Dell Solution Summit 2014, Brüssel

Erfolg mit konservativem Unternehmenskurs

22. September 2014, 6:15 Uhr | LANline/Stefan Mutschler

Für seinen europäischen Solution Summit lud Dell Partner und Kunden dieses Jahr nach Brüssel. Der Auftritt von Firmengründer Michael Dell war wohl in erster Linie als Statement zur hohen Bedeutung des europäischen Markts für die Texaner zu verstehen. Was die Unternehmerlegende während seiner Keynote erzählte, war wenig überraschend, spiegelte stattdessen ein konservatives Unternehmensbild ohne ehrgeizige Visionen wider. 

Etwa 100 Journalisten lauschten im Panoramasaal des „Square“ in Brüssel gespannt, was Michael Dell knapp ein Jahr nach dem spektakulären Rückkauf seines Unternehmens mit anschließender Privatisierung zu sagen hatte. Nüchtern optimistisch beschrieb Dell seine Vorstellung einer in fast allen Lebens- und vor allem Arbeitsbereichen IT-getriebenen Welt, rekapitulierte die eigene Erfolgsstory, zeigte kurz den Ansatz von Dell bei aktuellen Topthemen wie Mobility, Cloud, virtualisierte Rechenzentren, Big Data und Security und erneuerte sein Bekenntnis zum PC-Markt und zu Channel-Partnern.

Letztere wurden in den Anfangsjahren von Dell strikt außen vor gelassen – der Strategiewechsel kam jedoch schon 2007, wenngleich zunächst eher schleichend. „Heute bilden unsere Channel-Partner ein 20-Milliarden-Dollar-Geschäft – wir haben mehr als 1.000 Partner in über 40 Ländern“, so Dell. Größter Markt außerhalb Amerikas sei für Dell heute übrigens China.

Besonders stolz zeigt sich Dell, im allgemein extrem schwächelnden PC-Markt dennoch erfolgreich zu sein. Der Schlüssel zu Erfolg und Wachstum auch auf diesem schwierigen Terrain liegt für Dell darin, „dass wir die Welt mit den Augen unserer Kunden sehen. Auch haben wir keine Erblasten bei den Rechnerarchitekturen, die wir schützen müssten. Wir können so unsere Strategie, überall auf Standards zu setzen, ohne Einschränkung durchziehen.“

Den konservativen Unternehmenskurs bestätigte auch Dells Cheftechnologe Jay Menon im Gespräch mit LANline. Während beispielsweise HP mit „The Machine“ Computer und Netzwerke von Grund auf neu erfinden will, geht es bei Dell eher moderat zur Sache. Neue Technologien, beispielsweise bei den Speichern, seien zwar in der Entwicklung, ihr Einsatz werde aber Bestehendes nie gefährden. „Wichtige Strategien sind bei Dell Offenheit durch Standards sowie immer am Bedarf orientierte Forschung und Entwicklung.“

Technologien ohne Brücken zum Bestehenden, wie er es etwa bei dem neuen HP-Machine-Betriebssystem mutmaßt, hält er für fatal – sowohl für Kunden als auch für das Unternehmen. Auch von Dell werde es zum Thema Converged Infrastructure analog zu „Machine“ bald Neues geben – das aber sicher ohne revolutionäre Technologieansätze. Entsprechende Lösungen sollen auf der Dell-World angekündigt werden.

Eventuell sollen dort auch bereits erste Ergebnisse der Forschung an neuen Big-Data-Analyse-Tools zu sehen sein. „Bisher liegt der Fokus hier noch klar auf ´Predictive Analytics´, die zum Beispiel erklärt, warum das Geschäft mit bestimmten Produkten oder in bestimmten Gegenden wahrscheinlich bald nachlassen wird. Die neue Generation dieser Tools wird ´Prescriptive Analytics´ beinhalten, die dann auch sagt, mit welchen Maßnahmen sich das Geschäft auffangen oder gar weiter steigern lässt“, so Menon.

Mehr Gewicht auf Security

Spannende Ansätze aus Forschung und Entwicklungen stehen in Zukunft aus dem Hause Dell auch bei Security-Technologien an. Unter den rund 40 Unternehmen, die Dell in den letzten sechs Jahren gekauft hat, war ein nennenswerter Anteil aus diesem für Dell künftig erklärtermaßen noch wichtigeren Sektor. Beispiele aus jüngerer Zeit sind Kace, Secureworks, Sonicwall, Quest und Credant. Letztere waren in Europa noch nicht sonderlich bekannt, mit dem Zukauf stopfte Dell seine Lücken bei Verschlüsselung, Security Tools und Protected Workspaces.

Alle Lösungen wurden mit der im vierten Quartal 2013 angekündigten Connected-Security-Strategie unter ein gemeinsames Dach gebracht. Bislang betrifft dies aber nur den Austausch relevanter Daten der Tools untereinander – eine einheitliche Management-Konsole für alle Security-Funktionen gibt es noch nicht. Wann sie kommt, war nicht in Erfahrung zu bringen.

Neben der Integration der verschiedenen Security-Zukäufe hat Menon hier noch ganz andere Themen auf der Agenda stehen – darunter die automatische Klassifizierung von Daten, eine kontinuierliche Authentifizierung, vorausschauende Security (vor allem als Waffe gegen Insider-Angriffe) und Cloud-bezogene Sicherheit (etwa homomorphische Verschlüsselung, die es bestimmten Programmen erlaubt, Daten im verschlüsselten Zustand zu verarbeiten und verschlüsselte Ergebnisse zu produzieren).

„Bisher ist Authentifizierung ein einmaliger Prozess – nach erfolgreicher Anmeldung hat der Nutzer die ihm zugewiesenen Rechte so lange, bis er sich abmeldet“, so Menon. „In der täglichen Praxis entfernen sich Mitarbeiter aber häufig von den Geräten, über die sie sich angemeldet haben, und mobile Geräte geraten auch schon mal in fremde Hände. Die kontinuierliche Authentifizierung soll dem potenziellen Missbrauch hier einen Riegel vorschieben. Wir beobachten dazu Aspekte wie etwa die Touch-Charakteristik, Sprache und Wortwahl. Bei Auffälligkeiten erfolgt eine automatische Sperre, die nur durch eine Neuanmeldung wieder aufgehoben werden kann.“

"Heute bilden unsere Channel-Partner ein 20-Milliarden-Dollar-Geschäft – wir haben mehr als 1.000 Partner in über 40 Ländern", so Michael Dell bei seinem Bekenntnis zu seinen Vertriebspartnern. Bild: Stefan Mutschler

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