Amazon Web Services vs. Microsoft Windows Azure

Public-Cloud-Gerangel

26. März 2014, 6:55 Uhr | René Büst, Senior Analyst bei Crisp Research/wg

Nachdem Microsoft in den letzten Jahrzehnten mit Anbietern wie Novell, Oracle, IBM oder HP um On-Premise-Marktanteile kämpfen musste, hat sich mit AWS (Amazon Web Services) ein neuer Gigant in der Public Cloud etabliert, der nun verstärkt seine Fühler in Richtung der Unternehmenskunden ausstreckt. Denn der vorwiegend von Microsoft beherrschte Markt offenbart enormes Potenzial für die Anbieter. Marktprognosen von Crisp Research zeigen in den nächsten Jahren ein Wachstum von 40 Prozent pro Jahr, wodurch sich die Umsätze allein in Deutschland im Jahr 2018 auf 28 Milliarden Euro belaufen werden.

Auf seiner Hausmesse Reinvent 2013 hat AWS mit einigen neuen Services begonnen, die Hände weiter nach Unternehmenskunden auszustrecken. Nachdem sich AWS als führender Infrastrukturanbieter sowie Enabler für Startups und neue Geschäftsmodelle in der Cloud etabliert hat, versucht das Unternehmen aus Seattle schon seit geraumer Zeit, im lukrativen Unternehmensumfeld Fuß zu fassen.

Hintergrund: IaaS-Marktführer AWS
AWS ist der unangefochtene Public-IaaS-Markführer (Infrastructure as a Service). Als Geschäftsbereich des bekannten Webshops Amazon.com betreibt das Unternehmen aus Seattle seit 2006 in derzeit weltweit neun Regionen mehrere Rechenzentren und so genannte Edge-Locations, um Daten schneller auszuliefern. Mit stetigen Investitionen in seine Infrastruktur und das Portfolio zeigt Amazon, wie bedeutend diese Technologien für das Unternehmen sind. So nutzt Amazon seine Cloud-Infrastruktur auch für alle eigenen Angebote und Dienste.

Neben den Infrastruktur-Basisdiensten EC2 (Elastic Compute Engine, Rechenleistung) und S3 (Simple Storage Service, Speicherplatz) stehen viele weitere infrastrukturnahe Services zur Verfügung, mit denen der Kunde die Infrastruktur effektiv nutzen kann. Das zahlt sich aus: Nach Einschätzungen von Crisp Research setzt ein durchschnittlicher AWS-Kunde zirka elf bis zwölf AWS-Services ein, um seine Web-Applikation auf der Amazon-Cloud-Infrastruktur zu betreiben. Mit beachtlichem Tempo veröffentlicht AWS stetig neue Services und festigt damit seine Attraktivität als Innovationstreiber im Cloud-Markt. Nachdem AWS eine Vielzahl erfolgreicher Startups dieser Welt als Kunde nennen kann, besteht der nächste Schritt darin, auch etablierte Unternehmen auf die Cloud-Infrastruktur zu ziehen.

Eine Herausforderung bei der Nutzung der AWS Cloud stellt die Scale-out-Infrastruktur dar. Web-Applikationen müssen für die AWS Cloud entwickelt werden. Der Start einer einzelnen EC2-Instanz reicht niemals aus, um von einer Cloud-fähigen Applikation zu sprechen. Dazu wird ein Verbund mehrerer EC2-Instanzen benötigt, über die eine Applikation verteilt läuft und im Fehlerfall einer Instanz eine neue startet oder während einer Lastspitze neue Instanzen hochfährt und diese im Anschluss wieder herunterfährt.

Infrastruktur
Die Amazon-AWS-Infrastruktur spannt sich derzeit über neun Regionen weltweit auf. Jede Region besteht aus mindestens zwei voneinander unabhängigen und isolierten Rechenzentren, den so genannten Availability Zones (AZs). Um die Verfügbarkeit und Redundanz einer Applikation sicherzustellen, sollte man ein Multi-AZ-Konzept nutzen.

Service-Portfolio
EC2 (Elastic Compute Cloud) ist der Top-Service von AWS und wird von den Kunden weitreichend genutzt. EC2 war einer der ersten Compute-Services in der Cloud und hat sich seit seiner Verfügbarkeit im Jahr 2008 stetig weiterentwickelt. Insbesondere die geografische Reichweite, die unterschiedlichen VM-Typen, die Unterstützung verschiedener Betriebssysteme sowie die diversen Arten des Bezugs und das Ökosystem machen ihn zum Maß aller Dinge in der Cloud. Auf Basis der Kundenrückmeldungen erweitert Amazon den Service ständig. So reagierte Amazon umgehend auf Anfragen von Unternehmenskunden nach einem besseren I/O-Durchsatz für Oracle- wie auch SAP-Workloads und stellte dazu neue SSD-Instanztypen bereit. Unternehmenslösungen von Microsoft, Oracle, Red Hat, SAP, IBM und anderen Softwareanbietern sind für den Betrieb auf Amazon EC2 zertifiziert. Kunden können zwischen On-Demand-, Reserved- und Spot-Instanzen wählen, um Workloads nach Bedarf mit entsprechender Rechenleistung zu verarbeiten.

S3 (Simple Storage Service) ist Amazons Speicherdienst, den viele Kunden für den weltweiten Zugriff auf Daten in Web-Applikationen wie auch Unternehmen für Backups nutzen. Nach Angaben von Amazon wurden im April 2013 bereits über zwei Billionen Objekte in S3 gespeichert. Hinzu kommen etwa 1,1 Millionen Zugriffe pro Sekunde über die API. S3 dient als Speicher-Backbone für viele weitere AWS-Services, darunter Elastic Block Store (EBS), Relational Database Service (RDS), Elastic Mapreduce (EMR), Cloudfront und Storage Gateway.

Amazon Glacier ist ein S3-basierter Archivierungs-Service, der dem Speichern und Backup komprimierter Daten dient. Das Storage Gateway ist eine virtuelle Appliance, mit der Unternehmen Backups ihrer Daten automatisch in die Amazon Cloud übertragen können. Amazon Cloudfront ist das AWS Content Delivery Network, das eine weltweite Verteilung von Daten über Edge Locations bietet und eng in S3 integriert ist.

Amazon Virtual Private Cloud (VPC) kommt überwiegend bei Unternehmenskunden zum Einsatz, um On-Premise-Infrastrukturen mit der Amazon Cloud zu verbinden. Mit VPC lässt sich ein isolierter Bereich innerhalb der AWS Public Cloud aufbauen, um darin sensiblere Daten zu verarbeiten. Dazu werden virtuelle Netzwerke aufgebaut, die der Kunde selbst anpasst und kontrolliert. Öffentliche Server stehen innerhalb eines öffentlichen Subnetzes bereitg, wohingegen Backend-Systeme sowie Applikations- und Datenbank-Server hingegen innerhalb eines privaten Subnetzes, auf die kein öffentlicher Zugriff möglich ist. In Kombination mit Direct Connect, mit dem man eine dedizierte Verbindung zwischen einem Unternehmensrechenzentrum und einer AWS-Region aufbauen kann, lässt sich mit VPC eine hybride Infrastrukturumgebung im AWS-Kontext am sichersten betreiben. Speziell Kunden aus dem Finanzsektor, Behörden und Unternehmen aus dem Gesundheitswesen nutzen die Form der Anbindung, um Workloads in die Public Cloud zu übertragen.

Amazons Relational Database Service (RDS) ist eine relationale Datenbank, die als Service bereitsteht, zu Beginn nur auf MySQL, mittlerweile auch auf Oracle und Microsoft SQL. RDS unterstützt Hochverfügbarkeit, Multi-AZ-Konzepte und Replikationen für den lesenden Zugriff und ist mit Amazon VPC kombinierbar. Redshift ist ein Data-Warehouse-Service mit hoher I/O-Performance, der für die Analyse großer Datenmengen gedacht ist. Redshift spielt eine zentrale Rolle in Amazons Strategie, um Unternehmen auf die Cloud-Infrastruktur zu bringen.

AWS-Check
Amazon ist der führende IaaS-Anbieter und bedient die Anforderungen verschiedener Kundengruppen. Während zu Beginn überwiegend Startups AWS nutzten, richten sich Services wie Redshift, Storage Gateway, Direct Connect, Workspaces, Cloudtrail und Kinesis insbesondere an Unternehmenskunden.

Trotz aller Dementis von AWS Senior Vice President Andy Jassy ist zu erwarten, dass Amazon auch im Private-Cloud-Markt ein Wort mitreden wird, um gegen Anbieter wie Microsoft und VMware anzutreten. Services wie Storage Gateway und Dynamo DB stehen als lokale Versionen zur Verfügung und weitere bekannte Services werden wahrscheinlich ebenfalls bald als On-Premise-Lösungen bereitstehen. Durch die Kooperation mit der Open-Source-basierten Cloud-Infrastruktursoftware Eucalyptus, die ein Abbild der grundlegenden AWS-Services und -APIs bietet, wird die On-Premise-Präsenz noch wachsen. Auch der Vertrag mit der CIA für den Aufbau einer Private Cloud durch Amazon zeigt Amazons Interesse an diesem Thema.

Je nach Land und Use Case variieren die Anforderungen, die Amazon für Unternehmen erfüllen muss. Europäische Kunden sind hier meist bedachter mit der Datenhaltung und speichern die Daten lieber im eigenen Land. Crisp Research hat schon mehr als einen Kunden beraten, der von der Technik überzeugt war, für den das Speichern der Daten in Irland aber nicht in Frage kam. In einigen Fällen liegt es aber auch an zu komplizierter Nutzung. Das bedeutet, dass ein Unternehmen seine bestehende Anwendung oder Webseite nicht für die Amazon-Infrastruktur (neu) entwickeln möchte.

Gründe hierfür sind die fehlende Zeit und das Wissen zur Umsetzung, was gleichzeitig die Einführung verzögern würde. Beides lässt sich auf die Komplexität zurückführen, um auf AWS Skalierbarkeit und Verfügbarkeit zu erreichen. Es geht nun einmal nicht nur um ein paar API-Aufrufe, vielmehr ist die vollständige Architektur auf die AWS Cloud auszurichten. In Amazons Fall liegt es insbesondere an der horizontalen Skalierung (Scale-out), die dies erforderlich macht. Die Unternehmen sähen lieber eine vertikale Skalierung (Scale-up), um das bestehende System 1:1 migrieren zu können und in der Cloud direkt Erfolge zu erzielen.

Hintergrund: Vielfältiger Cloud-Stack Azure
Microsoft Windows Azure startete ursprünglich als PaaS-Umgebung (Platform as a Service), um der Microsoft-Entwicklergemeinde eine auf Microsoft-Technik basierte Entwicklerplattform in der Cloud zu bieten. Im April 2013 erweiterte Microsoft die Azure-Plattform offiziell um ein eigenes IaaS-Angebot, um den Bedürfnissen der Unternehmenskunden zu entsprechen. Microsoft verlagert stetig immer mehr eigene Services und Angebote auf die Windows-Azure-Plattform und ist demnach sein eigener größter Kunde. Dennoch kann Microsoft mit Toyota, BMW, 3M oder Trek einige große Namen zu den Azure-Kunden zählen.

Ein Teil der Windows-Azure-Plattform ist das Angebot von VM-Rechenleistung (virtuelle Maschinen). Zwar erfolgen die Preisangaben pro Stunde, dennoch rechnet Microsoft pro Minute ab. Wer sich für einen festen sechs- oder zwölfmonatigen Vertrag entscheidet, erhält Rabatt auf den Stundenpreis pro genutzter VM. Anhand von Windows Azure Storage lassen sich Daten permanent innerhalb der Azure Cloud speichern und weiterverarbeiten. Wie auch AWS und Google bietet Windows Azure neben reiner Infrastrukturleistung zusätzliche Services an. Dazu gehören Big-Data-Dienste (HD Insight), Enterprise Application Integration (Biztalk) oder ein Cloud-basiertes Active Directory (AD), das sich mit einem lokalen On-Premise-AD verbinden lässt. Zudem lassen sich die VMs, für die sowohl Windows- als auch Linux-Betriebssysteme zur Verfügung stehen, mit fertigen Images starten.

Infrastruktur
Microsoft betreibt Windows Azure in acht Regionen weltweit, darunter Nordamerika, Europa und Asien. Neue Rechenzentren für Australien und Japan sind bereits angekündigt.

Service-Portfolio
Windows Azure Cloud Services stellen PaaS-Funktionalität über die Plattform bereit, indem Entwickler ihren Programmcode auf der skalierbaren Infrastruktur ausrollen und betreiben können. Neben Dotnet lassen sich auf Azure auch Java-, PHP-, Ruby- und Node.js-Applikationen ausführen. Im Juni 2012 hat Microsoft Windows Azure um Infrastruktur-Services in Form virtueller Server erweitert und damit die Lücke zu AWS etwas verkleinert. Auf den Windows Azure Infrastructure Services kann man neben Linux-Distributionen auch Weblogic-Server betreiben.

Windows Azure Storage gehört zu den ersten Services, die als Teil der PaaS-Umgebung erschienen sind. Die Storage-Services bestehen aus drei Komponenten: Blobs, Tables und Queues. Blobs stellen ein permanenten und hochverfügbaren Speicherplatz bereit, den die Windows Azure Cloud Services wie auch die Infrastruktur-Services nutzen, um die virtuellen Festplatten zum Speichern der Betriebssysteme und Daten zu verwalten. Nach Microsoft-Angaben sind auf dem Azure Blob Storage mehr als 8,5 Billionen Objekte gespeichert. Mit der Akquisition von Storsimple bietet Microsoft eine virtuelle Appliance, auf der Unternehmen ihre Daten nahtlos mit Windows Azure Storage archivieren können. Der Windows Azure CDN Service ist eng mit in den Speicherplatz integriert, um Daten über mehrere Edge Locations weltweit performant auszuliefern.

Das Windows Azure Virtual Network ermöglicht den Aufbau eines logisch isolierten Bereichs innerhalb von Windows Azure, mit dem ein Unternehmen seine On-Premise-Rechenzentren über eine IPSec-Verbindung verknüpfen kann. Damit lassen sich anhand eines virtuellen Netzwerks Unternehmensrechenzentren mit Windows Azure erweitern. Ist eine Verbindung aufgebaut, lassen sich sämtliche VMs und Services einem DNS-Server vor Ort oder innerhalb des virtuellen Netzwerks zuweisen. Unternehmen können so ihre eigenen Domain Controller mit Windows Azure nutzen. Kunden, die ihre Applikationen auf der PaaS- und der IaaS-Umgenung betreiben, schlagen über das virtuelle Netzwerk eine Brücke zwischen beiden Angeboten.

Die Windows Azure SQL Database ist ein vollständig verwalteter relationaler Datenbank-Service, der auf SQL-Server-Technik basiert. Ein SQL Database Server besteht aus einer logischen Gruppe von Datenbanken. Innerhalb jedes logischen SQL Database Servers können Kunden mehrere Datenbanken erstellen und Tabellen, Views, Stored Procedures, Indizes und weitere bekannte Objekte nutzen. Die Windows Azure SQL Database steht in drei Ausführungen zur Verfügung: Web, Business und Premium. Die Web- und Business-Versionen laufen auf einer Shared-Infrastruktur, wobei die Daten innerhalb eines Rechenzentrums repliziert werden. Die Premium-Version ist eine dedizierte Variante mit einer festgelegten Anzahl von Ressourcen, die nicht mit anderen Datenbanken geteilt werden.

Azure-Check
Dass Microsoft als eines der weltweit führenden IT-Unternehmen eines Tages mit einem „Online-Shop“ um Marktanteile kämpfen muss, hätte in Redmond wohl früher niemand zu träumen gewagt. Dennoch ist das die Realität. Amazon ist dank AWS mit Abstand der Innovationsmotor im Cloud-Computing-Markt und im IaaS-Bereich der absolute Marktführer. Hier greift nun auch Microsoft an. Nachdem Windows Azure zu Beginn als reines PaaS-Angebot am Markt positioniert wurde, hat Redmond sukzessive IaaS-Komponenten hinzugefügt. Das Release der Windows Azure Infrastructure Services war für viele ein zu später Schritt, da bereits große Marktanteile in diesem Bereich an AWS abgeflossen sind. Allerdings haben sich auch einige Vorteile ergeben, die von den meisten übersehen wurden.

Microsoft ist einer der wenigen Cloud-Computing-Anbieter, der aufgrund seiner Historie und Erfahrungen auf Unternehmenskunden eingehen kann, um deren Bedürfnissen und Sorgen zu begegnen. Mit weiteren neuen Services wie Azure AD Premium, Active Directory Federation Services, Express Route oder einem bald vollständig Cloud-fähigen Identity-Management richtet Microsoft sein Azure-Service-Portfolio konsequent an Unternehmenskunden aus.

AWS vs. Azure
Auch wenn Microsoft im mittlerweile sehr stark umkämpften IaaS-Markt spät dran war, bedeutet dies nicht, dass der Zug abgefahren ist. In vielen Ländern beginnt gerade erst die Adaption des Cloud Computings. Darüber hinaus wird das große Geld bei den etablierten Unternehmenskunden verdient und erst dann bei den Startups dieser Welt. Das hat auch Amazon verstanden und entsprechende Maßnahmen eingeleitet.

Weiterhin nimmt die Bedeutung der Private Cloud und somit auch der Hybrid Cloud weltweit zu. Hier sieht das Blatt bereits ganz anders aus: Microsoft hat mit seinem Windows Server 2012 ein gut platziertes Produkt für die Private Cloud, das sich nahtlos in Windows Azure integrieren lässt. Hier kann Amazon nur über den weiteren Ausbau der Eucalyptus-Kooperation oder Akquisitionen schnell aktiv werden.

Allerdings sind die Windows Azure Infrastructure Services in erster Linie Public-Cloud-Services. Und hier muss man sagen, dass die Vielfalt des AWS-Portfolios noch größer ist als das von Windows Azure. Zum Beispiel fehlen hier Services wie Elastic IP oder Cloudformation. Dennoch ist Microsoft mit seinem Portfolio derzeit der einzige Public-Cloud-Anbieter am Markt, der AWS ernsthaft gefährlich werden kann. Denn IaaS bedeutet mehr als nur Infrastruktur: Es heißt, die Infrastruktur nutzbar zu machen.

Eines ist zu beachten: Innovationen lassen sich in neuen Azure-Releases nicht finden. Stattdessen versucht Microsoft lediglich, den AWS-Technikvorsprung mit der Erweiterung von Infrastrukturressourcen aufzuholen, mehr aber nicht. Dabei darf man nicht Amazons Innovationsgrad unterschätzen: Amazon baut in regelmäßigen Abständen seine Cloud-Plattform mit weiteren disruptiven Services und Funktionen aus.

Dennoch ist Microsoft für das attraktive Umfeld für Unternehmenskunden in einer sehr guten Ausgangsposition und hat sein Portfolio mit einigen Infrastruktur-Services um wichtige Komponenten erweitert. Zudem verfügt Microsoft bereits über eine sehr große On-Premise-Kundenbasis, die es in die Cloud zu überführen gilt, darunter renommierte und finanziell gut aufgestellte Unternehmen. Dies ist genau der Bereich, in dem Amazon erst noch Vertrauen aufbauen muss.

Zudem sollte man den stetig wachsenden Private-Cloud-Markt nicht vernachlässigen. Hier sehen die Karten auf beiden Seiten gleich ganz anders aus. Dass Microsoft im IaaS-Bereich noch nicht auf Augenhöhe mit Amazon ist, bedeutet nicht, dass Redmond nicht erfolgreich sein wird. Es ist zwangsläufig nicht entscheidend, als erster am Markt zu sein und das beste Produkt zu haben, sondern seine bestehenden und potenziellen Kunden davon zu überzeugen, dass dies einen Mehrwert bietet – und es wäre nicht das erste Mal, dass Microsoft dies gelänge.

Einen strategischen Vorteil baut sich Microsoft derzeit mit seinem Cloud-OS-Partnernetzwerk auf, das aus weltweit mehr als 25 Cloud-Service-Providern besteht, die sich nach Microsoft-Angaben auf Hybrid-Cloud-Szenarien mit Microsofts Cloud-Plattform konzentrieren. Dazu setzen die Provider auf eine Kombination des Windows Servers mit Hyper-V, System Center und dem Windows Azure Pack. Microsoft möchte damit seine Vision unterstreichen, sein Cloud OS als Basis für Kundenrechenzentren, Service-Provider-Clouds und die eigene Public Cloud zu etablieren.

Das Cloud-OS-Partnernetzwerk bedient mehr als 90 Märkte mit einer Kundenbasis von drei Millionen Unternehmen weltweit. Insgesamt 2,4 Millionen Server und mehr als 425 Rechenzentren bilden die technische Basis. Kai Göttmann, Direktor des Geschäftsbereichs Server, Tools und Cloud Business bei Microsoft, beschreibt die Cloud-OS-Strategie als „einheitliche, übergreifende Technologie vom Kundenrechenzentrum über die Service-Provider-Cloud und eine von Microsoft gehostete Windows-Azure-Plattform. Lokale Service-Provider können auf Basis von Windows Server, System Center und des Windows Azure Packs die hybriden Szenarien der Zukunft ermöglichen.“

Für Microsoft ist das Cloud-OS-Partnernetzwerk in der Tat ein kluger Schachzug, um gemessen an der Verbreitung der eigenen Cloud-Technik weltweit mehr Marktanteile zu erhalten. Hinzu kommt, dass es sehr gut in Microsofts bewährte Strategie passt, die Kunden überwiegend nicht direkt, sondern über ein Netzwerk von Partnern zu versorgen. Auch den Kunden kommt das Partnernetzwerk prinzipiell entgegen. Unternehmen, die bisher aus Gründen der Datenlokalität oder lokaler Richtlinien wie dem Datenschutz die Windows Azure gemieden haben, können sich nun einen Anbieter im eigenen Land suchen, ohne auf die gewünschte Technik zu verzichten. Für Microsoft eröffnet sich damit ein weiterer Vorteil, nicht zwingend ein RZ in jedem Land bauen zu müssen, sondern sich lediglich auf die bisherigen oder strategisch wichtigeren zu konzentrieren.

Strategische Perspektive
Aus einem strategischen Blickwinkel betrachtet zeigen Microsoft wie auch Amazon unterschiedliche Stärken. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil für Microsoft besteht darin, mit Satya Nadella den ehemaligen Executive Vice President Cloud and Enterprise zum CEO ernannt zu haben, der dem Unternehmen eine klare Vision der Cloud vorleben wird. Hinzu kommen Microsofts hybride Lizenz- und Deployment-Modelle (zum Beispiel Private Cloud und Hosted Azure) für Microsoft-Anwender sowie eine konsequente, starke Integration auf Technik- und Produktebene (Cloud OS). Weiterhin gehört die über die letzten Jahrzehnte etablierte Partnerbasis für Beratungs- und Integrationsdienstleistungen zu Microsofts Kronjuwelen.

Amazon profitiert von seiner Position als Innovator und Vordenker im Bereich Public IaaS. Zugleich verfügt das Unternehmen über ausgesprochen gute Data Center, was sich in einer kosteneffizienten Produktion und effizientem RZ-Betrieb widerspiegelt. Neben einem breitem, modularen Infrastruktur- und Service-Portfolio kann Amazon zudem eine klare Strategie ohne Altlasten umsetzen.

Unter dem Strich lässt sich sagen, dass Microsoft dank seiner PaaS-Historie technisch in diesem Bereich einen deutlichen Vorsprung zu verzeichnen hat. Amazon AWS hingegen ist derzeit noch der unumstrittene Innovations- und Marktführer im IaaS-Umfeld. Aufgrund der steigenden Bedeutung von Hybrid- und Hosted-Private-Cloud-Modellen geht Crisp Research allerdings davon aus, dass sich das Kräfteverhältnis in den kommenden Jahren immer ausgeglichener zeigen wird. Amazon AWS ist daher gut beraten, sein Portfolio um weitere Deployment-Modelle zu erweitern und sich nicht mehr nur ausschließlich auf die Public Cloud und den IaaS-Bereich zu konzentrieren.

Quelle: Crisp Research, www.crisp-research.com

Quelle: Crisp Research, www.crisp-research.com

Quelle: Crisp Research, www.crisp-research.com

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