Interview mit TAP-Geschäftsführer Michael Krause

Mobility vom Business her angehen

21. April 2016, 5:36 Uhr | LANline/Dr. Wilhelm Greiner

Zahlreiche IT-Anbieter widmen sich dem Thema EMM (Enterprise-Mobility-Management). Dennoch kommt die Umstellung auf das "mobile Unternehmen" oft nur langsam voran. LANline sprach über diese Problematik mit Michael Krause, Geschäftsführer des Consulting-Unternehmens und IT-Dienstleisters TAP aus Straubing.

LANline: Herr Krause, trotz viel Bewegung am EMM-Markt erhält man den Eindruck, dass die Umstellung auf durch mobile Geräte und Apps unterstützte Geschäftsprozesse recht schleppend verläuft. Woran liegt das?

Krause: Die Anbieter von EMM-Lösungen überbieten sich heute beim Funktionsumfang, vergessen dabei aber gern den Endanwender. Deshalb gibt es heute trotz leistungsfähiger EMM-Lösungen zahlreiche unzufriedene Benutzer.

LANline: Was machen die IT-Organisationen falsch?

Krause: MDM (Mobile-Device-Management, d. Red.) ist aus Sicht der IT-Abteilung vorrangig ein Security-Thema. Eine MDM-Lösung sollte aber vorrangig auf den Arbeitsalltag des Anwenders abgestimmt sein. Der Kontrollbedarf der IT ist natürlich wichtig, darf aber die Arbeitsweise der Endanwender nicht unnötig einschränken.

LANline: Wie äußert sich diese Einschränkung?

Krause: IT-Leiter stützen sich zur zentralen Kontrolle mobiler Endgeräte und deren Apps häufig auf MDM/EMM-Lösungen mit Container-Konzepten, um Unternehmensressourcen von privaten Apps und Inhalten zu separieren. Das Problem dabei ist: Die IT „verliert“ dadurch den Anwender: Er hat zwei E-Mail-Clients, zwei Adressbücher etc., das verleitet zu Workarounds. Container-Lösungen sind per se anwenderunfreundlich.

LANline: Man muss also umdenken. Aber wie?

Krause: Was beim Thema Mobility häufig vernachlässigt wird, ist eine echte Workplace-Strategie. Die Bedarfsanalyse bleibt oft komplett auf der Strecke. Stattdessen liegt der Fokus allzu oft nur auf Kontrolle, Sicherheit und vagen Hoffnungen, dass Mobilität zu modernen Geschäftsprozessen führen wird. Dabei ist der Nutzen vieler mobiler Apps fraglich. Als zum Beispiel früher der Blackberry noch das gefragte Endgerät war, gab es sogar Excel für Blackberry. Spreadsheets am Blackberry zu bearbeiten ist aber nicht praktikabel. Vergleichbares gilt heute für viele IOS- oder Android-Apps.

LANline: Und wie sollte ein IT-Leiter dabei vorgehen?

Krause: Man sollte Mobility vom Geschäftsbedarf her angehen, strategisch planen und anhand konkreter Use Cases umsetzen. Ergibt die Bedarfsanalyse, dass es sinnvoll ist, die Nutzung von Smart Devices möglichst gering zu halten und stattdessen Notebooks mit Citrix oder RDP zu nutzen, dann sollte man das eben entsprechend umsetzen. Manche innovative Unternehmen beschäftigen heute einen eigenen Workplace-Manager, um die jeweils optimalen Arbeitsumgebungen für die Mitarbeiter zu finden.

LANline: Ist der optimale Workspace einmal gefunden, wie sollte die IT ihn dann verwalten?

Krause: Um einen Anwender mit Mobile Device maximal produktiv zu halten, benötigt man nicht einfach nur MDM. Nötig sind zudem App-Security-, Content- sowie Traffic-Management für die Kostenkontrolle. Zum Beispiel können unkontrollierte Betriebssystem- und App-Updates über das Mobilfunknetz erhebliche Kosten verursachen.

LANline: Hilft zur Kostensenkung die Konzentration auf einen Mobilplattform-Provider?

Krause: Jedes Unternehmen sollte bei den Mobilgeräten eine Zwei-Anbieter-Strategie fahren, schon um den Endanwendern im Service-Katalog eine gewisse Auswahl bieten zu können. Bevorzugt die IT etwa aus Technik- oder Compliance-Gründen bestimmte Geräte, lässt sich die Endanwenderauswahl recht gut über die Preisgestaltung der Angebote steuern.

LANline: Der gesetzte Anbieter ist hier für viele Verantwortliche Apple. Teilen Sie diese Einschätzung?

Krause: Apple gilt vielen IT-Verantwortlichen als sicherstes Mobile-Betriebssystem. Die aktuellen Probleme mit IOS 9.3 und 9.3.1 zeigen allerdings, dass die Qualitätssicherung bei Apple stark gelitten hat. Apple ist heute zu teuer und zu wenig innovativ. Microsofts Lumia 950 zum Beispiel ist günstiger als das Iphone, kann aber mehr. Sobald sich Windows 10 und Windows 10 Mobile etabliert haben, dürfte manch eine IT-Organisation Apple-Geräte durch die Microsoft-Pendants ablösen wollen.

LANline: Letztlich hängt der Geschäftsprozess immer an der App – Stand heute meist schmalbrüstige Standard-Apps. Sehen Sie Nachfrage nach branchenspezifischen Business-Apps?

Krause: Branchenspezifische Apps, wie sie IBM in Kooperation mit Apple propagiert, sind bei uns noch nicht am Markt angekommen.

LANline:  Herr Krause, vielen Dank für das Gespräch.

Mehr zum Thema:

Materna: Kompletter Arbeitsplatz vom deutschen Cloud-Service-Broker

Logicnow: Mobiler Kunden-Service per IOS-App

Unified-Endpoint-Management: EMM und CLM haben geheiratet

VMware: 2.000 virtuelle Arbeitsplätze in 20 Minuten aufsetzen

Citrix will Umstieg auf Windows 10 erleichtern

"Man sollte Mobility vom Geschäftsbedarf her angehen, strategisch planen und anhand konkreter Use Cases umsetzen", so Michael Krause, Geschäftsführer von TAP. Bild: TAP

Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Schönberg & Cerny

Weitere Artikel zu Eutelsat European Telecommuni- cations Satellite Organization

Weitere Artikel zu Gigaset Communications GnmbH

Matchmaker+