Interview mit VMwares End-User-Computing-Chef Sanjay Poonen

VMware: Große Pläne für die Post-PC-Ära

10. Juli 2014, 6:52 Uhr | LANline/Dr. Wilhelm Greiner

LANline sprach mit Sanjay Poonen, Executive Vice President und General Manager End-User Computing bei VMware, über die Client-Strategie der Virtualisierungsgröße. Die Themen reichten von der Virtual-Desktop-Lösung Horizon 6 über die Airwatch-Akquisition und die Integration der Client-seitigen Tools bis zum Software-Defined Datacenter (SDDC) und dem Internet der Dinge. Die Kernaussage: VMware hat auf der Client-Seite sehr viel vor.

LANline: Herr Poonen, lange Zeit konnte man den Eindruck erhalten, VMware konzentriere sich ganz auf die Datacenter-Seite. Dieses Jahr aber folgten die Airwatch-Akquisition und das Update auf Horizon 6, das nun auch virtualisierte Applikationen unterstützt. Wie sieht VMwares Strategie auf Endgeräteseite aus?

Sanjay Poonen: In der Post-PC-Ära geht es darum, eine Milliarde unterschiedlichster mobiler Endgeräte in den Unternehmen zu managen und abzusichern. Wir wollen der Anbieter sein, der all diese Geräte verwaltet und kontrolliert. Mit der Airwatch-Akquisition können wir die Nutzung von Business-Apps umfassend verwalten. Unser Ziel ist eine vollständige End-User-Computing-Lösung, die den Desktop, Mobilgeräte, Apps, Daten und Collaboration umfasst.

LANline: Es gibt zahlreiche EMM-Anbieter (Enterprise-Mobility-Management). Warum hat sich VMware gerade für Airwatch entschieden?

Sanjay Poonen: Der aktuelle Gartner Magic Quadrant belegt, dass Airwatch einer der beiden klaren Marktführer ist (neben Mobileiron, gefolgt von Citrix, IBM und Good, Anm. d. Red.). Wir hatten zunächst eine EMM-Lösung für den internen Gebrauch gesucht, und diese haben wir dann auch für die Akquisition ausgewählt. Interessant war für uns unter anderem, dass Airwatch gegenüber der Konkurrenz bei den Cloud-Deployments deutlich vorne liegt. Airwatch hat eine sehr „Cloud-freundliche“ Lösung, eine sehr breite Plattform und ein umfangreiches Entwicklerteam. Neben MDM (Mobile-Device-Management, d.Red.) bietet Airwatch auch wichtige Kernfunktionen wie sichere E-Mail.

LANline: Wird die Marke Airwatch erhalten bleiben oder im Horizon-Portfolio aufgehen?

Sanjay Poonen: Horizon ist nun unsere Marke für alles im Desktop-Bereich, Airwatch wird unsere Plattform für das Mobile-Segment sein.

LANline: Wie sieht die Integrations-Roadmap aus?

Sanjay Poonen: Unsere Integrations-Roadmap beruht auf drei Säulen: Desktop-Produkte, Mobile und Content/Collaboration. Als darunterliegende Plattform dienen dabei die Workspace Services. Alle Elemente werden Integrationen haben. Ab August wird unsere Workspace-Lösung auch SSO (Single Sign-on, d.Red.) umfassen und damit den Desktop- und Mobile-Bereich mit einem gemeinsamen Login verbinden. Ziel ist eine integrierte Workspace Suite, die alle Tools wie Fusion, Mirage und Airwatch mit einer einzigen Management-Backplane verknüpft. Airwatch wird in diesem Kontext auch mit Vcenter zusammenspielen.

LANline: Horizon 6 ist dank der Unterstützung virtualisierter Applikationen funktional näher an Citrix herangerückt, aber Citrix ist mit Xendesktop dennoch der klare Marktführer in diesem Segment. Wie will VMware Kunden von Horizon 6 überzeugen?

Sanjay Poonen: Der Großteil der Virtual-Desktop-Installationen läuft Server-seitig auf Vsphere. Horizon 6 ist besser in diese Server-seitigen Angebote eingebunden als Xendesktop. Außerdem ist Virtual SAN im Bundle enthalten. Virtual SAN senkt die Storage-Kosten für Virtual Desktops um 40 Prozent – ein wichtiger Aspekt. Management-seitig ist Horizon in Vcenter Operations Manager integriert. Übrigens gibt es aufgrund einer Kooperation mit F5 Networks auch einen integrierten Datacenter Application Delivery Controller.

LANline: F5s ADC (Application Delivery Controller) Big-IP konkurriert mit Citrix’ Netscaler. Welche Rolle werden solche ADCs im SDDC (Software-Defined Datacenter) spielen, wie VMware es propagiert?

Sanjay Poonen: Die Integration in Horizon sieht vor, dass unsere Netzwerkvirtualisierungslösung NSX für die Netzwerk-Layer 1 bis 3 zuständig ist, F5 für die Layer 4 bis 7. Big-IP kommt dabei vorkonfiguriert mit Irules für Horizon. Was die Rolle des ADCs im SDDC generell angeht: Das wird die Zukunft zeigen. Der Software-Defined-Markt ist sehr groß, es geht nicht nur um das SDDC, sondern um „Software-Defined Everything“. Hier gilt das Gleiche wie bei einer Flasche Wein: Man braucht die Hardware, aber es kommt auf den Inhalt an.

LANline: Beim Thema Mobility geht es den Unternehmen nicht nur um die zentrale Verwaltung der Endgeräte, sondern um die Einführung mobiler Geschäftsprozesse. Wie unterstützt VMware Unternehmen auf dem Weg zum „Mobile Enterprise“?

Sanjay Poonen: Zunächst muss das Endgerät sicher sein, und dies über alle Plattformen hinweg. Die Airwatch-Konsole verbirgt diese Heterogenität der Plattformen und Betriebssysteme und sorgt für ein übergreifendes, zentralisiertes Management. Denn die Software bietet APIs für das Management aller Android-Versionen, Apple IOS, Windows etc. Die Plattformvielfalt nimmt zu, aber das ist gut für uns. Sobald das Gerät gesichert ist, will ein Unternehmen dort Business-Apps bereitstellen, allen voran eine sichere E-Mail-App. Aber immer mehr Unternehmen entwickeln heute auch ihre eigenen nativen Mobile Apps. Auch diese Apps verwaltet Airwatch zentral. Ähnliches gilt für das Internet of Things: Unabhängig davon, ob in der Automobilindustrie, im Medizinbereich oder in anderen Industriezweigen, es geht immer darum, die Endpunkte zu sichern und dann die passenden Apps zentral verwalten zu können. Deshalb sind wir dank der Airwatch-Akquisition auch auf das Internet of Things gut vorbereitet.

LANline: Herr Poonen, vielen Dank für das Gespräch.

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"In der Post-PC-Ära geht es darum, eine Milliarde unterschiedlichster mobiler Endgeräte in den Unternehmen zu managen und abzusichern", so Sanjay Poonen, Executive Vice President und General Manager End-User Computing bei VMware. Bild: VMware

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