Im Test: Sony AIT-4 und Tandberg 420-LTO-2

Bandlaufwerke im 1HE-Duell

18. November 2005, 18:31 Uhr | Florian Huttenloher/jos

Der Platz im Serverschrank ist oft ein teures Gut. Im Vergleichstest mussten daher zwei 1HE-Bandlaufwerke von Sony und Tandberg zeigen, ob sie die beachtliche Papierform von 24 MByte/s Übertragungsleistung in der Praxis erreichen können. Große Blößen gab sich keiner der Konkurrenten.

Seit diesem Jahr hat Tandberg mit dem 420-LTO-2 ein aktuelles Backup-System im 5,25-Zoll-Design
im Portfolio. Um im Marktsegment für schmale (Einstiegs-) Server zu punkten, bringt der Hersteller
die "verkleinerte" Version seiner LTO-2-Lösung gegen die Konkurrenten Certance/Quantum (ebenfalls
LTO, außerdem SDLT) und Sony AIT (3,5-Zoll-Formfaktor) in Stellung. Tandberg versucht offenbar,
sich mit seinen in der Mittelklasse angesiedelten LTO-2-Systemen auch gegen die obere
Einstiegsklasse zu behaupten. Diese erfuhr durch Sony mit Einführung der vierten AIT-Generation
(AIT-4) gegen Ende des vergangenen Jahres ebenfalls eine Aktualisierung. Die AIT-Laufwerke sind
durchgehend im 3,5-Zoll-Formfaktor mit einer Höheneinheit ausgeführt, lassen sich jedoch mit
zusätzlichen Gehäuseschienen auf 5,25 Zoll erweitern. Alle diese Fakten machen einen direkten
Vergleich des aktuellen AIT-Drives mit dem 420-LTO-2 interessant.

Wenn Sicherungsgeschwindigkeit und Speicherkapazität ausschlaggebende Faktoren darstellen,
stehen Anwender, die für Backup-Drives nur einen Laufwerksschacht respektive eine Höheneinheit
entbehren können, vor der Entscheidung, LTO-2 mit halber Bauhöhe oder AIT-4 zu wählen. Beide
Systeme verfügen laut Datenblatt über 200 GByte Speicherkapazität (unkomprimiert) pro Kassette und
24 MByte/s an (nativer) Übertragungsleistung. Für den Vergleichstest kamen ein AIT-4 in interner
SCSI-Ausführung sowie das 420-LTO-2 (ebenfalls intern und per SCSI angebunden) zum Einsatz. Das
AIT-4 wurde bereits in der LANline 3/2005 ausgiebig getestet. In diesem Vergleich musste es sich
mit identischer Aufgabenstellung dem Testgerät von Tandberg stellen.

Technische Daten des 420-LTO-2-Laufwerks

Das Testlaufwerk mit der Bezeichnung 420-LTO-2 lässt sich mit den Abmessungen von 146 x 41.3 x
214 mm (Breite, Höhe, Tiefe) in 5,25-Zoll-Laufwerksschächten montieren. Dabei bringt es etwa 1,4
Kilogramm auf die Waage. Ein Ultra-320-SCSI-LVD-Bus steuert das Gerät an. Wie schon beim
Desktop-Modell (440-LTO-2) unterstützt es aktuelle Ultrium-2- und ältere Ultrium-Medien. Damit
bietet die Teststellung native 200 GByte pro Medium (100 GByte unkomprimiert bei Verwendung von
Ultrium-Bändern). Der Hersteller gewährt ohne zusätzlichen Aufpreis 36 Monate Garantie. Dabei soll
die Fehlerrate beim Schreiben bei weniger als einem Fehler auf 1017 Bit liegen. Der MTBF-Wert
(erster statistisch zu erwartender Ausfall) des Laufwerks soll nach 250.000 Stunden Betriebszeit
bei 100 Prozent Duty-Cycle betragen (zum Vergleich AIT 300.000, DDS 36.000). Mit Ultrium-2-Medien
liegt die native Kapazität bei 200 GByte, damit soll laut Hersteller eine unkomprimierte Datenrate
von 1440 MByte/min erreichbar sein, während bei der Variante mit voller Bauhöhe (440-LTO-2) 50
Prozent höhere Transferraten zu erzielen sind (2160 MByte/min nativ).

Testumgebung

Beide Testgeräte waren nacheinander am SCSI-Bus des Backup-Servers angeschlossen. Dabei handelt
es sich um ein Doppelprozessor-Xeon-System mit 3,06 GHz auf einem Intel-Serverboard SE7501WV2 (in
der SCSI-Variante, also mit einem SCSI-Chip AIC7902 von Adaptec) mit 1024 MByte DRAM. Am
SCSI-Controllerchip hing an einem Kanal eine SCSI-Festplatte mit 30 GByte für Windows 2003 Server.
Am zweiten Kanal war das Bandlaufwerk angeschlossen. Zwei Festplatten (Typ ST3200822AS von Seagate
mit 7200 Umdrehungen pro Minute und einem CacheSpeicher von 8 MByte) mit jeweils 200 GByte
Speicherkapazität waren über S-ATA zu einem RAID-0 (Stripeset) gebündelt. Somit kommt die gleiche
Testumgebung wie in vorangegangenen LANline-Beiträgen zum Einsatz. Genauere Informationen über die
verwendete Hardware stehen im Kasten auf Seite 28.

Als Sicherungsprogramm diente diesmal NT-Backup (Bordmittel der Windows-Betriebsysteme). Die
Backup-Quelldateien für die folgenden Testläufe bestanden aus Text-, Musik- und Filmdateien (für
eine genaue Aufstellung siehe Partitionstabelle). Im Verzeichnis R befanden sich 13,5 GByte an
Textdateien (verschiedene Formate), die größte der einzelnen Dateien betrug etwa 1 KByte (txt) bis
1400 KByte (pdf). Auf der Partition S waren Musikdateien im mp3-Format mit einem Volumen von 26,3
GByte abgelegt. Diese bewegten sich in einem Größenrahmen von 1 MByte bis 10 MByte. Zuletzt wurden
17 identische Filmdateien mit jeweils 520 MByte und drei Dateien im pva-Format mit jeweils 14 GByte
auf dem Datenträger T (mit einem Speichervolumen von etwa 49 GByte) für den Test benutzt. NT-Backup
arbeitete in den Standarteinstellungen mit aktivierter Volumenschattenkopie und eingeschaltetem
Verify.

Leistungsdaten

Mehrere Testläufe dienten dazu, die Geschwindigkeit der Laufwerke zu ermitteln. Dabei galten
identische Parameter für das Backup (siehe Partitionstabelle). Zunächst zeigte das 420-LTO-2 seine
Stärken: Bei Sicherungen des Laufwerks R ließen sich 13,5 GByte in 23 Minuten übertragen. Hieraus
ergibt sich eine Backup-Leistung von 601 MByte/min. Der abschließende Dateivergleich dauerte etwa
sechs Minuten. Mit der Partition S ließen sich generell bessere Werte erzielen als bei den deutlich
kleineren Textdateien. Schließlich waren dort Musikdateien mit einer durchschnittlichen Größe von
einigen MByte untergebracht. Im Test zeigten sich dabei Werte von 1450 MByte/min bei der Sicherung
und 999 MByte/min unter dem Restore-Job. Somit stellte das Testgerät bereits bei den Musikdateien
annähernd seine Höchstleistung (nativ) bereit. Das Verify war nach 12 Minuten beendet. Anschließend
standen die Filmdateien mit jeweils 520 MByte für eine Sicherung und die zugehörige
Wiederherstellung an: NT-Backup benötigte beim Sichern etwa 35 Minuten mit einer
Übertragungsleistung von 1461 MByte/min. Dies ist der höchste Wert im Test. Der Verify-Lauf war
nach 22 Minuten abgeschlossen, die Wiederherstellung beendete das 420-LTO-2 nach 50 Minuten.

Das AIT-4 von Sony hatte exakt dieselben Aufgaben zu absolvieren. Es übertrug die Textdateien
von Partition R in 20 Minuten mit einer Transfergeschwindigkeit von 694 MByte/min. Damit überholte
das Sony-System den LTO-Konkurrenten bei den Textdateien und war drei Minuten schneller, was 93
MByte/min entspricht. Der Vergleich war nach ebenfalls sechs Minuten durchgelaufen. Bei der
Sicherung der Partition S ergab die Messung 1387 MByte/min. Dies ist etwas weniger, als das
Tandberg-Laufwerk bei derselben Aufgabe erreichte. Nach 15 Minuten war der abschließende
Verify-Lauf abgeschlossen. Die Wiederherstellung der eben gesicherten Musikdateien dauerte 27
Minuten. Folglich ergibt sich eine Leistung von 327 MByte/min, was den niedrigsten Wert darstellt.
Zuletzt waren die Filmdateien mit einer Backup-Dauer von 35 Minuten an der Reihe. 32 Minuten
benötigte dagegen der Verfify-Job, die Transfergeschwindigkeit bei der Rückübertragung lag bei 978
MByte/min.

Hohe Transferraten bei geringem Einbauplatz

Für hohe Transferraten und viel Speicherplatz benötigt man nicht zwangsläufig viel Einbauplatz
im Server. Dies belegen die beiden getesteten Laufwerke eindeutig. Mit Transferraten von 1461
MByte/min setzt sich das 420-LTO-2 an die Spitze, auch wenn der Rückstand des AIT-4 nur im
einstelligen Prozentbereich liegt. Andererseits kann AIT generell in 3,5-Zoll-Schächte integriert
werden und ist somit nochmals schmaler als das LTO-2 mit halber Bauhöhe. Beide Laufwerke liegen in
puncto Speicherplatz gleichauf, sie bieten pro Band 200 GByte nativ.

Preislich liegen die Duellanten weiter auseinander: Für ein 420-LTO-2 in der getesteten Version
sind etwa 1350 Euro zu bezahlen (1500 Euro für eine externe Version). Administratoren, die in ein
internes AIT-4 auf SCSI-Basis investieren, müssen 1900 Euro auf den Tisch legen. Einen weiteren
Unterschied zeigen die Preise für die Sicherungsbänder: Ultrium-2-Medien kosten etwa 40 Euro pro
Stück, während SDX4-200-Kassetten für 50 Euro zu haben sind. Somit punktet das LTO-2 bei der
Leistung und den Unterhalts- sowie Anschaffungskosten.

Die LTO-Systeme präsentieren sich derzeit zukunftssicher: Marktanalysen zeigen eine signifikante
Steigerung des LTO-Absatzes. Mittel- bis langfristig gilt die Prognose, dass sich die
Linear-Tape-Open-Technik als De-facto-Standart etablieren wird. Allerdings zählen für
Administratoren neben den Bänderpreisen auch Eckdaten wie hohe Ausfallsicherheit der Laufwerke und
Langlebigkeit der Bänder, außerdem auch oft nur subjektiv zu messende Faktoren wie Service und
Support.

Fazit: knapper Vorsprung für das Tandberg-Gerät

Das Resümee lautet: Käufer treffen eine gute Wahl, wenn sie sich für eines der vorgestellten
Systeme entscheiden, das Tandberg-Testgerät setzt sich im Test allerdings an die Spitze, auch wenn
der Vorsprung nur knapp ausfällt. Außerdem punktet das LTO-2-Laufwerk bei den Anschaffungs- und
Unterhaltskosten.


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