Colt adressiert verstärkt Mittelstand

Ethernet legt nun auch im WAN los

17. Februar 2005, 23:55 Uhr | Stefan Mutschler

Mit "Switched Ethernet VPN" konkretisiert der Business-Carrier Colt Telcom seine kürzlich angekündigte strategische Neuausrichtung. Das neue WAN-Flagschiff soll ein Zugpferd für Großunternehmen werden. Darüber hinaus will Colt nun jedoch auch den Mittelstand ins Boot holen. Damit hierfür entwickelte Angebote richtig in Fahrt kommen, müsse der Regulierer jedoch zügig für entbündelte Breitbandzugänge (Bitstream Access) sorgen.

Besonders die deutsche Landesgesellschaft der in 13 europäischen Ländern vertretenen Colt
Telecom Group erwies sich im abgelaufenen Jahr als Musterknabe. In den ersten neun Monaten erzielte
sie ein Umsatzwachstum vom 16,8 Prozent (Gruppe: neun Prozent) – die Zahl der Kunden in Deutschland
konnte sogar um 30 Prozent gesteigert werden. Rund 18.000 Unternehmen sind nun bei Colt
angeschlossen. Damit ist "Deutschland mit einem Umsatzanteil von inzwischen über 40 Prozent
weiterhin der wichtigste Umsatzbringer in der Colt-Gruppe", so Wolfgang Essig, Vorsitzender der
Geschäftsführung des deutschen Colt-Ablegers.

Im Rahmen seiner Neuausrichtung will Colt künftig neben Großkunden und Netzbetreibern verstärkt
mittelgroße und auch kleine Unternehmen ansprechen. Speziell für diese Zielgruppen sollen Dienste
auf Internetbasis wie VoIP und Security angeboten werden. Die angestammte Großkundenklientel will
das TK-Unternehmen jetzt auch mit Lösungen auf Ethernet- und IP-Basis bedienen. So hat Colt im
Herbst vergangenen Jahres sein Ethernet-Netz für die ringförmige WAN-Vernetzung von Standorten in
Betrieb genommen. Das "Switched Ethernet VPN" soll Großkunden inklusive deren Rechen- und
Speicherzentren europaweit mit VPN-Verbindungen von 300 MBit/s bis zu 1 GBit/s versorgen. Die
Separation der Bandbreiten je Kunde erfolge auf SDH-Ebene (Synchrone Digitale Hierarchie).

Das Marktforschungsinstitut Gartner schätzt, dass bis Ende 2005 mehr als 30 Prozent der
Highspeed-WAN-Dienste mittels Ethernet-Technik realisiert werden. Unternehmen bewerten
durchgängiges Ethernet als einen der wichtigsten Dienste im heutigen Markt, so die Beobachtung der
Marktforscher. Dahinter stecke der Wunsch, die Kosten des Unternehmensnetzes – darunter nicht
zuletzt auch die Kosten für das Netzmanagement – zu senken, sowie der Bedarf an mehr Performance
und erhöhter Flexibilität. In all diesen Punkten sei Ethernet den bisherigen WAN-Technologien wie
etwa Frame Relay (maximal etwa 45 MBit/s) oder ATM (155 MBit/s) klar überlegen. Weitere neue
Dienste, die Colt auf der Ethernet-Schiene vorgestellt hat, sind "Switched Gigabit IP" und "
LAN-Link Hub and Spoke".

Gemeinsam mit weiteren alternativen Carriern – allen voran British Telecom – setzt sich Colt
derzeit sehr stark für eine Entbündelung von Breitbandzugängen in Deutschland ein. Nur der
Bitstream-Access auf ATM-Ebene schaffe die Voraussetzungen für einen echten Wettbewerb mit der
Deutschen Telekom und für die Entwicklung innovativer Dienste, darin sind sich alle Mitbewerber
einig. Derzeit gehören 86 Prozent aller breitbandigen DSL-Zugänge der Telekom, und der Wettbewerb
besteht für viele TK-Provider allein darin, die Telekom beim Angebot eines technisch identischen
Produkts (Zugang für das Surfen im Internet) preislich ein wenig zu unterbieten. DSL biete jedoch
noch weitaus mehr Möglichkeiten: "Während das Resale-Produkt ausschließlich für den Internetzugang
optimiert ist, wären Unternehmen wie Colt über den Bitstream-Zugang in der Lage, eigene und vor
allem auch höherwertige Dienste, wie sie vor allem für Geschäftskunden benötigt werden, anzubieten.
Videokonferenzen sind damit ebenso realisierbar wie professionelle IP-Telefonie oder SAP-Zugänge
für leistungsfähige Telearbeitsplätze", so Wolfgang Essig. Nach den entsprechenden Vorlagen im
neuen TK-Gesetz vom Sommer letzten Jahres sei nun der Regulierer gefordert, diese in der Praxis
umzusetzen. Die RegTP (Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation) ihrerseits hat
angekündigt, das Thema Entbündelung sehr sorgfältig zu untersuchen. Eine schnelle Entscheidung ist
wohl vor allem deswegen nicht zu erwarten, weil der Bitstream-Access unter anderem auch erlaubt, im
Rahmen einer VoIP-Lösung völlig auf einen Telefonanschluss der Telekom zu verzichten.


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