Enterasys-Übernahme durch Extreme Networks schafft neuen Midsize-Player

Neue Nummer 4 im Netzwerkmarkt in Sicht

26. September 2013, 5:45 Uhr | LANline/Stefan Mutschler

Das Geschäft mit Netzwerkausrüstung ist hart umkämpft, selbst HP und Juniper als derzeitige Nummern 2 und 3 tun sich schwer, sich gegen die Dominanz von Cisco zu behaupten. Mit Jahresumsätzen von aktuell jeweils rund einer drittel Milliarde Dollar gehören Extreme und Enterasys zu den kleineren Anbietern, im Falle von Enterasys mit starkem Fokus auf vertikale Märkte wie Regierungsorganisationen, sowie Gesundheits- und Bildungswesen. Extreme Networks sieht sich durch die am 12. September 2013 offiziell publizierte Übernahme im Wert von 180 Millionen Dollar im globalen Standing deutlich gestärkt. Als neue Nummer 4 will das Unternehmen sogar den Angriff auf die vorderen Plätze aufnehmen.

Mit der Übernahme seines Mitbewerbers will Extreme die Stärken beider Unternehmen kombinieren. Dabei sollen die jeweiligen Produktlinien weitergeführt werden – in einem Zeitrahmen von etwa zwei Jahren soll das Extreme-Betriebssystem Extremeos jedoch um die Funktionen des Enterasys-Betriebssystems erweitert werden und beide Plattformen unterstützen. Über eine Abstraktionsebene für Linux, die Extreme bereits 2004 in Extremeos eingeführt hat, soll diese Aufgabe relativ unkompliziert zu bewältigen sein. Der Name Enterasys soll am Ende verschwinden.

„Wir sehen das als einen Merger, der dazu dient, unsere Stärken zu ergänzen und Dinge zu konsolidieren“, erklärt Enterasys-Chef Chris Crowell vor Pressevertretern in der Firmenzentrale in Salem nahe Boston. „Auch wollen wir unsere Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten kombinieren und koordinieren, um noch schneller und umfassender auf die Erfordernisse des Marktes eingehen zu können. Das, verbunden mit einem durch den Merger deutlich gesteigerten Standing im Markt, wird uns in die Lage versetzen, auch in den vorderen Rängen den Wettbewerb anzukurbeln“. Über die letzten Jahre hinweg hat Enterasys etwa eine Milliarde Dollar für Forschung und Entwicklung ausgegeben.

Besonders interessant dürften für Extreme die zahlreichen Management-Funktionen der Enterasys-Software sein. Produkte wie Identifi und Netsight bieten Plattform-unabhängiges Rechte- und Regelmanagement beziehungsweise eine einheitliche Sicht auf alle Ereignisse im Netzwerk. „Connectivity ist nur die halbe Miete“, so Crowell, „ebenso wichtig ist es immer zu wissen, wer gerade wo im Netzwerk mit welchen Rechten etwas tut. Visibility ist eine unserer Schlüsselstärken.“ Erst im Juni dieses Jahres hat Enterasys unter anderem ein Update seines Onefabric Control Center vorgestellt, welches das übergreifende Management physischer, virtueller, kabelgebundener und funkbasierter Netzwerke erlaubt.

Derzeit gehört Enterasys noch zusammen mit der deutschen Siemens Enterprise Communications zu einem in den Niederlanden gegründeten Joint Venture, an dem die Siemens AG zu 49 Prozent und der Großinvestor Gores zu 51 Prozent beteiligt sind. Kurioserweise nennt sich das niederländische Joint Venture ebenfalls Siemens Enterprise Networks – nur mit anderem Zusatz für die Rechtsform.

Mit der Übernahme kauft Extreme Enterasys vollständig aus diesem Konstrukt heraus. „An unserer Zusammenarbeit mit Siemens Enterprise wird sich dadurch faktisch kaum etwas ändern“, so Markus Nispel in Salem zu LANline. „Wir hatten bereits lange vor diesem Joint Venture eine sehr enge Kooperation, und diese werden wir auch nach unserem Ausstieg mit gleichem Engagement fortführen. Formal ist Siemens dann wieder einer unserer Wiederverkäufer“. Die Partnerschaft mit Siemens ist durchaus ein Pfund in der Waagschale auf Enterasys-Seite – besonders in Deutschland hat Enterasys durch diese Konstellation sehr viele Projekte etwa in den Bereichen Gesundheitswesen und Industrie gewonnen.

Bis Mitte November läuft für diesen Deal die „quiet period“, in der die beteiligten Parteien nur eingeschränkt mit der Öffentlichkeit kommunizieren dürfen. Weitere strategische Ankündigungen sind erst im Anschluss an diese Zeit zu erwarten.

"Wir sehen das als einen Merger, der dazu dient, unsere Stärken zu ergänzen und Dinge zu konsolidieren", erklärt Enterasys-Chef Chris Crowell.

Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Siemens IT Solutions and Services

Matchmaker+