Thinstall-Akquisition durch Vmware könnte einem Nischenmarkt zum Durchbruch verhelfen

Vmware macht Ernst mit Desktop-Virtualisierung

22. Januar 2008, 23:41 Uhr |

Mit der Akquisition von Thinstall hat Vmware zum Gegenschlag gegenüber Citrix und Microsoft ausgeholt, doch verschiedene Analysten sehen den Vmware-Deal auch als Vorteil für die Konkurrenten, weil dadurch der Markt für Application-Delivery insgesamt einen deutlichen Aufschwung erhalten wird.

Thinstall virtualisiert Teile von Windows, womit Applikationen in einer eigenen, separaten Umgebung laufen, ohne dass sie andere Anwendungen beeinträchtigen können. Im Gegensatz zur Betriebssystemvirtualisierung erlaubt die Applikationsvirtualisierung, dass beispielsweise Anwendungen parallel auf demselben Desktop laufen können, die sich ansonsten gegeneinander ausschließen, beispielsweise Dotnet-1.0- und Dotnet-2.0-Applikationen. Mit der Übernahme von Thinstall setzt Vmware ein deutliches Zeichen, dass ihnen sehr ernst ist mit der Desktop-Virtualisierung.

Thinstalls Anwendungsvirtualisierung konkurriert vor allem mit Microsofts Softgrid und dem Citrix Presentation Server. Für Vmware ist der Eintritt in den Markt für Application-Delivery eine sinnvolle Angebotserweiterung. Hier ist zwar Citrix bislang der Platzhirsch, doch mit der Akquisition von Xensource im vorigen Herbst hat Citrix bereits den Konkurrenzkampf mit Vmware herausgefordert.

Doch die Konkurrenzsituation ist nicht Vmwares primäre Motivation für den Kauf, vielmehr hat das Unternehmen erkannt, dass ein Hypervisor im Markt als nicht Besonderes mehr gilt. Oracle und Sun bieten den Opensource Xen-Hypervisor kostenlos an, und es ist nur noch ein Frage der Zeit, bis beide Unternehmen auch das entsprechende Management-Umfeld anbieten. Außerdem dürften die Vmware-Manager inzwischen erkannt haben, dass sie auf Dauer keine vollständige Virtualisierungsumgebung für alle Prozessor-, Peripherie- und Betriebssystem-Varianten liefern können, denn der damit verbundene Entwicklungs- und Maintenance-Aufwand übersteigt deren Möglichkeiten um ein Vielfaches.

Vmware musste also nach neuen Produkten und Angeboten Ausschau halten – und da passt der Bereich Application-Delivery hervorragend ins Portfolio. Zumal die Anwendungen für jeden CIO viel wichtiger sind als jede Technologie. "Es sind immer die Anwendungen, die der IT ihre Daseinsberechtigung verleihen", sagt Ed Albanese, Vmwares Chef für Desktop-Systeme.

Obwohl der Einstieg von Vmware in die Citrix-Domäne zunächst wie eine schlechte Nachricht für Citrix klingt, meinen viele Analysten, dass dies dem Anbieter auch helfen kann. "Application Delivery ist immer noch ein Nischenmarkt, doch der Einstieg von Vmware und die damit einhergehende Promotion durch Vmwares Muttergesellschaft EMC könnten diesen Lösungen einen immensen Schub verleihen", meint IDC-Analyst Michael Rose.

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Harald Weiss/CZ/pk


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