Satire

Drucker, die die Zukunft drucken

7. Oktober 2014, 5:44 Uhr | LANline/Dr. Wilhelm Greiner

3D-Drucker bringen hauchdünne Schichten von Kunststoff und weiteren Materialien computergesteuert so präzise übereinander auf, dass nach Bedarf selbst komplexe dreidimensionale Gebilde entstehen - von Star-Wars-Figuren bis hin zu Prothesen oder Schusswaffen, je nach Präferenz. Ein 3D-Blick in unsere 3D-Zukunft.

Januar 2016: 3D-Druck ist inzwischen so verbreitet, dass die Endanwender einen Großteil ihrer im Alltag benötigten Utensilien nach Bedarf selbst ausdrucken. Am beliebtesten sind bei den Verbrauchern preiswerte, einfache Objekte aus Plastik wie etwa Kinderspielzeug, Modeschmuck oder Scheibenkäse.

1. März 2016: Mehrere Hersteller präsentieren praktisch zeitgleich eine neue Generation von 3D-Druckern, die beliebige Ausgangsstoffe verarbeiten kann: Kunststoffe und Metalle ebenso wie organische Materialien. Das Interesse ist zunächst lau, da die ersten Geräte extrem teuer sind. Der Microsoft-Chef spottet: „So etwas braucht doch kein Mensch!“

2. März 2016: Das erste 3D-Druck-Selfie.

3. März 2016: Das erste 3D-Druck-Selfie eines Benutzers, wie er gerade ein 3D-Druck-Selfie ausdruckt.

17. März 2016: Über Schwarzmarktseiten gelangen Baupläne für „Viagra zum Selberausdrucken“ ins Netz. Der Absatz an 3D-Druckern steigt dramatisch an.

30. März 2016: Medien berichten, dass man in China bereits seit 2014 ganze Industrie-Geisterstädte aus dem Boden gestampft hat, in deren riesigen leeren Industriehallen 3D-Drucker im Akkord 3D-Drucker herstellen. Der Weltmarkt wird überschwemmt mit billigen chinesischen Geräten. Gleichzeitig häufen sich in China Aufstände der nun arbeitslosen Fabrikarbeiter, doch die chinesische Führung verkündet, man habe die Aufstände unter Kontrolle, und außerdem gebe es gar keine Aufstände.

April 2016: Eine neue Modewelle schwappt durch das Netz: täuschend echte dreidimensionale Katzen in witzigen Posen, sogenannte „3D-LOLcats“.

Mai 2016: In einer Forsa-Umfrage bezeichnen 78 Prozent der Deutschen den 3D-Drucker als „die beste Erfindung seit Toastbrot“, fügen jedoch hinzu: „Damit meine ich aber das Original-Toastbrot. Das 3D-gedruckte schmeckt irgendwie fad.“

Juni 2016: Mehrere führende asiatische Gadget-Hersteller präsentieren praktisch zeitgleich sogenannte „SmartGloves“, also Smartphone-Handschuhe, die man sich per 3D-Druck individuell um die eigene Hand herumdruckt. Die ganze Hand wird damit zum Handy, was zumindest jüngere Benutzer wahnsinnig praktisch finden.

August 2016: Apple kontert die SmartGlove-Welle mit dem von Insidern lange erwarteten iTooth, einem Mini-Smartphone in der Form eines 3D-gedruckten Zahnimplantats. Wie üblich bilden sich bereits am Vortag lange Schlangen vor den Apple-Stores, erstmals aber am Folgetag ebenso lange Schlangen vor den Zahnarztpraxen.

September 2016: US-Präsident Obama verkündet, man werde 3D-Drucker mit Bauplänen für Sturmgewehre und Panzerfäuste an die ISIS im Irak liefern, um diese im Kampf gegen die noch radikalere IWO (Islamistische Weltordnung) zu unterstützen.

Oktober 2016: Die Bundesregierung kündigt an, man werde dringend benötigte 3D-gedruckte medizinische Gerätschaft in die umkämpften Gebiete im Nahen Osten schicken, sobald der bundeswehreigene 3D-Drucker die dringend benötigten Ersatzteile für die Bundeswehr-Transportflugzeuge fertiggedruckt habe. Allerdings sei dieser Drucker gerade defekt, man warte derzeit auf dringend benötigte Ersatzteile.

8. November 2016: Jeb Bush, Ex-Gouverneur von Florida und Bruder von George W. Bush, wird neuer US-Präsident – trotz zahlreicher Indizien, dass die Republicans in Florida massiv Pro-Bush-Wahlzettel 3D-gedruckt haben. Die konkurrierenden Democrats fechten die Wahl aber nicht an, nachdem Reporter in der Democrat-Wahlzentrale in Ohio auffällig viele 3D-Drucker aufgespürt haben. Das Vertrauen der US-Wähler in die Demokratie fällt auf ein Allzeit-Tief. Die meisten Amerikaner bekommen diesen Skandal allerdings gar nicht mit, da sie immer noch vor ihrer Zahnarztpraxis Schlange stehen.

25. November 2016: Am sogenannten „Black Friday“ stellen Aktivisten der finanzindustriekritischen Hackergruppe „3D-Leet“ in einer konzertierten Aktion weltweit Blaupausen für Geldscheine in 17 Währungen ins Netz, sodass jedermann naturidentische Geldscheine preiswert selbst herstellen kann. Das globale Wirtschaftssystem bricht zusammen. Die Finanzindustrie zeigt sich davon aber unbeeindruckt, da ihre Transaktionen schon längst nichts mehr mit der Realwirtschaft zu tun haben.

31. Dezember 2016: Nach dem Kurzschluss eines defekten 3D-Druckers beginnt eine 3D-LOLcat plötzlich, sich selbsttätig zu bewegen. Sie tapst – was im Video des Benutzers unheimlich putzig aussieht – zunächst im Zimmer herum, geht dann aber zurück zum 3D-Drucker und druckt eine Reihe weiterer LOLcats aus. Erstaunlicherweise bewegen diese sich ebenfalls von selbst. Eine der Katzen schaut in die Kamera und scheint zu grinsen. Sie springt auf die Kamera zu und fährt messerscharfe 3D-Edelstahlkrallen aus. Das Kamerabild wackelt. Man hört einen Schrei. Das Bild wird schwarz.

3D-Drucker – im Bild ein Gerät von Stratasys – können dreidimensionale Objekte aus verschiedenen Materialien nach Bedarf herstellen, zum Beispiel Fahrradhelme, was alle praktisch finden, oder Handfeuerwaffen, was nur einige praktisch finden. Bild: Stratasys

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