Endspurt für All-IP

Die Flexibilität von UC-Lösungen nutzen

7. Dezember 2017, 7:00 Uhr | Jan Hickisch

Unified Communications ist der neue Standard in der Kommunikation. Das bedeutet, dass der komplette Austausch über das sogenannte Next-Generation Network, das auf IP basiert, laufen wird. Die Umstellung, die bereits in privaten Haushalten in vollem Gange ist, wird bald auch für Unternehmen der aktuelle Stand der Dinge sein.

Für Unternehmen eröffnet das ganz neue Möglichkeiten für den Arbeitsalltag: E-Mail, Telefon, Fax, Instant Messaging, Mobility, Videokonferenzen und Web-Collaboration laufen auf diese Weise innerhalb eines IP-Netzwerkes über eine einzige, einheitliche Oberfläche ab, unabhängig vom eingesetzten Endgerät. Auf diese Weise lässt sich mittels einfacher, intuitiver Systeme die Teamarbeit verbessern und die Kommunikation im Unternehmen beschleunigen.

Gerade wenn Teams über verschiedene Büros und Standorte zusammenarbeiten, zahlt sich das aus. Viele Unternehmen sind genau da schon angekommen: Die Studie "The Way We Work" zeigt, dass Virtualität für viele Teams die neue Realität ist. Global gab mit 52 Prozent bereits über die Hälfte, in Deutschland mit 34 Prozent immerhin schon rund ein Drittel der weltweit 9.000 befragten Wissensarbeiter an, dass sie heute stärker in virtuelle Teams eingebunden sind als je zuvor. Um auch nach der All-IP-Umstellung genauso gut und produktiv zusammenzuarbeiten wie gewohnt oder sogar noch besser, brauchen die Mitarbeiter das richtige Werkzeug, das alle Kommunikationskanäle auf einer übersichtlichen, leicht bedienbaren Oberfläche vereint.

Dabei werden vorgegebene Standards weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Die moderne Collaboration Cloud für Unternehmen von Unify, Circuit, basiert beispielsweise vollkommen auf WebRTC (Web Real-Time Communication), einem offenen Standard für eingebettete Multimediakommunikation in Echtzeit. WebRTC schafft es, starre Strukturen aus Abhängigkeiten zwischen Entwicklern, Service-Providern, Hardwareanbietern und Standardisierungsbehörden aufzubrechen.

WebRTC wird via JavaScript-Programmierschnittstellen zur Verfügung gestellt. Mit Browsern, die WebRTC unterstützen, lassen sich damit nicht nur Audio- und Videoverbindungen bewerkstelligen, sondern auch Tools wie Chat, Screen-Sharing und Dateitransfers. Zu den dafür zuständigen Schnittstellen zählen MediaStream für Kameras und Mikrofone, RTCPeerConnection für Audio- und Videoübertragungen und RTCDataChannel als Datenkanal.

Höhere Interoperabilität

Anders als es bei früheren Technologien der Fall war, lässt der Standard eine ganze Reihe an Protokollen für Signalisierung, Medienübertragung (Codecs) und Netzwerkkonfiguration zu. Dadurch entstehen mehr Freiheiten für die Umsetzung und eine höhere Interoperabilität. Developer haben so die Auswahl zwischen verschiedenen Audio- und Videoprotokollen wie H.264 und VP8. Auf Basis dieser Architektur macht WebRTC Echtzeitkommunikation und insbesondere Videokonferenzen in Echtzeit erstmals ganz einfach für die Web-Entwickler verfügbar. Dank der Programmierschnittstellen ist eine Entwicklung auf abstrakterem Level möglich, ohne dass sich Entwickler in die komplexen Tiefen der Echtzeitkommunikation einarbeiten müssen. Die oben genannten Kommunikationsfunktionen lassen sich dadurch schnell und unkompliziert in ihre Anwendungen integrieren.

Der große Vorteil dabei ist, dass WebRTC lediglich einen Browser voraussetzt. Damit eignet sich die Technik prinzipiell für jede Web-Anwendung, von komplexen Werkzeugen für Geschäftsprozesse bis hin zu einfacheren Social-Media-Tools. Nutzer können direkt im Arbeitsablauf und in der gerade verwendeten Applikation untereinander per Sprache oder Video kommunizieren. Bisher mussten sie dafür zumindest die momentane Anwendungsumgebung verlassen. Kommunikation rückt damit in den aktuellen Kontext, was den Workflow deutlich verbessert. Davon profitieren auch die virtuellen Teams: Sie können einfacher zusammenarbeiten und ihre Kommunikation wird unabhängig von der verwendeten Hardwareplattform. Die Mitarbeiter arbeiten insgesamt produktiver, da sie weniger Hindernisse überwinden müssen. Darüber hinaus ist es möglich, die Kommunikation über WebRTC an das öffentliche Sprachnetz anzubinden, beispielsweise über SIP-Trunks, also Telefonleitungen, die anhand des Standardprotokolls SIP (Session Initiation Protocol) über die IP-Verbindung bereitgestellt werden. Gerade für flexible Arbeitsmodelle ist das Potenzial von WebRTC groß.

Bereits jetzt setzen zahlreiche Unternehmen und Entwickler auf den angehenden Standard. Die Technologie verbreitet sich schnell weiter und beschleunigt den Trend hin zu Cloud-basierten UCaaS-Angeboten (Unified Communications as a Service).

Flexibilität durch Cloud-Lösungen

Cloud-basiert ist hierbei ein wichtiges Stichwort. Es bietet den Vorteil, dass klassische ISDN-Features nach der Umstellung erhalten bleiben. Zudem ist es möglich, die komplette Verwaltung beispielsweise der Rufnummern oder die Aktivierung beziehungsweise Deaktivierung von UC-Diensten über eine zentrale Anwendung zu steuern. Je nach den spezifischen Anforderungen können Unternehmen zwischen verschiedenen Varianten wählen: der öffentlichen oder der privaten Cloud.

Public-Cloud-Lösungen eignen sich vor allem dann, wenn sich die Bedürfnisse eines Unternehmens durch ein standardisiertes Angebot an UC-Features abdecken lassen. Dabei bieten "Pay per Use"-Modelle die Möglichkeit, nur für die tatsächlich genutzten Funktionen zu zahlen und Ressourcen beliebig zu erweitern oder einzusparen. Für Wartung und Support ist der Cloud-Anbieter zuständig. Das macht diese Lösungen besonders für kleinere und mittlere Unternehmen attraktiv, die so flexibel auf Veränderungen des Marktes oder schwankende Mitarbeiterzahlen reagieren können.

Sobald Unternehmen individueller mit ihrer UC-Lösung umgehen wollen, stößt die Public Cloud allerdings schnell an ihre Grenzen. Komplexe Funktionen und eine tiefe Integration in bestehende Anwendungen lassen sich hier nicht ohne Weiteres umsetzen. In solchen Fällen sollten Unternehmen auf die private Cloud setzen. Hier können Anbieter genau auf die Anforderungen der Organisation reagieren. Im Betrieb haben diese dann die Wahl, die Funktionen selbst zu verwalten oder den externen Anbieter damit zu beauftragen, der die Lösung eingerichtet hat. Zusätzliche Sicherheitsmechanismen lassen sich bei Bedarf ebenfalls individuell hinzufügen. So entsprechen solche Lösungen auch besonderen Datenschutz- oder Compliance-Anforderungen. Daher eignet sich diese Alternative insbesondere für größere Organisationen, die einen vollständigen Leistungsumfang, tiefe Integrationsmöglichkeiten und ein hohes Maß an Individualität erwarten.

Um die ersten Schritte in die Cloud zu erleichtern, bieten sich zudem hybride Lösungen an. Hier werden die Funktionen der bestehenden Telekommunikationsanlage um ausgewählte Services aus der Cloud ergänzt. Im Nachgang lassen sich weitere Funktionen integrieren und die Kommunikationslösung schrittweise migrieren. Entscheidend ist dabei, dass der Übergang von einer On-Premise- in eine Cloud-Lösung möglichst nahtlos gelingt. Um Unterbrechungen des Geschäftsbetriebs zu vermeiden, sollten sich Unternehmen daher bereits im Vorfeld gut informieren und sich von einem Anbieter begleiten lassen, der diese hybriden Formen der UC-Implementierung anbietet.

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Unifys Collaboration Cloud Circuit basiert vollkommen auf WebRTC. Bild: Unify

Egal für welche Kommunikationslösungen Unternehmen sich entscheiden, die Übertragung von Sprache über IP-Netzwerke erfordern besondere Anforderungen vor allem in Hinblick auf die Bandbreite. Dank umfangreicher QoS-Funktionen (Quality of Service) lässt sich eine hohe Gesprächsqualität sicherstellen.

Ein dynamisches Bandbreiten-Manage-ment garantiert außerdem Mindestbandbreiten pro Benutzer. Der Sprachübertragung wird dabei eine höhere Priorisierung als etwa Downloads zugeteilt. Bei limitiert verfügbarer Bandbreite bevorzugt es Voice-Datenpakete. Als Faustregel gilt: Für ein IP-basiertes Telefongespräch wird eine vergleichsweise geringe Bandbreite von etwa 80 bis 130 KBit/s benötigt.

Sicherheitsaspekte nicht vernachlässigen

Neben den technischen Voraussetzungen ist ein ebenso wichtiger Schritt, die Zugriffsberechtigungen der Mitarbeiter zu regeln. Dadurch lässt sich die Sicherheit unternehmenskritischer Daten auch über verschiedene Endgeräte und an verschiedenen Arbeitsorten gewährleisten. Mittels rollenbasierten Rechte-Managements vergibt der Administrator Rechte entweder automatisch auf Basis zuvor definierter Regeln und vorhandener Nutzer- und Rollenkonzepten oder manuell. Je nach Berechtigung haben Mitarbeiter dann Zugriff auf verschiedene Applikationen und Systeme. Diese Zugriffsrechte lassen sich erteilen oder aber auch wieder entziehen. Das ermöglicht ein Echtzeit-Rechte-Management ohne Wartezeiten für den Nutzer.

Ziel der Entwicklung hin zu All-IP, offenen Standards und Lösungen in der Cloud ist der digitale Arbeitsplatz, den Atos beispielsweise in seinem aktuellen Dreijahresplan "2019 Ambition" fokussiert. So entsteht eine sichere, effiziente und kostengünstige IT-Infrastruktur mit individuellen Funktionen, die auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter zugeschnitten sind.

Jan Hickisch ist Vice President Global Solution Marketing bei Unify, www.unify.com.


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