Report untersucht AWS, Google Cloud Platform, Azure, Alibaba und IBM Cloud

ThousandEyes stellt gravierende Leistungsunterschiede bei Cloud-Anbietern fest

18. November 2019, 8:33 Uhr | Von Timo Scheibe.

Auch in diesem Jahr hat ThousandEyes im Rahmen seines "Cloud Performance Benchmark"-Reports die globale Netzwerk-Performance und Konnektivität der größten Cloud-Anbieter untersucht. In der aktuellen Studie waren dies die Hyperscaler Amazon Web Services (AWS), Google Cloud Platform (GCP), Microsoft Azure, Alibaba Cloud und IBM Cloud. Mit der Studie will das Internet- und Cloud-Intelligence-Unternehmen IT-Führungskräften von Unternehmen eine Entscheidungshilfe bei Investitionen im Cloud-Bereich geben.

Für die Auswertung kam die herstellereigene Plattform zum Einsatz, die analysiert, wie Internet-, Cloud- und andere Drittanbieter sich gegenseitig beeinflussen und sich auf die digitale Benutzererfahrung auswirken. So hat ThousandEyes die Plattform für Forschungszwecke verwendet, um die Netzwerkleistung von globalen und innerhalb von Cloud-Umgebungen zu messen. Für die Analyse hat das Unternehmen mehr als 320 Datenpunkte, die in 98 globalen Metropolregionen innerhalb von 30 Tagen gesammelt wurden, herangezogen und nach eigenen Angaben umfassende Methoden zur Messung der Ende-zu-Ende-Performance sowie von Datenpfaden genutzt.

Demnach verlassen sich einige Cloud-Anbieter sehr stark auf das frei zugängliche Internet statt auf ihre eigene Backbones, was die Vorhersage der Leistung beeinflussen kann. Google Cloud und Azure setzen bei der Koordination des Datenverkehrs ihrer Kunden hingegen verstärkt auf ihre privaten Backbone-Netzwerke, um Leistungsschwankungen zu verhindern, die mit der Nutzung des frei zugänglichen Internets einhergehen können. AWS und Alibaba Cloud greifen bei dem Großteil des Datenverkehrs hingegen auf das frei zugängliche Internet zurück. IBM verfolgt hier laut Report einen hybriden Ansatz, der sich regional unterscheidet.

Die größten Performance-Schwankungen hat ThousandEyes in Lateinamerika und Asien festgestellt - und zwar über alle untersuchten Cloud-Anbieter hinweg. In Nordamerika sei die Cloud-Performance im Allgemeinen konstant. Daher rät das Unternehmen Verantwortlichen dazu, einen regional passenden Cloud-Provider auszuwählen, um eine weltweit optimale Performance gewährleisten zu können.

Darüber hinaus stellt der Report fest, dass AWS Global Accelerator nicht immer eine bessere Leistung als das frei zugängliche Internet aufweist. Im November 2018 hatte AWS den Dienst eingeführt, um Kunden die Nutzung des privaten Backbone-Netzwerks von AWS gegen eine Gebühr zu ermöglichen. Trotz zahlreicher weltweiter Beispiele für Leistungssteigerungen ist der Global Accelerator laut ThousandEyes jedoch keine Universallösung: Der Weg über das frei zugängliche Internet könne schneller und zuverlässiger sein  als der Global Accelerator. Laut Analyse unterscheiden sich die Ergebnisse zum Teil nur geringfügig.

ThousandEyes empfiehlt Unternehmen, die einen Performance-Vorsprung erzielen wollen, ihren Breitband-ISP nach der bevorzugten Cloud auszuwählen. Dies könne zu Leistungsgewinnen und -verlusten führen, abhängig davon, welche Breitband-Provider Unternehmen für die Verbindung mit der jeweiligen Cloud nutzen.

Leistungsverluste bei allen Cloud-Anbietern soll zudem die Great Firewall of China verursachen. Dies schließe auch den chinesischen Cloud-Anbieter Alibaba mit ein. So weise auch dieser beim Passieren der Great Firewall of China - wie allen anderen Cloud-Anbieter auch - einen Paketverlust auf. Für die Macher der Studie ein Beleg dafür, dass Alibaba keine gesonderte Stellung innehat.

Organisationen mit Kunden in China, die aufgrund strenger Regularien bezüglich Datenverkehr und Datenschutz zögern, eine Hosting-Umgebung in China zu nutzen, sollten demnach Honkong als Option in Betracht ziehen, da der Datenverkehr von Hongkong nach China durch Alibaba Cloud den geringsten Paketverlust aufwies, gefolgt von Azure und IBM.

Der Report schlüsselt die Ergebnisse auch nach Cloud-Providern auf. Im letzten Jahr hat ThousandEyes lediglich die drei größten Cloud-Provider mit den größten Marktanteilen (AWS, Azure und GCP) untersucht. Erst in diesem Jahr hat das Unternehmen den Kreis um Alibaba Cloud und IBM Cloud auf fünf erweitert, sodass zu diesen Diensten keine Vergleichsdaten vorliegen. Für dieses Jahr stellt die Analyse deutliche Unterschiede zwischen einzelnen Cloud-Anbietern in Bezug auf die Gesamtleistung und Konnektivität fest. Als wichtigste Ergebnisse nennt der Report:

  • AWS weise allgemein eine geringe Latenz auf und konnte im Vergleich zum letzten Jahr insgesamt besser abschneiden. Die Kennzahlen zur Vorhersehbarkeit der Leistung haben sich deutlich verbessert, in Asien gab es zudem eine starke Verringerung der Variabilität um 42 Prozent, so die Studie. Im Vergleich zu Azure und Google Cloud Platform habe AWS jedoch immer noch eine geringere Leistungsvorhersehbarkeit.
  • Azure überzeugt laut ThousandEyes weiterhin durch die sehr gute Netzwerkleistung. Diese habe ihren Grund in der Nutzung des eigenen Backbones, der für den Datenverkehr der Benutzer in Cloud Hosting-Umgebungen zum Einsatz kommt. Besondere Veränderungen im Vergleich der Daten von 2018 und 2019 sind eine 50-prozentige Verbesserung der Vorhersehbarkeit der Performance in Sydney, während in Indien ein Rückgang der Leistungsvorhersehbarkeit um 31 Prozent zu verzeichnen war. Trotz eines leichten Rückgangs gegenüber dem Vorjahr ist Azure in Asien im Vergleich zu den anderen Cloud-Anbietern weiterhin führend bei der Vorhersage von Leistungszahlen, so die Studie.
  • Bei Google Cloud favorisiert man weiterhin die Nutzung des eigenen Backbones für die Bereitstellung von Traffic in der Cloud. Benutzer profitieren von einer starken Performance in den meisten Hosting-Regionen. Der Cloud-Provider weist weltweit aber immer noch einige signifikante Lücken auf, die er seit der Veröffentlichung des Reports im letzten Jahr nicht geschlossen hat, so ThousandEyes. Der Datenverkehr aus Europa und Afrika benötigt 2,5- bis dreimal länger, um nach Indien zu gelangen, da Daten zunächst um die Welt reisen, anstatt eine direkte Verbindung zu nutzen. Google Cloud verringerte zudem die Transparenz des internen Netzwerks, was die Analyse der Netzwerkpfade und -leistung erschwert habe.
  • Alibaba Cloud bietet im Vergleich mit anderen Providern eine ähnliche Performance. Der Provider ähnelt AWS in Bezug auf Verbindungsmuster, Regionspositionen und sogar der einzelnen Benennung von Regionen. Wie AWS setze Alibaba Cloud für den Großteil des Datenverkehrs stark auf das frei zugängliche Internet und nicht auf sein eigenes privates Backbone-Netzwerk. Besonders ist hierbei, dass der Datenverkehr zwischen Regionen nicht zwischen einzelnen Dependancen von Alibaba Cloud stattfindet, sondern aus der internen Cloud austritt, das Internet durchquert und anschließend wieder in das regionale Cloud-Netzwerk eintritt.
  • Auch die Performance von IBM Cloud ist laut der Studie mit der anderer großer Cloud-Provider vergleichbar. IBM verfolgt einen hybriden Ansatz bei der Koordination des Datenverkehrs, in dessen Rahmen die Nutzung des eigenen privaten Backbones und des frei zugänglichen Internets variiert, abhängig davon, auf welche Regionen der Benutzerzugriff erfolgt.

Weitere Informationen stehen unter www.thousandeyes.com zur Verfügung.

Timo Scheibe ist Redakteur bei der LANline.

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