Finanz-Analysten erwarten Kostenkürzungen - Branchen-Analysten fordern Rekordinvestitionen

AMD kämpft an vielen Fronten

10. Dezember 2007, 23:45 Uhr |

Vor zwei Jahren schwamm AMD auf der Erfolgswelle der Athlon- und Opteron-Prozessoren und konnte Monat für Monat Marktanteile hinzu gewinnen. Doch diese Zeiten sind vorerst vorbei. Die jüngsten Probleme, die zur Verschiebung des Barcelona-Prozessors geführt haben, sind ein weiterer Misserfolg in einer langen Serie, zu der nicht nur technische Rückschläge gegenüber dem Erzrivalen Intel gehören.

Die breite Serienproduktion von AMDs erstem Quadcore-Prozessor, Barcelona, wird vorerst nicht anlaufen. Erst nach einem Redesign können die Bänder voraussichtlich im Frühjahr gestartet werden. Grund dafür ist, dass die ersten Chips, die seit September ausgeliefert wurden, noch fehlerhaft sind. So gibt es Probleme mit dem Translation-Look-Aside-Buffer (TLB). Außerdem sei die Ausbeute noch zu gering, um mit einer Serienproduktion auf breiter Front beginnen zu können.

Doch beides kann sich AMD gegenwärtig nicht leisten. Wenn das Unternehmen noch Anschluss an den von Intels Xeon dominierten Servermarkt halten will, darf es keine Zeit verlieren. Und eine zu geringe Ausbeute in der Fertigung ist nur ein anderes Wort für zu viel Ausschuss. AMD steckt damit in einem Teufelskreis, denn um besser konkurrenzfähig zu sein, müsste es billiger als Intel sein, doch das setzt eine hohe Ausbeute in der Fertigung voraus. Hierbei ist AMD ohnehin schon technologisch benachteiligt, da es weiterhin mit der 65-Nanometer-Technologie arbeitet, wogegen Intel bereits auf die wesentlich kostengünstigere 45-Nanometer-Technologie umstellt.

Der Termindruck, unter dem der Quadcore-Opteron Barcelona entwickelt wurde, hat nicht nur zu einem mit Problemen behafteten Prozessor geführt, sondern darüber hinaus auch zu erheblichen Kosten. Hinzu kommt der erbitterte Preiskampf mit Intel und die 5,4 Milliarden Dollar teure Akquisition von ATI. Seit vier Quartalen in Folge meldet AMD Verluste und auch die 622 Millionen Dollar, mit denen sich die Regierung von Abu Dhabi Mitte November einen achtprozentigen Anteil an AMD sicherte, sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Am kommenden Donnerstag hat AMD-Chef Hector Ruiz einen Termin mit den Wall-Street-Analysten, bei dem er erläutern will, wie er sich den Ausweg aus der Misere vorstellt. Allgemein werden Kostenkürzungen und Maßnahmen für eine rationellere Fertigung erwartet. Doch einige Branchen-Analysten stehen solchen Standardlösungen skeptisch gegenüber. "AMD ist an einem Punkt, wo man das Unternehmen leicht kaputtsparen kann", sagt Roger Kay von Endpoint Technologies. Er verweist dabei auf die Situation vor zwei Jahren, als AMD mit seinem Dualcore-Opteron eine führende Position hatte und Intel mit massivem Design-Programmen und einem minuziösen Lieferplan das Vertrauen und die Führungsrolle zurück erobern konnte. "Eigentlich müsste AMD jetzt auf Rekordhöhe investieren, um wieder Anschluss zu gewinnen", lautet Kays Empfehlung an den AMD-Chef.

Die einzige gute Nachricht für AMD kam vor wenigen Tagen von der Marktforschungsagentur Isuppli. Danach habe sich der mörderische Preiskampf zwischen den beiden Chipherstellern weitgehend abgekühlt, da beide Unternehmen wieder verstärkt auf das Verdienen achten – wenn auch aus unterschiedlichen Motiven. "AMD muss mehr verdienen – Intel will mehr verdienen, um seine Investitionen der letzten zwei Jahre auszugleichen", meint Doug Freedman, Analyst bei American Technologies.

Harald Weiss/pk

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