Familie bietet umfassende Funktionen für die Verwaltung virtueller Maschinen. VMM kann mit VMware- und Citrix-Hypervisoren arbeiten, was ein plattformübergreifendes zentrales Management ermöglicht.Mit dem in Windows 2012 integrierten Hypervisor Hyper-V 3.0 hat Microsoft einen großen Schritt vorwärts gemacht und den Abstand zum Virtualisierungsplatzhirsch VMware deutlich verringert. Der mit der Hyper-V-Rolle installierte Hyper-V-Manager enthält alle Basisfunktionen, um virtuelle Server bereitzustellen. Für die Verwaltung größerer virtualisierter Umgebungen bietet Microsoft in der System-Center-Familie zusätzlich den Virtual Machine Manager 2012 SP1 an. VMM 2012 kann Hyper-V-Server verwalten, die unter Windows 2012 oder Windows 2008 laufen. Die Management-Software eignet sich nicht nur für verteilte Hyper-V-Umgebungen, sondern ist auch in der Lage, VMware- und Citrix-Hypervisoren einzubinden und über die VMM-Konsole zentral zu managen. Microsoft hat VMM zudem mit SAN-Speichersystemen verschiedener Herseller integriert, darunter Dell, EMC, HP, IBM und Netapp. Dadurch lassen sich LUNs auf dem Storage-System direkt via VMM-Konsole erstellen und einem Hypervisor-Server zuweisen. Wenn der VMM-Server mit einem WSUS-Server verbunden ist, kann der Administrator bei Hyper-V-3.0-Clustern die regelmäßig erforderlichen Hotfix- und Patch-Updates von VMM automatisiert installieren lassen. Für die zentrale Software- und Patch-Verteilung der virtuellen Maschinen (VMs) kommt der System Center Configuration Manager (SCCM) 2012 zum Einsatz. SCCM bietet umfangreiche Funktionen für ein Lifecycle-Management virtueller und physischer Server und Clients. Mit dem System Center Operations Manager (SCOM) 2012 können Administratoren ihre Hyper-V-Server und virtuelle Maschinen über eine Konsole zentral überwachen. Microsoft bietet Management Packs für Hyper-V und für VMM an, die beide Lösungen in das SCOM-Monitoring integrieren. Im Zusammenspiel von VMM mit der Workflow-Management-Lösung System Center Orchestrator lassen sich zudem selbst große Virtualisierungsumgebungen automatisieren. Um eine hohe Ausfallsicherheit zu erreichen, kann der Administrator die VMM-Dienste auf zwei Knoten eines Windows-Clusters installieren. Beim Ausfall des aktiven Servers übernimmt automatisch das andere System die VMM-Aufgaben.   VMM im LANline-Test Für einen Test von VMM 2012 SP1 bietet Microsoft eine vorkonfigurierte virtuelle Appliance an, die sich aus dem Internet laden lässt. Wir nutzten diese Appliance für den LANline-Test und importierten sie in die Hyper-V-Testumgebung. Diese bestand aus einem Hyper-V-3.0-Cluster und einem weiteren Hyper-V-3.0-Server. Alle drei Server nutzten einen Microsoft Storage Server als iSCSI-Target. Die Domänen-, DNS- und DHCP-Dienste stellte ein Windows 2012 Domain Controller bereit, der auf einer VMware Workstation lief. Die Integration von Hypervisoren anderer Hersteller testeten wir, indem wir den Virtual Center Server der LANline-Testumgebung und einen VMware ESX-5.0-Host in VMM einbanden. Um VMM zu testen, erzeugten wir auf einem Hyper-V-Server eine neue virtuelle Maschine mit 4 GByte RAM, in die wir die VHD-Datei der VMM-Appliance importierten. Nach dem Hochfahren des VMM-Servers konfiguriert der Administrator zunächst die Netzwerkeinstellungen. Anschließend fügten wir das VMM-System als Member-Server zur LANline-Testdomäne hinzu und führten den erforderlichen Reboot durch. Dann klickten wir auf dem Desktop des VMM-Servers auf die Verknüpfung für die Konfiguration des SQL-Servers. VMM speichert alle Einstellungen für die Verwaltung der Hosts und der virtuellen Maschinen in einer Datenbank. Der Administrator kann entweder die mitgelieferte Evaluierungsversion von SQL 2012 installieren oder eine vorhandene SQL-Instanz verwenden. Wir wählten die Evaluierungsversion. Sobald das SQL-Setup abgeschlossen war, öffneten wir den Desktop-Shortcut für das Setup der VMM-Konsole. Im Setup-Wizard gaben wir als Datenbank die zuvor neu erstellte SQL-Instanz an. Den Code für die Installation virtueller Maschinen und die Bereitstellung von Web- und Application-Services stellt VMM über eine Library bereit. Im Setup-Assistenten gibt der Administrator dafür den Pfad an, unter dem VMM die Verzeichnisfreigabe MSSCVMMLibrary erstellt. Nachdem der Ersteinrichtung ging es im nächsten Schritt daran, in der VMM-Konsole die zu verwaltenden Hyper-V-Server hinzuzufügen. VMM verwendet Host Groups, um Hyper-V-Server zu strukturieren und einheitlich zu konfigurieren. Für den LANline-Test erstellten wir eine Host Group und legten darunter eine Child Group an. Diese erbt standardmäßig die Einstellungen der übergeordneten Gruppe. Anschließend fügten wir unseren Standalone-Hyper-V-Server über das Add-Host-Menü zur Hauptgruppe hinzu. Die beiden Cluster-Hyper-V-Systeme legten wir in der Child Group an. Dabei öffnete sich automatisch das VMM-Job-Fenster und zeigte den Fortschritt der Aktion an. Alle drei Server ließen sich problemlos in VMM integrieren. Für den Standalone-Hyper-V-Host, auf dem die VMM-Appliance mit den Library-Services lief, zeigte die VMM-Konsole die Warnung an, dass eine neuere Host-Agent-Version vorhanden ist. Wir klickten deshalb auf den Repair-All-Button, woraufhin VMM den Agenten automatisch aktualisierte. Über das Eigenschaftenmenü einer Host Group kann der Administrator eine ganze Reihe von Einstellungen für die Gruppe und die ihr untergeordneten Child Groups konfigurieren. Dazu zählen unter anderem die Platzierungsregeln für VMs, die Reservierungsregeln für die Host-Ressourcen, das dynamische Load Balancing im Cluster, das energiesparende Herunterfahren vorübergehend nicht benötigter Host-Ressourcen, verschiedene Netzwerkparameter sowie die Zuweisung von Storage. Wenn für das eingesetzte SAN-Speichersystem ein Hardware-Provider für die VMM-Integration vorhanden ist, kann der Administrator aus der VMM-Konsole heraus auf dem Storage-System neue LUNs erstellen und einem Storage-Pool zuweisen. Dieser Pool wiederum wird einer Host Group zugeordnet, wodurch alle Hosts dieser Gruppe die enthaltenen LUNs nutzen können. Es ist auch möglich, für einzelne Hosts abweichende Einstellungen vorzunehmen. VMM ist zudem in der Lage, physische Computer, die noch nicht über ein Betriebssystem verfügen, mithilfe von Host-Profilen als Hyper-V-Host zu installieren. Sobald ein Hyper-V-Host zur VMM-Konsole hinzugefügt ist, lassen sich fast alle Aufgaben von hier aus erledigen. Über die Konsole kann der Administrator unter anderem VMs starten, stoppen, neu starten oder Snapshots erzeugen. Eine Ausnahme ist die Replikation von VMs auf einen anderen Hyper-V-Server: Diese lässt sich bislang nur über den Hyper-V-Manager einrichten. Für den Test legten wir über die VMM-Konsole eine neue VM an und installierten Windows 2012, indem wir eine ISO-Datei mit dem Betriebssystem in das virtuelle DVD-Laufwerk einlegten und das Setup starteten. Die Schaltfläche View Script zeigt an, welche Powershell-Befehle ausgeführt werden, um die VM-Hülle zu erstellen. VMM unterstützt mehr als 150 Powershell-Befehle, mit denen sich alle Funktionen der GUI per Kommandozeile automatisiert ausführen lassen. Nachdem das Setup abgeschlossen war, konnten wir die VM über die VMM-Konsole zwischen den beiden Hyper-V-Hosts des Test-Clusters hin- und herschieben. Dabei ist es auch möglich, den Speicherort der VM-Dateien zu migrieren, um zum Beispiel die VM auf eine andere LUN zu verschieben. Hyper-V 3.0 unterstützt nicht nur Storage-Migrationen im SAN, sondern ist auch in der Lage, auf lokalen Festplatten gespeicherte VMs im laufenden Betrieb auf einen anderen Hyper-V-Server zu übertragen. Mit der VMM-Konsole lassen sich zudem die logischen und virtuellen Netzwerke und Switches auf den Hyper-V-Servern konfigurieren und verwalten. Hyper-V 3.0 verwendet eine Netzwerkvirtualisierung, bei der jede VM eine IP-Adresse für das Customer-Netz und eine weitere für das Provider-Netz erhält. Dadurch ist es möglich, auf einem Hyper-V-Host mehrer VMs mit denselben IP-Adressen zu betreiben. Hyper-V 3.0 kann die VM-Netzwerke voneinander isolieren, ohne dass hierfür VLANs einzurichten sind. Um die Konfiguration von Anwendungen, Betriebssystemen oder der Hardwareausstattung vorzugeben, unterstützt VMM verschiedene Profile. Diese lassen sich sowohl mit Templates als auch beim Anlegen neuer VMs nutzen. Mittels VM-Templates ist es möglich, virtuelle Maschinen in großer Stückzahl automatisiert zu erstellen. Neben den VM-Templates bietet VMM auch Service-Templates, um zum Beispiel für eine Anwendung, die aus einem Backend-Datenbankserver und einem Frontend-Web-Server besteht, zwei VM-Templates zu einer Einheit zusammenzufassen und beide Systeme gemeinsam auszurollen. Die VMM-Library enthält auch mehrere Werkzeuge, um Applikationen für Benutzer bereitzustellen. Im Ordner Application Frameworks liegen der App-V-Agent und der App-V-Sequencer sowie App-V-Cmdlets, um über den App-V-Controller von Microsoft virtualisierte Anwendungen anzubieten. Die Benutzer können die gewünschten Anwendungen und virtuellen Server über ein Self-Service-Portal konfigurieren. Hier wählen sie ein Template aus und geben an, wie viel CPU-, RAM- und Festplattenkapazität sie benötigen. Für eine zentrale Verwaltung der Gastbetriebssysteme empfiehlt sich zusätzlich zu VMM der Einsatz des System Center Configuration Managers 2012. Mit SCCM lassen sich Aufgaben wie die Installation der Hyper-V Integration Services, das Patch-Management, Softwareinstallationen und -Updates sowie das Lizenz-Management auch in großen Umgebungen von zentraler Stelle aus steuern. Ein übergreifendes Monitoring der Hosts und der VMs ist mit den Management Packs für Hyper-V und für VMM möglich, die Microsoft für System Center 2012 anbietet. Damit sich der Operations Manager Server in die VMM-Konsole integrieren lässt, muss der Administrator die SCOM-Konsole auf dem VMM-Server installieren. Zudem benötigt der SCOM-Server mehrere IIS-Management-Packs und die SQL Server Core Library. Nachdem wir diese Komponenten geladen hatten, konnten wir den SCOM-Test-Server in der VMM-Konsole hinzufügen. Anschließend ließen sich die Hyper-V-Server und die VMs in der SCOM-Konsole mit den per VMM Management Pack bereitgestellten Parametern zentral überwachen. Mit Virtual Machine Manager 2012 SP1 lassen sich auch VMware-ESX- und Citrix-Xenserver-Hosts sowie die auf ihnen laufenden VMs verwalten. Um einen ESX-Host einbinden zu können, muss man zunächst eine Verbindung des VMM zum VMware Virtual Center Server herstellen. Unterstützt werden die Vcenter-Versionen 4.1, 5.0 und 5.1. Sobald das Virtual Center angebunden ist, lassen sich einzelne ESX-Hosts und Vsphere-Cluster zur VMM-Konsole hinzufügen. Bei Citrix unterstützt VMM Xenserver 6.0. Im LANline-Test integrierten wir das Virtual Center 5.0 der Testumgebung in VMM, erstellten eine neue Host Group und fügten dieser den aus zwei ESX-Hosts bestehenden Vsphere-Cluster hinzu. Anschließend ließen sich die VMware-VMs über die VMM-Konsole verwalten. Es war auch möglich, VMware-Templates aus dem Virtual Center zu importieren. Die Integration der ESX-Server stößt allerdings bei der Konfiguration der virtuellen Netzwerke und Vswitches sowie der physischen Anbindungen wie Netzwerk-Teaming oder FC- und iSCSI-HBAs an ihre Grenzen. Diese Arbeiten muss der Administrator nach wie vor über das Vcenter durchführen. Um Unternehmen, die von VMware oder Citrix auf Microsoft Hyper-V umsteigen möchten, die Migration zu erleichtern, bietet VMM 2012 SP1 mehrere Funktionen an. Unter Citrix Xenserver erstellte VMs werden per P2V-Migration (Physical to Virtual) umgewandelt. Virtuelle Maschinen, die unter VMware ab ESX 3.5 Update 5 erstellt wurden, lassen sich per V2V-Migration (Virtual to Virtual) in eine Hyper-V-VM konvertieren.   Fazit Der Virtual Machine Manager 2012 SP1 von Microsoft stellt eine zentrale Management-Plattform für virtualisierte Server zur Verfügung. Über die VMM-Konsole lassen sich fast alle Hyper-V-3.0-Funktionen komfortabel verwalten. Lediglich die Replikation von VMs ist bislang noch über den Hyper-V-Manager zu konfigurieren. Mithilfe der Profile und Templates ist es im Zusammenspiel mit der Workflow-Automation des System Center Orchestrators möglich, selbst größere Umgebungen zu automatisieren. Die System-Center-Familie bietet leistungsfähige Lifecycle-Management- und Monitoring-Funktionen für virtuelle und physische Server- und Client-Systeme. Die Integration von VMware-ESX- und Citrix-Xenserver-Hosts ermöglicht eine zentrale Verwaltung der VM-Grundfunktionen. Für die Konfiguration der physischen Schnittstellen der Host-Systeme sind aber nach wie vor die herstellereigenen Werkzeuge erforderlich.

Der Autor auf LANline.de: chjlange
Info: MicrosoftTel.: 01805/672255Web: www.microsoft.de/systemcenter

Mithilfe von VM-Templates ist es möglich, zahlreiche virtuelle Maschinen am Stück auszurollen.

Mit den Host Groups von VMM lassen sich die Hyper-V-Server strukturieren und mit einheitlichen Konfigurationseinstellungen versehen.

Um Hyper-V-Hosts und die darauf laufenden VMs verwalten zu können, muss der Administrator die Hosts in der VMM-Konsole hinzufügen.

Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Pano

Weitere Artikel zu Device Insight GmbH

Matchmaker+