Eindrücke vom Mobile World Congress, Barcelona

Alles vernetzt

26. Februar 2016, 6:59 Uhr | Stefan Mutschler/pf

Auf dem MWC, der heute in Barcelona zu Ende geht, drehte sich in diesem Jahr noch stärker als letztes Jahr alles um das Internet der Dinge (IoT) und sein Vehikel 5G. Auch wenn 5G erst 2020 vollständig standardisiert sein wird, gibt es auf dem Weg dorthin schon spannende Etappenziele auf 4G-Basis. Unser Rundgang soll einen kleinen Eindruck vermitteln, was in der mobilen Welt gerade los ist und einige spannende Produkte und Projekte vorstellen.

Jaq
Als Zentrum des mobilen Lebens kommt dem Smartphone eine Schlüsselrolle zu. Leider sind die kleinen Alleskönner auch ziemlich energiehungrig, was den Nutzer in regelmäßigen Abständen an die Steckdose zwingt. Mit Jaq soll sich das ändern. Die Taschenbrennstoffzelle, die wir letztes Jahr noch als Geheimtipp entdeckten, hat in diesem Jahr als nun marktreifes Produkt sehr viel Aufmerksamkeit bekommen. Der Brennstoff in den Einschubkarten besteht lediglich aus reinem Wasser und Salz. Das Gemisch reagiert in der Smartphone-großen Zelle mit einer chemischen Verbindung, die Energiedichte ist dreimal so hoch wie die einer Lithium-Ionen-Batterie. Während der „Verbrennung“ wird diese Energie frei und kann zum Laden des Smartphones genutzt werden. Als „Abgas“ entsteht ausschließlich Wasser, das über die Membrane des Zellen-Covers sofort verdunstet. Die jederzeit wechselbaren Plättchen sind vollständig recycelbar. In Kürze soll diese in Schweden entwickelte Lösung auch in Deutschland in die Läden kommen (Bild 1).

Kathrein/Ericsson/Swisscom
Wer sagt eigentlich, dass Funkantennen immer möglichst weit oben auf Gebäuden montiert werden müssen? Für die Umsetzung einer besonders energiesparenden Small-Cell-Lösung (kleine LTE-Funkzellen mit einem Radius von bis zu 200 Metern) in der Schweiz haben die Rosenheimer Antennenbauer von Kathrein ein Konzept entwickelt, das die Basisstation quasi unter die Erde bringt. Sie wird in Telekommunikationsschächten in Straßen montiert – die Antenne bildet der Schachtdeckel aus einem extrem widerstandsfähigen Composite-Material. Zusammen mit Ericsson und Swisscom ist diese Technologie in Lausanne bereits in Betrieb, weitere Schweizer Städte sollen demnächst damit an den Start gehen. Da die Lösung erheblich weniger Strahlenbelastung mit sich bringt als Dachlösungen, hat sie auf dem MWC auch international großes Interesse geweckt (Bild 2).

Ericsson
Fliegende Drohnen sollen über 5G-Technologien präzise steuerbar werden. Im hier gezeigten Anwendungsbeispiel begibt sich eine Videokamera-bestückte die Drohne anstelle eines Menschen in luftige Höhen, um zu die Zahnräder eines defekten Windrads zu untersuchen (Bild 3).

KT
5G-Drohnen, wie im Bild in Originalgröße bei Korean Telecom (KT), lassen sich auch dafür einsetzen, LTE-Services in völlig entlegene Gebiete zu bringen. Die fliegende Basisstation kommuniziert via Satellit mit einer beliebig weit entfernten Bodenstation (Bild 4).

Mio Global
Als Ausdruck eines gesundheitsbewussten Lebensstils gehören Fitness-Tracker mit ganz vorn zum mobilen Leben. Unter den vielen Fitnesss-Uhren und -Armbändchen, die auf dem MWC gezeigt wurden, fiel uns die Lösung von Mio Global besonders ins Auge: Die Personal Activity Intelligence (PAI) seiner Slice Fitness-Tracker samt neuer Smartphone-App misst nicht einfach nur Herzfrequenz und zählt Schritte, sie liefert auch wissenschaftlich unterstützte Auswertungen und individuelle Gesundheitspläne (Bild 5).

Sennheiser
Sennheiser kennt man vor allem als Audiospezialist in der Unterhaltungselektronik. Auf dem MWC zeigte das Unternehmen seine neuen CC&O-Business-Lösungen für Unified Communiations (UC). Dazu gehören drahtlose Headsets und Lautsprecher, die auch unterwegs hoch qualitative Audiokonferenzen unterstützen sollen (Bild 6).

Zeiss
Die nächste Generation von Datenbrillen soll möglichst alltagstauglich daherkommen – zumindest wenn es nach Zeiss geht. Erstmals in Europa zeigte Zeiss auf dem MWC den Prototypen seiner intelligenten Brillen. Zeiss sieht sich mit seiner Lösung lediglich als Lieferant einer generischen Optik, die von Partnern zu verschiedenen Lösungen – von Business bis Sport – weiterentwickelt werden kann. Träger der Brille nehmen Informationen aus Augmented-Reality-Lösungen und Projektionen aus Smatphone-Apps in Form eines fliegenden Bildschirms vor ihren Augen wahr, nicht als Projektion in das Auge. Die Position des Datenfelds lässt sich je nach Anforderungen des Trägers und Anwendungsfeld anpassen (Bild 7).

AVM
AVM brachte seine neue Palette an Access-Routern und -Switches mit nach Barcelona. Die neuen Fritzbox-Modelle unterstützen das gesamte Spektrum aktueller Zugangstechnologien wie G.fast, VDSL 35b (Supervectoring), DOCSIS 3.1, Glasfaser und LTE. Als besondere Highlights neben den hohen Übertragungsraten nennt der Hersteller die intuitive Konfiguration mittels Smartphone oder Tablet sowie automatische Updates für neue Funktionen und Sicherheit (Bild 8).

Bitdefender
Bitdefender will im Smart Home/intelligenten Gebäude jetzt auch solche Geräte vor Angriffen schützen, die genau wie Smartphones und Tablets Angriffspunkte bieten, für die es von IT-Seite ansonsten aber keinerlei Schutzmöglichkeiten gibt: Spielekonsolen, Smart TVs, E-Reader, Router, Überwachungskameras – sogar Alarmsysteme und noch vieles mehr. Die als „“Box““ bezeichnete Lösung ist auch physisch eine kleine Box. In ihr sind eine Cloud-Verbindung, diverse Clients und Agents, Apps und Hardware integriert, die jedes Gerät, das sich mit einer IP-Adresse ins Internet verbinden kann, vor Bedrohungen schützt (Bild 9).

Ericsson
Bei der Entwicklung von 5G geht es ganz wesentlich um die Reduzierung von Latenzen im Netz. Für Anwendungen wie beispielsweise autonomes Fahren werden Verzögerungen von unter einer Millisekunde gefordert – was mehrere Hersteller auf dem MWC bereits zeigten. Im industriellen Bereich lassen sich damit Anwendungen wie etwa die Fernsteuerung von Maschinen und schwerem Gerät realisieren. Die Bewegungen, die ein Nutzer auf dem kleinen Steuergerät vorn im Bild ausführt, werden hier live gut 2.000 Kilometer nach Schweden übertragen, wo ein Roboter diese Bewegungen präzise und in Echtzeit nachvollzieht. Beeindruckend bei dieser Lösung von Ericsson und ABB: Der Bedienstift gibt ebenso in Echtzeit eine haptisch realitätsnah simulierte Rückmeldung, wenn der Stachel des Roboters auf einen Widerstand trifft (Bild 10).

Mobility World
In einer 5G-Vernetzten Welt ist auch ein ganz normales Fahrrad nicht einfach nur Fahrrad. Hier sitzen in der Beleuchtung eine Reihe von Sensoren, die geeignet sind, den Zustand der befahrenen Straße zu erfassen. Via Smartphone des Fahrers werden diese Daten zusammen mit der genauen Ortsangabe an die Verkehrsbetriebe berichtet. Aus der Summe der von allen Fahrrädern gesammelten Daten errechnet eine Big-Data-Analyse, wann und wo demnächst Reparaturen fällig werden beziehungsweise neu geteert werden muss. Als Anreiz für den Fahrer erkennen die Sensoren auch Unfälle. Drückt der Fahrer dann nicht innerhalb von 20 Sekunden einen Aus-Knopf, wird automatisch ein Rettungswagen losgeschickt (Bild 11).

Erste, vollständig von der Steckdose unabhängige Energiequelle für Smartphones: Jaq. Foto: Stefan Mutschler

Sensoren im Licht des Fahrrads helfen dem Stadtbauamt bei der Planung von Straßenreparaturen und dem Fahrer, wenn er einen Unfall hat. Foto: Stefan Mutschler

5G-Demo bei Ericsson: Die Bewegungen, die ein Nutzer auf dem kleinen Steuergerät vorn im Bild ausführt, werden hier live gut 2.000 Kilometer nach Schweden übertragen, wo ein Roboter diese Bewegungen präzise und in Echtzeit nachvollzieht. Foto: Stefan Mutschler

Bitdefender will im Smart Home auch Smart TVs, E-Reader, Router, Überwachungskameras, Alarmsysteme etc. vor Hackern schützen. Foto: Stefan Mutschler

AVM brachte seine neue Palette an Access-Routern und -Switches mit nach Barcelona. Foto: Stefan Mutschler

Bei Zeiss soll die nächste Generation von Datenbrillen möglichst alltagstauglich daherkommen. Foto: Stefan Mutschler

Portables Business-Audio-Conferencing bei Sennheiser. Foto: Stefan Mutschler

Mio Global will Fitnessparameter nicht nur messen sondern sinnvoll auswerten. Foto: Stefan Mutschler

Drohnen als Reparaturhelfer an schwer zugänglichen Orten… Foto: Stefan Mutschler

…oder als Träger einer 5G-Basisstation für (temporäre) Funkabdeckung im Nirgendwo. Foto: Stefan Mutschler

Small Cells: Basisstation unter der Erde – eine Idee von Kathrein. Foto: Stefan Mutschler

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