World Hosting Days 2013

Hosting nach dem Cloud-Hype

13. Mai 2013, 6:00 Uhr | Dr. Wilhelm Greiner

Auf den World Hosting Days (WHD Global 2013) Mitte März in Rust stand das Thema Cloud im Fokus diverser Vorträge, doch viele Teilnehmer betrachteten den Rummel um die Cloud schon als passé. Vielmehr stellte sich die Hosting-Szene auf Geschäftsmodelle nach dem Cloud-Hype ein.Der weitläufige, im Winter großteils ungenutzte Vergnügungspark im abgelegenen Dörfchen Rust gab dem WHD-Event eine Kulisse wie aus einem Fellini-Film. Die Aussteller zeigten sich jedoch mit der Veranstaltung wie auch mit der Lokation zufrieden: Das Event habe das Flair eines "Klassentreffens", und dank der einsamen Lokation "bleiben die Besucher wenigstens auch abends vor Ort", so ein Aussteller. Den laut Veranstalter rund 5.000 Besuchern präsentierten sich die WHD mit einem Konferenzprogramm, das praktisch alle Aspekte des Hosting-Business abdeckte: von Hardwarethemen (Intel, Samsung) über Virtualisierung (Citrix, Microsoft, Parallels, VMware) bis hin zu aktuellen Trendthemen wie Software-Defined Data Center (HP). In diversen Vorträgen (zum Beispiel Aruba, Dell) wie auch in LANline-Interviews mit Ausstellern sorgte das seit Jahren allgegenwärtige Thema Cloud für Gesprächsstoff. So nutzte Aruba, seines Zeichens größter italienischer Internet-Service-Provider, das Event, um den Rollout einer neuen IaaS-Plattform (Infrastructure as a Service) in Deutschland, England und Frankreich anzukündigen. Aruba mietet dazu RZ-Kapazität in mehreren Großstädten an, darunter in Frankfurt, um dort eine White-Label-Plattform für IaaS zu betreiben, auf deren Basis Hoster und Provider individuell anpassbare Cloud-Services anbieten können. Mit dem "Aruba Cloud"-Angebot wollen die Italiener europäischen Kunden eine Alternative zu IaaS-Services amerikanischer Bauart bieten. Denn derzeit stammt der Löwenanteil der in Europa bezogenen IaaS-Dienste aus den USA, was nicht nur deutschen Unternehmen Datenschutz- und Compliance-Sorgen bereitet. Aruba nutzt in Frankfurt ein RZ des Betreibers Equinix. "Früher boten Hoster nur unkritische Dienste wie Web und E-Mail, heute verstärkt auch geschäftskritische", so Sam Johnston, Director Cloud and IT Services bei Equinix gegenüber LANline. "Beim Cloud Computing steckt die Ausfallsicherheit in der Software statt in der Hardware, aber viele Private-Cloud-Angebote sind noch nicht so weit. SQL Server zum Beispiel ist nicht dafür ausgelegt, einen Hardwareausfall zu überstehen." Deshalb seien Tier-3+-Rechenzentren mit 99,999 Prozent Hochverfügbarkeit für Cloud-Provider unabdingbar. "Die Orientierung der Provider geht zu mehr Qualität in der Ausstattung", bestätigt Thomas Arenz, Associate Director bei Samsung. Denn für Hoster zähle trotz hohen Kostendrucks die Verlässlichkeit der physischen Infrastruktur ebenso wie deren Performance. Man verzeichne deshalb verstärkte Nachfrage nach höherwertigem SSD-Speicher. Heute sei Samsung in der Lage, verlässliche SSDs für 1,20 Dollar pro GByte anzubieten, die gegenüber herkömmlichen Festplatten fünf- bis zehnmal schnellere Zugriffe ermöglichen. Auch über Sicherheit könne ein Hoster sich vom Wettbewerb abheben, argumentiert Uwe Schneider, Solutions Architect beim Security-Anbieter Trend Micro. Deshalb biete man die hauseigene Lösung Deep Security auch als Managed Service, mit dem ein Hoster Sicherheit für IaaS-Umgebungen als Zusatzdienst anbeiten könne. Schneider schränkt aber ein: "Cloud ist ein Buzzword, das heute keiner mehr hören möchte." Denn die Elastizität der Service-Bereitstellung sei nur für einen kleinen Teil der Endanwender überhaupt relevant. Johannes Horneck, Product Manager ISS bei HP, sieht Hürden für das Cloud Computing weniger auf der Technikseite, als vielmehr im Bereich "Mensch und Prozesse": "Die IT vieler Unternehmen ist nach wie vor in Silos aufgebaut." Laut Marco Escher, Director Sales & Marketing Hosting bei Thomas Krenn, erwägt sein Haus deshalb sogar, den Terminus "Cloud" aus der Vermarktung virtualisierter Server-Instanzen zu verbannen. Der Cloud-Hype mag vorbei sein, doch Alltag ist die Cloud bei vielen Hostern deshalb noch längst nicht. Der Autor auf LANline.de: wgreiner

"Wir wollen europäischen Unternehmen eine Alternative zu IaaS-Services US-amerikanischer Anbieter liefern", so Eric Sansonny, Europachef bei Aruba Cloud. Foto: Aruba
LANline.

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