Igel kritisiert Marketing-Hype, Pano Logic schlägt zurück

Anbieterstreit: Thin Clients vs. Zero Clients

5. August 2010, 6:20 Uhr |

Mehrere Thin-Client-Anbieter - vor allem Wyse, aber auch Pano Logic sowie seit geraumer Zeit Sun, jetzt unter der Flagge von Oracle - engagieren sich in jüngster Vergangenheit für das Konzept so genannter Zero Clients. Zero Clients führen den Ansatz der Thin Clients (TCs, festplattenloser Endgeräte für den Fernzugriff auf Desktops und Applikationen) weiter und verzichten so weit wie möglich auf lokal installierten Code - und im Fall von Pano Logic sogar auf eine CPU. Andere Anbieter wie der deutsche Lokalmatador Igel wollen hingegen vom klassischen Thin-Client-Ansatz nicht abrücken und führen auch keine "Zero-Client"-Geräte im Portfolio.

Igel kritisierte kürzlich den Begriff Zero Client als reine Marketing-Floskel
(siehe
www.lanline.de/aktuell/igel_zero_clients_eine_nullnummer:/100601_Igel.html).
Ralf Wiehmann, Channel Manager DACH bei Pano Logic, hält nun dagegen. Er sieht die Hersteller, die
wie Pano Logic auf ein reduziertes Hardwarekonzept und Übertragungsprotokolle jenseits von RDP und
ICA setzen, im Aufwind. „Andere, traditionell geprägte Thin-Client-Anbieter finden sich angesichts
dieser innovativen Entwicklungen nur in der Zuschauerrolle wieder und lamentieren über
Marketing-Hypes und proprietäre Programme“, stichelt Wiehmann. Welches der Konzepte wirklich
zukunftssicher ist, werde der Markt zeigen.

Durch den Trend zur Desktop-Virtualiisierung sieht Wiehmann Zero-Client-Anbieter
stärker begünstigt als TC-Hersteller. „Wenn der Server die Arbeit des virtuellen Desktops leistet,
braucht man keine starken PCs auf der Benutzerseite“, so Wiehmann – und ist sich soweit mit der
gesamten TC-Branche einig. „Mit den unter Terminal Server adäquaten Thin Clients erreicht man
jedoch auch keine PC-Experience, da sowohl RDP als auch ICA Einschränkungen bedeuten“, so der
Pano-Logic-Mann. „Bei der USB-Redirection zum Beispiel, wo sich USB-Geräte nicht ohne Weiteres an
den Thin Client anschließen lassen, da sie so nicht von der virtuellen Maschine erkannt werden.
Daneben bieten die genannten Protokolle nur einen sehr eingeschränkten Multimedia-Support“,
kritisiert Wiehmann.

Vor dem Hintergrund des Virtual-Desktop-Booms bewegt sich der Markt in der Tat weg
vom herkömmlichen RDP- und ICA-Einsatz. Der Anbieter Teradici – mit dem VMware kooperiert – setzt
auf sein eigenes Protokoll: das ursprünglich hardwarebeschleunigte PCoIP, von dem es dank
Kooperation mit VMware nun eine Softwarevariante gibt. Zeitgleich hat Citrix sein Protokoll ICA zum
Nachfolger HDX aufgebohrt – das laut Citrix speziell für Virtual Desktops einschließlich
Multimedia-Nutzung ausgelegt und damit direkter PCoIP-Konkurrent ist. Der Konkurrenzkampf zwischen
VMware und Citrix findet derzeit entlang diverser Fronten statt, darunter zur Frage des Managements
und der Skalierbarkeit sowie eben auch zur Frage des Übertragungsprotokolls.

Pano Logic wiederum nutzt für den Anschluss der Pano Logic Box seinen
Pano-Direct-Service. Dieser arbeitet laut Hersteller nach dem Prinzip eines Bus-Level-Protokolls.
Er erfordere damit im Gegensatz zu RDP und PCoIP keinerlei Prozessorleistung am Endgerät.

Man benötige für Virtual Desktop Computing auf der Client-Seite lediglich die Pano
Logic Box als ein Ein- und Ausgabegerät, um die Bildschirminhalte anzuzeigen, Befehle an den
virtuellen Desktop weiterzureichen und USB-Support zu bieten. Pano Logic plant, die in der Box
enthaltene Logik über einen Chip vielen Endgeräten (Monitore, TV-Geräte etc.) zur Verfügung zu
stellen. Mit Fujitsu habe bereits ein erster Hardwarehersteller das Zero-Client-Prinzip lizenziert
und in seine Monitore integriert.

„Über Zero Client Ansätze lässt sich trefflich streiten“, kommentiert Wiehmann mit
Blick auf die Kritik seitens Igel. „An vorderster Front der Entwicklung sind die Begriffe noch
nicht geschützt, die Claims noch nicht abgesteckt. So mögen drei verschiedene Hersteller auch drei
verschiedene Vorstellungen darüber haben, wie ein ,echter‘ Zero Client auszusehen habe.“

Für Pano Logic sei ein echter Zero Client ein Endgerät, das weder CPU,
Betriebssystem, Speicher, Treiber oder Software noch austauschbare Komponenten aufweist. Diese
Hardware-Spezifikationen habe Pano Logic im Frühjahr 2010 öffentlich zugänglich gemacht und damit
eine Zero-Client-Referenzarchitektur vorgestellt.

„Welcher Weg einmal zum Standard wird, ist noch offen“, meint Wiemann. Die
Entwicklung gehe jedoch deutlich in Richtung „100-Prozent-Server-Based-Computing“. Dies zeige nicht
zuletzt die wachsende Marktdurchdringung von Cloud Computing und Software as a Service (SaaS).

Weitere Informationen zu Pano Logic gibt es unter
www.panologic.com.

LANline/wg


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