Über 20.000 Programmzeilen unter GPLv2 veröffentlicht

Microsoft stellt Source-Code für Linux bereit

20. Juli 2009, 22:58 Uhr |

Microsoft hat gestern überraschend eine Kooperation mit der Linux-Gemeinde bekannt gegeben. Mit insgesamt über 20.000 Programmzeilen wurden Treiber veröffentlicht, mit deren Hilfe Linux-Systeme besser in einer Hyper-V-Virtualisierungsumgebung ablaufen.

Wie ernst es Microsoft in der Aufholjagd im Virtualisierungsmarkt ist, zeigt deren jüngster
Schritt: Über 20.000 Zeilen Source-Code hat Microsoft jetzt der Linux-Gemeinde unter der GPLv2 zur
Verfügung gestellt. Hierbei handelt es sich um drei Treiber, mit denen Linux-Systeme auf einer
virtuellen Hyper-V-Maschine schneller ablaufen können.

Laut Microsoft zieht damit eine Linux-Maschine in der Performance mit Windows Server 2008 und
Hyper-V gleich. Server 2008 erkennt nämlich, ob es direkt auf der Hardware läuft oder auf einer
virtuellen Hyper-V-Maschine. Die jetzt gelieferten Treiber erlauben auch einem Linux-System, diesen
Unterschied zu erkennen und eine entsprechende Optimierung vorzunehmen.

"Die Anwendung von GPLv2 für diese Programme bedeutet, dass wir keine Royalties dafür fordern
und auch keine Patentansprüche daran knüpfen", sagte Microsofts Plattform-Chef Sam Ramji anlässlich
der Veröffentlichung.

Das Veröffentlichen von Microsoft-Source-Code unter GPLv2 ist ein Meilenstein in der jahrelangen
Auseinandersetzung zwischen Microsoft und der Linux-Gemeinde. Zwar hilft sich Microsoft damit
selbst, aber noch vor wenigen Jahren wäre jedwede Microsoft-Unterstützung für eine Linux-Lösung
undenkbar gewesen.

Auch die Analystengemeinde zeigte sich angenehm überrascht. "Dieses ist ein weiterer Beweis
dafür, dass Microsoft vernünftig geworden ist und die Open-Source-Gemeinde inzwischen sehr ernst
nimmt", sagt Forrester-Analyst Jeffrey Hammond. Und er konnte sich nicht verkneifen, auf Steve
Ballmers einstmals abschätzige Linux-Haltung einzugehen: "Wenn man 22.000 Programmzeilen an die
Linux-Entwickler übergibt, kann man nicht mehr sagen, dass es sich dabei um ?gefährliches
Krebsgeschwür? handelt", war sein Seitenhieb in Anspielung auf eine Ballmer-Rede in Chicago vor
wenigen Jahren.

Trotzdem hat Microsoft bislang seine Behauptung nicht zurückgenommen, wonach Linux gegen "
mindestens 200 Microsoft-Patente verstoße". Allerdings haben die Redmonder auch bislang keine
Beweise dafür vorgelegt.

Harald Weiss/pf


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