DMaaS folgt DCIM

RZ-Management aus der Wolke

30. Juli 2019, 7:00 Uhr | Vincent Barro

Lange galten DCIM-Systeme als Ultima Ratio, wenn es um Optimierungen im Rechenzentrum ging. Dennoch hatten es die Software­lösungen mitunter schwer, sich in der Breite durchzusetzen. Mit DMaaS folgt jetzt die nächste Generation der Datacenter-Management-Lösungen. Womit können Cloud-basierende DCIM-Systeme zusätzlich punkten?

Datacenter-Management-as-a-Service oder kurz DMaaS ist ein Cloud-basierender Dienst, der vergleichbare Funktionen bereitstellt wie eine klassische DCIM-Lösung. Dazu gehören Überwachung von Stromversorgung und Kühlung so­-wie Alarm-Management und Reporting. DMaaS bietet darüber hinaus jedoch viele weitere Möglichkeiten, die mit herkömmlichen DCIM-Systemen nur sehr schwer umzusetzen sind.

Schneider Electric hat mit EcoStruxure IT erst kürzlich ein DMaaS-System vorgestellt. Dies geschieht durchaus marktgetrieben. Geht man von aktuellen Prognosen aus, wird die Anzahl von hybriden IT-Architekturen und Edge-Rechenzentren in den nächsten Jahren stark ansteigen. Um solche Infrastrukturen kosteneffizient betreiben zu können, benötigen Betreiber und Colocation-Anbieter dringend flexible Fernwartungsmöglichkeiten, die schnell mit einer wachsenden Infrastruktur skalieren. Cloud-basierende DCIM-Plattformen sollen exakt dies bieten. Sie können im Extremfall Hunderte von Rechenzentrumsstandorten zentral überwachen und managen - und das bei kontrollierbaren Kosten und niedriger technischer Einstiegshürde, so die Verfechter. Darüber hinaus ist etwa die Schneider-Electric-Lösung komplett herstellerneutral und bietet Entwicklern über eine offene API umfassende Möglichkeiten für die Anbindung individueller Anwendungen.

Cloud-basierende DCIM-Systeme lassen sich schnell und kostengünstig integrieren. Ein einfacher Download und die passende App auf dem Smartphone genügen in der Regel, um die ersten Basisfunktionen zu nutzen. Schneider stellt EcoStruxure IT wahlweise als Software-Gateway für Windows und Linux oder als Hardware-Lösung zur Verfügung. Die passende App ist für iOS und Android erhältlich und lässt sich in den entsprechenden App-Stores kostenlos herunterladen.

Neben dem einfachen Rollout gibt es jedoch noch einen weiteren Aspekt, der für ein DMaaS-System spricht: Cloud-basierende DCIMs sind in der Lage, große Datenmengen zentral zu verarbeiten und zu analysieren. Dabei sind alle Daten ohne Standorteinschränkungen weltweit verfügbar. Durch den Einsatz von Machine Learning und Big Data ergeben sich zudem viele neue Potenziale für Rechenzentrumsbetreiber und Service-Provider.

Die Vorteile dieses Ansatzes können immens sein. Durch die Auswertung von Millionen anonymisierter Verlaufsdaten lassen sich beispielsweise bisher verborgene Energieeinsparpotenziale erschließen. Auch das Erstellen von standortübergreifenden Benchmarks, etwa im Vergleich mit anderen Rechenzentren ähnlicher Größe, ist gewissermaßen auf Knopfdruck möglich. Eine der wichtigsten Aufgaben ist jedoch die frühzeitige Identifizierung von Anomalien und möglichen Fehlerkonstellationen. Machine Learning ist in der Lage, komplexe Abhängigkeiten zwischen verschiedenen betriebskritischen Systemen und der IT-Schicht zu erkennen. Künftig lassen sich damit viele Probleme schon beseitigen, bevor sie überhaupt zu einem Ausfall führen. Das Stichwort lautet präventive Wartung.

Präventive Wartung in der IT-Praxis

USV-Batterien halten in der Regel sieben bis acht Jahre - vorausgesetzt, sie kommen in einer ausreichend klimatisierten IT-Umgebung zum Einsatz. Durch die Verbreitung von Edge-Rechenzentren im IoT- und Industrieumfeld entstehen jedoch immer mehr IT-Installationen an Standorten mit schwankenden Umgebungstemperaturen. Dies hat direkte Auswirkungen auf die Batterielebensdauer und kann diese im Extremfall sogar halbieren.

Ein Cloud-basierendes DCIM-System kann nun - basierend auf der Analyse von Temperatursensoren, dem Batteriealter und den Ladezyklen - zuverlässige Prognosen hinsichtlich der verbleibenden Lebensdauer einer USV-Batterie erstellen. Dabei fließen an einzelnen Standorten jeweils die realen Temperaturverläufe in die Berechnung ein. Der Betreiber kann die Batterien also genau zum richtigen Zeitpunkt austauschen. Dies erhöht nicht nur die Ausfallsicherheit, sondern erleichtert auch die Wartungsplanung. Generell tauschen DMaaS-Systeme eher unkritische Daten mit der Cloud aus, beispielsweise Temperaturen, Energieverbrauch oder Statusmeldungen. Dennoch war bei der Entwicklung von EcoStruxure IT auch das Thema Cybersecurity entscheidend. Schneider Electric standardmäßig eine 256-Bit-AES-Verschlüsselung mit 2.048-Bit-Signatur zum Datenaustausch mit der Cloud. Dadurch sind keine zusätzlichen VPN-Verbindungen mehr nötig.

Datensicherheit

Die Kunden-Accounts sind zudem über eine Zwei-Faktor-Authentifizierung abgesichert. Die Performance-Daten werden getrennt vom zentralen Data-Lake archiviert und bleiben Eigentum des Kunden. Nutzer haben so immer die Kontrolle über die Sensor- und Verlaufsdaten ihrer eigenen Infrastruktur und können selbst entscheiden, welche Metadaten anonymisiert in den Data-Lake einfließen sollen.

Herkömmliche DCIM-Systeme werden allerdings nicht vom Markt verschwinden. Speziell größere Rechenzentren werden auch weiterhin ihre lokale DCIM-Lösung einsetzen, da sie ein integraler Bestandteil des Bereichs Datacenter-Operations ist - auch Latenzen können bei speziellen Anwendungen eine Rolle spielen. Hinzu kommt, dass ein Großteil der installierten Basis nicht aus einfachen Out-of-the-Box-Lösungen besteht. Teilweise wurden eigene Skripts erstellt, oder es floss bereits erhebliche Entwicklungsarbeit in kundenspezifische Anpassungen. On-Premise-DCIM wird deshalb auch weiterhin ein wichtiges Tool für RZ-Betreiber bleiben. Cloud-Lösungen bieten zwar umfangreiche Services, bezüglich der Funktionstiefe kommen sie aber bisher nicht an die Bandbreite klassischer Lösungen heran.

Zukunft des Monitorings

Es ist davon auszugehen, dass Cloud- und On-Premise-DCIM sich schon bald stärker miteinander verzahnen lassen. In Zukunft werden beide Lösungen koexistieren und sich gegenseitig sinnvoll ergänzen. Anwender können dann von Fall zu Fall entscheiden, an welchen Standorten sie eine lokale DCIM-Installation benötigen und an welcher Stelle ein DMaaS-System besser geeignet ist. DMaaS stellt dann einen ergänzenden Layer bereit, der ein standortübergreifendes Infrastruktur-Management ermöglicht und die Skalierbarkeit sicherstellt. Künftig wird sich das Spektrum an intelligenten DMaaS-Diensten und Analysefunktionen zudem kontinuierlich erweitern, beispielsweise um Planungshilfen oder 24/7-Monitoring-Services.

Vincent Barro ist Vice President IT & Datacenter Business bei Schneider Electric, www.schneider-electric.de


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