Microsoft Teams vs. Cisco Webex Teams

Zwei Schwergewichte im Vergleich

14. Dezember 2018, 7:00 Uhr | Alf Röder und Sebastian Daniel

Mit Microsoft Teams und Cisco Webex Teams wetteifern aktuell zwei große Plattformen um die Gunst neuer Collaboration-Kunden - und selbst erfahrene UCC-Experten tun sich mitunter schwer, die Vorzüge und Schwächen der beiden Lösungen abzuwägen.

Zwei Schwergewichte streiten aktuell um die Vorherrschaft im Collaboration-Markt: Zum einen das 2017 vorgestellte Microsoft Teams, in dem Microsoft künftig seine UCC-Kompetenz (Unified Communications and Collaboration) bündeln will. Zum anderen Cisco Webex Teams, das Cisco 2018 vorgestellt hat und das als Collaboration-Flaggschiff die Call-, Meet- und Message-Lösungen des Herstellers in einer Plattform zusammenführt. Unternehmen auf der Suche nach einer neuen UCC-Plattform sind gut beraten, beide Lösungen in ihre Marktevaluierung einzubeziehen. Mit Blick auf die Zukunftssicherheit, die Weiterentwicklung des Funktionssets und die Integrationsoptionen spricht vieles dafür, sich für einen der beiden Branchenriesen zu entscheiden.

Auf den ersten Blick überwiegen die Gemeinsamkeiten der Lösungen: Bei beiden Plattformen handelt es sich um Cloud-basierte Collaboration-Services amerikanischer Hersteller, die vorrangig anspruchsvolle Business-Anwender adressieren. Sowohl Microsoft als auch Cisco konnten zum Launch auf eine breit installierte Basis mit mehreren Millionen Nutzern zugreifen und diese durch die konsequente Integration der Collaboration-Plattformen in ihre Portfolios nachhaltig ausbauen.

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In Microsoft Teams bündelt der Softwareriese seine UCC-Kompetenz. Bild: Microsoft

Auch beim Funktionsumfang ist die Schnittmenge beachtlich: Beide Lösungen bündeln die Text-, Sprach- und Videokommunikation in einer Plattform und bieten Anwendern flexible, dauerhaft verfügbare Meeting-Rooms für eine effiziente digitale Zusammenarbeit. In beiden Fällen ist die Anbindung externer Anwender - etwa von mobilen Mitarbeitern, Kunden oder Partnern - sowie externer Drittanbieteranwendungen, Endgeräte und Cloud-basierter Storage-Systeme möglich. Die Kommunikation wird sowohl bei Microsoft als auch bei Cisco durch eine breite Palette von Security- und Compliance-Funktionen geschützt; das Management der Plattformen erfolgt zentralisiert.

Der vielleicht wichtigste Unterschied zwischen den Lösungen sind ihre technologischen Wurzeln: Microsoft Teams hat sich organisch aus dem Lösungsportfolio des Softwareanbieters Microsoft entwickelt und ist nahtlos in die Anwendungslandschaft eingebunden. Dieses Erbe gehört ganz klar zu den wichtigsten Assets der Lösung. Anwender schätzen die native Integration in die Office-365-Suite - von Outlook und Exchange über die Document-Sharing-Plattform SharePoint - ebenso wie die von Skype geerbte hohe Usability der Oberfläche. Hinzu kommt, dass Microsoft eine breite Palette etablierter, zertifizierter und umfassend dokumentierter APIs und Schnittstellen bietet. Das macht es Drittanbietern leicht, ihre Lösungen mit Teams zu verzahnen. Kunden haben so bei allen Aufgaben, die sich nicht mit Bordmitteln lösen lassen, Zugriff auf bewährte Best-of-Breed-Technologien.

Cisco Webex Teams steht auf einem anderen, nicht minder stabilen Fundament. Cisco ist in erster Linie ein Hardwarehersteller mit jahrzehntelanger Erfahrung und einem breiten Angebot marktführender Appliances für nahezu alle Bereiche des Enterprise Networkings. Bei der Entwicklung von Webex Teams lag das Augenmerk daher darauf, die Plattform eng in das bestehende Call-, Meet- und Messaging-Portfolio zu integrieren. Dies ermöglicht es Anwendern zum Beispiel, ihre gesamte Telefonie ausschließlich über Cisco-eigene Produkte abzubilden: Als TK-Anlage kommt der CallManager zum Einsatz. Geschützt werden die Verbindungen über den Session Border Controller Cube. Endgeräteseitig greift man zu den eigenen Systemendgeräten und Video-Conferencing-Units. Und selbst bei Spezialanwendungen wie ACD (Automatic Call Distribution) bietet Cisco native Lösungen. In der Praxis sind Cisco-Anwender also vielleicht nicht ganz so frei bei der Auswahl ihrer Partner, profitieren dafür aber von einer einfachen und schnellen Integration hauseigener Cisco-Komponenten.

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Mit Webex Teams führt Cisco seine Call-, Meet- und Message-Lösungen in einer Plattform zusammen. Bild: Cisco

Datenschutz und Datensicherheit

Sowohl Microsoft Teams als auch Cisco Webex Teams müssen als Cloud-basierte Enterprise-Lösungen hohen Anforderungen an Datensicherheit und Datenschutz genügen - und werden diesen Ansprüchen, soviel vorweg, auch in der Praxis gerecht. Dennoch sind die zugrunde liegenden Ansätze unterschiedlich.

Microsoft Teams unterstützt die umfassenden Security- und Compliance-Funktionen der Office-365-Cloud mit Hyperskalierung und stellt so die Einhaltung renommierter Branchenstandards sicher. Darüber hinaus setzt Microsoft Teams auf eine zweistufige Authentifizierung, sichere Anmeldung per Active Directory und die Verschlüsselung von Data-in-Transit und Data-at-Rest. Die Speicherung von Files und Notizen erfolgt hochsicher verschlüsselt in SharePoint respektive OneNote. Optional sind viele weitere Security-Funktionen verfügbar - darunter granulare Content-Suchfunktionen und E-Discovery sowie die unbefristete Legal-Hold-Speicherung kritischer Daten. Und, wichtig mit Blick auf die DSGVO-Vorgaben: Microsoft unterhält Datacenter-Infrastrukturen in Deutschland und der EU und bietet Verträge mit garantiertem Datenverbleib im Herkunftsland.

Drei Gründe, auf Cisco Webex Teams zu setzen
1. Im Bereich leistungsfähiger virtueller Whiteboards reicht im Moment keine Lösung an das Funktionsset und den Look and Feel des Cisco Webex Boards heran.

2. Mit dem CallManager hat Cisco eine exzellente bewährte TK-Anlage im Portfolio. Das macht es Kunden leicht, die Telefonie nativ in die Collaboration-Umgebung zu integrieren.

3. Proximity ist ein extrem spannendes Feature, mit dem sich Anwender-Endgeräte schnurlos in laufende Videokonferenzen einklinken können.

Auch bei der Entwicklung von Cisco Webex Teams hatten Datenschutz und Datensicherheit hohe Priorität. Daher unterstützt die Lösung eine starke End-to-End-Verschlüsselung, die sämtliche Informationen bereits auf dem Endgerät des Anwenders (und nicht erst In-Transit) verschlüsselt. Auch bei der Nutzung der Suchfunktionen der Plattform überträgt Teams die Ergebnisse verschlüsselt und entschlüsselt sie erst auf dem Endpoint. Über die Encryption-Funktionen hinaus verwendet Cisco eine starke Identity- und Access-Security, um unerwünschte Zugriffe auf Nachrichten und Files in den Webex Spaces zu verhindern, sowie individuell konfigurierbare Security-Funktionen für Endgeräte und Browser, die Anwenderzugriffe granular regeln.

Ein dritter Bereich, in dem sich die Lösungen unterscheiden, ist die Art der Bereitstellung und die Kosten der Plattformen. Grundsätzlich zu beachten ist, dass beide Systeme ausschließlich als Cloud-basierte oder hybride Lösung verfügbar sind. Sie lassen sich zwar bei Bedarf mit On-Premises-Komponenten (etwa einem lokalen CallManager als TK-Anlage) kombinieren, der eigentliche Collaboration-Service ist aber nur via Cloud verfügbar.

Drei Gründe, auf Microsoft Teams zu setzen
1. Die nahtlose Office 365 Integration macht es Unternehmen leicht, in die Lösung einzusteigen, und hilft Anwendern, das Potenzial vom ersten Tag an auszuschöpfen.

2. Bei der Federation - also der Einbindung externer Partner in die Collaboration-Umgebung - hat Microsoft derzeit die Nase vorn, da praktisch jedes Unternehmen mit Office arbeitet.

3. Ein wichtiges Argument für Microsoft ist die einfache Best-of-Breed-Einbindung. So gut wie jede App und jedes Endgerät lassen sich mit Microsoft - und damit auch in Teams - nutzen.

Microsoft vermarktet Teams ausschließlich im Rahmen des Office-365-Pakets. Dabei ist die Lösung in vielen Office-Abonnements - etwa in den Enterprise-Suiten E1, E3, E4 und E5 und den Small-Business-Paketen Essentials, Premium und F1 - standardmäßig enthalten. Lediglich die Calling-Funktionen muss der Anwender bei Bedarf separat lizenzieren. Externe Teilnehmer ohne eigene Office-Lizenz lassen sich kostenlos über Gastkonten einbinden. So macht es Microsoft neuen Anwendern leicht, in die Anwendung einzusteigen, und baut seinen Footprint konsequent aus.

Auch bei Cisco ist es für Neueinsteiger einfach, Erfahrungen mit Webex Teams zu sammeln: Der Basis-Client, der bereits ein relativ breites Funktionsset bietet und dessen Haupteinschränkung in der Zahl zulässiger Call- und Meeting-Teilnehmer liegt, ist kostenlos verfügbar. Der Hersteller setzt auf eine Politik der Offenheit und Zugänglichkeit, um möglichst schnell eine breite etablierte Kundenbasis zu erreichen.

Fazit

Mit Microsoft Teams und Cisco Webex Teams stehen Unternehmen zwei leistungsfähige Collaboration-Plattformen mit breitem Funktionsset und zahlreichen Integrationsoptionen zur Verfügung. Die Roadmaps beider Produkte sehen einen kontinuierlichen Ausbau der Call-, Messaging-, Meeting- und Collaboration-Funktionalitäten vor, sodass sich beide mittelfristig zur echten Komplettlösung weiterentwickeln werden.

Bei der Entscheidung für eine Plattform gilt es zunächst zu prüfen, welches Legacy-Equipment das Unternehmen im Einsatz hat: Zeichnet sich eine klare Tendenz zu einem der Hersteller ab, ist dies ein guter Indikator dafür, auch im Collaboration-Bereich mit diesem Partner voranzuschreiten. So lassen sich Integrationsmöglichkeiten optimal nutzen und Kompatibilitätsprobleme vermeiden. Hat ein Unternehmen beide oder keinen der Partner im Einsatz, werden die Anforderungen der Anwender und der Administratoren den Ausschlag geben. Als einfache Faustregel gilt, dass sich Microsoft etwas leichter bei der Integration der Best-of-Breed-Lösungen von Drittanbietern tut. Cisco bringt dafür ein breiteres Portfolio eigener Hardwarelösungen und mehr Erfahrung im komplexen TK-Markt sowie im Bereich Video-Conferencing mit.

Grundsätzlich lohnt es sich im Zuge der Evaluierung, einen erfahrenen Integrator hinzuzuziehen. Dieser hilft, die Unterscheidungsmerkmale im Detail herauszuarbeiten, den Change-Management-Prozess professionell aufzusetzen - und die Weichen für eine erfolgreiche Migration zu stellen.

Alf Röder und Sebastian Daniel sind Consultants für Microsoft Teams beziehungsweise Cisco Webex Teams bei Arkadin, www.arkadin.de.


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