Akquisition der Ipanema-Sparte von Infovista

Extreme steigt ins SD-WAN-Business ein

18. August 2021, 7:00 Uhr |
© Wolfgang Traub

Extreme Networks, US-amerikanischer Anbieter Cloud-basierter Netzwerklösungen, hat angekündigt, Infovistas SD-WAN-Sparte (Software-Defined WAN) namens Ipanematech SAS (bekannt als Ipanema) zu akquirieren. Damit will der Netzwerker sein ExtremeCloud-Portfolio um via Cloud gemanagte SD-WAN-Technik erweitern und Sicherheitslösungen à la SASE (Secure Access Service Edge) anbieten.

Ipanemas gleichnamige Lösung optimiert den Anwendungsverkehr anhand echtzeitnah ermittelter Quality-of-Service-Werte inklusive inklusive dynamischer Pfadselektion, Lastverteilung und Failover. Das Management dieser Verbindungsoptimierung erfolgt per Cloud. Extreme will diese Funktionalität nutzen, um eine verteilte und sichere Lösung im ExtremeCloud-Portfolio zu etablieren und so seine Stellung als Anbieter einer fortschrittlichen Cloud-Plattform für das Netzwerk-Management auszubauen. Relevant ist diese Technik vor allem vor dem Hintergrund dessen, was Extreme „Infinite Enterprise“ (grenzenloses Unternehmen) nennt, also zunehmend verteilte IT-Infrastrukturen aufgrund von Cloud Computing, Edge Computing und Remote Work.

Vor zehn Jahren führte Gartner Ipanema neben Silver Peak und Citrix als einen der „Visionäre“ in seinem Magic Quadrant zu „WAN Optimization Controllers“. Im aktuellen Gartner-Report, der inzwischen „WAN Edge Infrastructure“ heißt, fehlt Ipanema jedoch  (während Silver Peak als einer der Leader positioniert ist und Citrix als Challenger nahe dem Leader-Quadranten).

Auf die Frage der LANline, warum Extreme einen SD-WAN-Anbieter „aus der dritten Reihe“ akquiriere, antwortete Markus Nispel, Vice President International Markets, Office of the CTO bei Extreme Networks: Ipanema habe zwar vor Jahren den Trend zu SD-WAN „relativ spät erkannt“, habe diese Entwicklung allerdings inzwischen nachgeholt; dies spiegle sich im Gartner-Report von 2020 lediglich noch nicht wider: „Ipanema hat in den letzten zwei, drei Jahren seinen Nukleus an Technologien – WAN-Optimierung und Application Awareness – mit dem Thema Cloud und SD-WAN verheiratet“, so Nispel. Heute habe Ipanema eine Cloud-basierte Plattform, die auch rein as a Service vertrieben werde. Damit passe der SaaS-Ansatz von Ipanema sehr gut zu Extemes Konzept des Cloud-basierten Netzwerk-Managements.

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Sieht einen Trend hin zur Netzwerkverwaltung as a Service: Markus Nispel von Extreme Networks.
„Ipanema hat in den letzten zwei, drei Jahren seinen Nukleus an Technologien – WAN-Optimierung und Application Awareness – mit dem Thema Cloud und SD-WAN verheiratet“, so Markus Nispel von Extreme Networks.
© Extreme Networks

Ipanema liefert also aus Extreme-Sicht eine kompatible Cloud-Technik, die das hauseigene Portfolio um SD-WAN-Funktionalität perfekt ergänzt. Damit schließt Extreme hier zu seinem Mitbewerb auf: Cisco führt mit Viptela und Meraki gleich zwei unterschiedliche SD-WAN-Techniken im Portfolio, HPE Aruba hat sich mit per Silver-Peak-Übernahme 2020 ebenfalls SD-WAN-Kompetenz ins Haus geholt. Der Umstand, dass Ipanema bei Gartner nicht als SD-WAN-Größe geführt wird, spart Extreme Networks bares Geld: Der Netzwerker übernimmt Ipanema für die in diesen Kreisen vergleichsweise niedrige Summe von 73 Millionen Dollar, also zirka 60 Millionen Euro.

Den Security- oder genauer SASE-Aspekt deckt Ipanema durch eine Partnerschaft mit Check Point ab. Auf die Frage der LANline, warum Extreme nicht gleich einen SASE-Spezialisten akquiriere, betonte Nispel: „Aus unserer Sicht möchten viele Kunden lieber auf etablierte Player im Markt setzen.“ So baue man auf Unternehmensseite in puncto IT-Sicherheit bevorzugt auf bewährte Security-Größen wie zum Beispiel eben Check Point. Hingegen täten sich dedizierte SASE-Startups vorerst schwer, sich zu etablieren, so Nispel.

Zur Frage, wie man die Ipanema-Technik in die hauseigene Netzwerk-Management-Plattform integrieren werde, wollte Nispel in diesem frühen Stadium der Akquisition noch keine Angaben machen. Eine Integration sei aber geplant.  

Extreme Networks baut hier jedenfalls in einem Marktsegment an, dem die einschlägigen Marktauguren eine rosige Zukunft vorhersagen: Laut einem ICS-Report vom Mai wuchs der SD-WAN-Markt im Jahr 2020 um 18,5 Prozent auf drei Milliarden Dollar weltweit, er soll bis 2025 ein jährliches Plus von 18,9 Prozent aufweisen und auch in EMEA ähnlich zulegen. Der SASE-Markt wiederum soll laut einem Bericht der 650 Group vom Juni von 2,9 Milliarden Dollar 2020 auf rund zehn Milliarden Dollar bis 2025 anwachsen.

Nützlich ist für den US-Netzwerker zudem der Umstand, dass man durch die Übernahme eines SD-WAN-Anbieters aus Frankreich das Standbein in Europa verstärkt: Mit der Übernahme von Ipanema werde Extreme ein zweites technologisches Kompetenzzentrum in Europa aufbauen und die Präsenz für seine europäischen Kunden erhöhen, so eine Verlautbarung des Unternehmens.

Ipanema unterhält Partnerschaften mit Managed-Services-Anbietern – darunter Equinix – und Systemintegratoren in ganz Europa, um Unternehmen bei der Implementierung, Verwaltung und Skalierung ihrer Cloud-basierten SD-WAN-Installationen zu unterstützen. Die Lösungen von Ipanema sind derzeit laut Anbieterangaben bei über 400 Unternehmen und an über 100.000 Standorten im Einsatz. Die Standortanbindung an die Ipanema-Cloud erfolgt über CPE-Appliances. Wie Extreme künftig die SD-WAN/SASE-Anbindung von Remote Workern gestalten will, dazu wollte Markus Nispel vorerst ebenfalls keine Angaben machen.


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