Initiative "Deutschland sicher im Netz"

Gute Worte statt Gesetze

1. März 2005, 23:55 Uhr | Dr. Johannes Wiele

Politik und Wirtschaft haben in München den "Gipfel zur Sicherheit in der Informationsgesellschaft" veranstaltet. Mit Handlungsversprechen wollen die Beteiligten die Netzsicherheit in Deutschland verbessern und einer gesetzlichen Überregulierung entgehen.

IT-Unternehmen und -Organisationen haben sich beim "Ersten Gipfel zur Sicherheit in der
Informationsgesellschaft" in München dazu verpflichtet, Informationssicherheit aktiv zu fördern.
Nach Grußworten des bayrischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber, der bei den Unternehmen für die
Förderung eines neuen Lehrstuhls für Datensicherheit an der Technischen Universität München warb,
und des deutschen Microsoft-Chefs Jürgen Gallmann folgten Keynotes von Bundeswirtschaftsminister
Wolfgang Clement und Bill Gates sowie SAP-Vorstandssprecher Henning Kagermann. Die Redner
lokalisierten vor allem bei Endanwendern und Mittelstandsunternehmen Sicherheitsdefizite. Bill
Gates propagierte bessere Authentifizierung als Schlüsseltechnologie.

Nicht alles, was die Beteiligten nun versprechen, ist neu, wohl aber der offizielle Charakter
der Aktionen, deren Gelingen in einem Jahr überprüft werden soll. Microsoft will mit Computer
Associates einen kostenlosen Sicherheitscheck für Internet-PCs zur Verfügung stellen, mit SAP
sichere Software programmieren und mit SAP und Mcert ein Security-Paket für den Mittelstand
anbieten. Der Deutsche Sparkassenverlag und Teletrust werden ein Online-Anwendungszentrum und
Testpakete für Zertifikate entwickeln, das Deutsche Kinderhilfswerk zusammen mit MSN und der
Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter die Medienkompetenz von Kindern fördern,
und Ebay wird sich für sicheren Onlinehandel engagieren. Microsoft und T-Online stellen außerdem
ein "Sicherheitsbarometer" ins Internet, das jederzeit eine Einschätzung der aktuellen
Sicherheitslage im Internet ermöglichen soll. Auffällig war die Tendenz zu "geschlosseneren" und
vorkonfigurierten PC-Systemen nach dem Trusted-Computing-Modell.

Man darf vermuten, dass die Firmen mit ihren Handlungsversprechen auch einer "Überregulierung"
durch Gesetze vorbeugen wollen. SAP-Vorstandsprecher Henning Kagermann etwa sprach dies mit einem
Hinweis auf die Bemühungen seines Unternehmens um den Datenschutz direkt an, während Minister
Clement versicherte, auch die Bundesregierung wolle zuviele Regelungen vermeiden.

Es fragt sich allerdings, ob die Endanwender der Wirtschaft ausreichend Regelungskompetenz
zutrauen. Über entsprechende Probleme berichtete ein Vertreter von Ebay, der beklagte, die
Maßnahmen seines Hauses zur Verbesserung der Sicherheit würden bisher kaum honoriert. Moderator
Ranga Yogeshwar gab daraufhin zu bedenken, dass Vertrauen auf Erfahrung beruhe und dass im Grunde
die gesamte IT-Industrie noch zu jung sei, für das Vertrauen der Benutzer bereits eine echte Basis
zu bilden.

Manchmal sind es nicht die großen Ankündigungen, die eine Veranstaltung wie den "Gipfel" in
München wertvoll machen, sondern Randbemerkungen. Ranga Yogeshwar stellte zu Beginn des Events die
These auf, dass man die mentale Verknüpfung des Themas "Sicherheit" mit "Stillstand" und "Hindernis"
überwinden müsse, um die Menschen dafür zu begeistern. Genau dafür fand sich ein konkretes
Beispiel in der Rede Kagermanns: SAP ermöglicht dank Netz- und Remote-Access-Verschlüsselung
Mitarbeiterinnen der Entwicklungsabteilung auch während einer Mutterschaftspause eine
Weiterbeschäftigung nach Maß. "Security als Enabler" funktioniert also doch und löst hier sogar
einen klassischen Konflikt der Arbeitswelt.


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