Test: Iomega Storcenter-PX-Serie

Netzwerkspeicher mit vielen Talenten

10. Juli 2012, 6:00 Uhr | Christoph Lange/pf

Die für kleinere und mittlere Unternehmen geeigneten Storcenter-PX-Modelle von Iomega stellen ihre Speicherkapazitäten auf mehreren Wegen bereit. Als NAS-System bedienen sie Windows-, Linux- und Mac-Clients, für die Server-Virtualisierung lassen sich die Systeme per NFS oder iSCSI anbinden. Eine Personal-Cloud-Funktion ermöglicht zudem sichere Zugriffe via Internet. Mit den Netzwerkspeichern der neuen Storcenter-PX-Serie baut Iomega sein Speicherangebot nach oben aus. Die Systeme sind als Desktop-Variante mit vier oder sechs Festplatten sowie als Rack-Version mit vier oder zwölf Festplatten erhältlich. Als ein Ergebnis der Übernahme durch EMC verwenden die Storcenter-Systeme die auf Linux basierende Betriebssystemsoftware EMC Lifeline. Die PX-Systeme sind wahlweise mit oder ohne Festplatten lieferbar. Iomega bestückt sie mit SATA-Laufwerken der Server-Klasse, die für den Dauerbetrieb geeignet sind. Mit 3-TByte-Festplatten stellt die Desktop-Version PX6-300d bis zu 18 TByte Speicherkapazität bereit, das Rack-Modell PX12-300r kommt auf bis zu 36 TByte.

Speicherzugriffe auf die Storcenter-Systeme können wahlweise per NAS ober per iSCSI-erfolgen. Als NAS-Protokolle können CIFS für Windows-Clients, NFS für Linux-Clients und das Apple Filing Protocol (AFP) für Mac-Clients zum Einsatz kommen. Des Weiteren lassen sich die Protokolle FTP, SFTP, TFTP, Webdav und Windows-DFS nutzen.

Mit der "Personal Cloud"-Technik von Iomega ist es zudem möglich, den Zugriff auf ein oder mehrere Storcenter-Systeme über das Internet für den gewünschten Benutzerkreis freizuschalten. Die Storcenter-Geräte unterstützen zudem auch Videoüberwachungslösungen mit IP-Kameras von Axis, Bosch, D-Link und Panasonic.

Schnelle Inbetriebnahme

Für den LANline-Test stellte Iomega ein Storcenter-Desktop-Modell PX6-300d sowie das 1HE-Rack-Modell PX4-300r zur Verfügung. Das PX6-System war mit drei 2-TByte-SATA-Platten bestückt, das Rack-System verfügte über vier 2-TByte-Disks. Die Laufwerkseinschübe lassen sich mit 3,5- oder 2,5-Zoll-SATA-Platten sowie mit SSD-Laufwerken bestücken. Die RAID-Controller unterstützen neben JBOD die RAID-Level 0, 1, 10, 5 und 5+ sowie Hot-Spare-Laufwerke. Ein mit sechs Platten bestücktes PX-System lässt sich zudem als RAID 6 konfigurieren. Für den Anschluss zusätzlicher USB-Speichergeräte bieten beide Modelle drei USB-Ports. Ein redundantes Netzteil ist nicht vorhanden.

Um ein Storcenter-System in Betrieb zu nehmen, stellt der Administrator zunächst eine Verbindung zum lokalen Netzwerk her. Beide getesteten Modelle verfügen hierfür über zwei GbE-Netzwerkkarten. Sobald der auf der mitgelieferten CD enthaltene "Iomega Storage Manager" auf einem Rechner installiert und gestartet ist, sucht das kleine Tool automatisch die im Netzwerk vorhandenen Storcenter-Geräte. Über den DHCP-Server des LANline-Testnetzes erhielten die Systeme automatisch IP-Adressen, und wir konnten uns so per Web-Browser mit der Storcenter-Verwaltungsoberfläche verbinden. Iomega hat die Storcenter-Systeme mit einer sehr guten kontextbezogenen Hilfefunktion ausgerüstet. Diese beschreibt ausführlich, welche Funktionen sich hinter dem jeweiligen Menüpunkt verbergen und wie sie zu konfigurieren sind.

Festplatten- und Netzwerkredundanz

Für die ersten Funktionstests richteten wir auf beiden PX-Systemen eine Freigabe ein. Anschließend starteten wir einen großen Kopierjob, der mehr als 100 GByte Daten auf jedes Gerät übertrug. Während der Kopiervorgang lief, entfernten wir bei beiden PX-Systemen einen Festplatteneinschub aus dem RAID-5-Verbund. Die Geräte zeigten sowohl anhand der Front-LEDs als auch im Front-Display und in der Web-Oberfläche sofort an, dass eine Platte verloren gegangen ist. Der Kopiervorgang lief ohne Unterbrechung weiter. Nachdem er abgeschlossen war, steckten wir die Platten wieder ein. Daraufhin startete automatisch der RAID-Rebuild, um die Datenredundanz wiederherzustellen. Bei dem System mit drei Festplatten dauerte der Rebuild rund fünf Stunden, das Rack-Gerät mit vier Platten benötigte eine Stunde mehr.

Die Daten lassen sich auf den PX-Systemen auch verschlüsselt ablegen, sodass sie nur mit dem zugehörigen Passwort lesbar sind. Mit den integrierten Energiesparfunktionen kann der Administrator zudem ein PX-Gerät zur gewünschten Uhrzeit automatisch ausschalten. Wenn im Netzwerk eine Wake-on-LAN-(WoL-)fähige Management-Anwendung vorhanden ist, lassen sich die Geräte zur gewünschten Zeit per WoL wieder zum Leben erwecken. Zudem können die PX-Systeme ihre Laufwerke automatisch abschalten, wenn diese längere Zeit inaktiv waren.

Um die Redundanz der Netzwerkanbindung zu testen, verbanden wir bei beiden PX-Systemen den zweiten Netzwerk-Port mit unserem LAN-Switch. Die neuen Ports erhielten zunächst vom DHCP-Server eine IP-Adresse zugewiesen. Um das Load Balancing zu aktivieren, verknüpften wir im Netzwerkmenü die beiden Ports miteinander. Anschließend war das Storcenter-Gerät wieder über eine IP-Adresse ansprechbar, die den Datenverkehr auf die beiden LAN-Anschlüsse verteilte.

Über den Button "Ändern der Netzwerkeinstellungen" kann der Administrator wählen, ob er "adaptives Balancing" oder Trunking mit 802.3ad durchführen will. Alternativ ist auch eine Aktiv-Passiv-Failover-Konfiguration der beiden Netzwerkkarten möglich. Nachdem wir das Adaptive Load Balancing eingerichtet hatten, kopierten wir von einem Testrechner aus größere Datenmengen auf beide PX-Geräte.

Während der Kopiervorgang lief, zogen wir von jedem PX-System ein Netzwerkkabel ab. Die Datenübertragung lief ohne merkliche Unterbrechung weiter. Im Systemstatusmenü zeigten beide Geräte an, dass eine Netzwerkverbindung nicht mehr verfügbar ist. Nachdem wir die Netzkabel wieder angesteckt hatten, verschwand die Warnmeldung von selbst.

Wenn vor allem sehr große Dateien zu übertragen sind, kann es sinnvoll sein, Jumbo Frames zu aktivieren. Die PX-Systeme unterstützen Frame-Größen von 4.000 oder 9.000 Bytes. Zudem ist es möglich, pro LAN-Port bis zu vier VLANs zu konfigurieren.

Die Performance-Tests führten wir mit dem Tool Iometer durch, das NAS-Freigaben für die Durchsatzmessungen verwendete. Das Modell PX6-300d erreichte mit 10 MByte großen Datenpaketen eine Übertragungsrate von 107 MByte/s. Beim Rack-Modell lag die maximale Transferrate mit 109 MByte/s noch etwas höher. Die vorhandene Gigabit-Anbindung des Messrechners nutzten beide Geräte nahezu vollständig aus.

Für den Test der iSCSI-Funktionen aktivierten wir bei beiden PX-Geräten im Menü Speicher die iSCSI-Option und fügten anschließend ein neues iSCSI-Laufwerk hinzu. Dieses Laufwerk konnten wir dann über VMware Vcenter den zwei ESX-5-Servern der LANline-Testumgebung als Datastore zur Verfügung stellen. Die PX-Systeme unterstützen bis zu 256 iSCSI-LUNs.

Wir prüften zudem, ob sich auch NFS-Freigaben als ESX-Datastore konfigurieren lassen. Hierfür muss der Administrator zunächst unter "Netzwerk/Protokolle" die NFS-Option aktivieren. Dann erstellt er eine neue Freigabe und richtet für die ESX-Hosts die Zugriffsrechte ein. Nachdem wir dies durchgeführt hatten, konnten wir die NFS-Freigaben über das Vcenter als ESX-Datastore einrichten. Die Storcenter-PX-Systeme sind für den Einsatz mit Server-Virtualisierungslösungen von Citrix, Microsoft und VMware zertifiziert.

Um die Active-Directory-(AD-)Integration der Storcenter-Systeme zu testen, fügten wir beide Geräte über den Menüpunkt Gerätekonfiguration zur Windows-Domäne des LANline-Testnetzes hinzu. Für den "Domain Join" muss das Storcenter-System aktuelle Datenübertragungen unterbrechen. Nachdem wir die Speichergeräte zur Domäne hinzugefügt hatten, konnten wir die Benutzer- und Gruppenberechtigungen des Active Directorys importieren und für die PX-Freigaben nutzen.

Um die Berechtigungen auf dem aktuellen Stand zu halten, empfiehlt es sich, regelmäßig eine Synchronisation der PX-Geräte mit dem AD durchzuführen. Das Menü bietet eine stündliche, tägliche oder wöchentliche AD-Synchronisation an. Für den LANline-Test wählten wir das stündliche Intervall. Anschließend löschten wir im AD einen Benutzer, den wir zuvor auf das Storcenter-System importiert hatten, und fügten einen neuen Benutzer zu einer Gruppe hinzu, die ebenfalls bereits auf das PX-Geräte übertragen war. Nach Ablauf der vorgegebenen Stunde hatte das Storcenter-System die geänderten Benutzer automatisch synchronisiert.

Der Administrator kann auch Disk Quotas für Benutzer einrichten, um den nutzbaren Plattenplatz zu beschränken. Die Quotas lassen sich entweder für alle oder für einzelne Benutzer einrichten. Für die Zeitsynchronisation kann der Administrator einen NTP-Server angeben. Weitere nützliche Funktionen der Storcenter-PX-Geräte sind ein integrierter Media-Server und ein Print-Server sowie die Unterstützung von Torrent-Downloads. Das Ereignisprotokoll der PX-Systeme zeichnet alle auf dem System durchgeführten Aktionen auf.

Über den Menüpunkt "Konfigurations-Backup und -Wiederherstellung" kann der Administrator die komplette Systemkonfiguration in einer Datei sichern. Um eine verloren gegangene Konfiguration wiederherzustellen, lässt sich die Backup-Datei in das PX-System hochladen. Für die Sicherung der in den Windows-Freigaben abgelegten Daten verwendet der Administrator den Menüpunkt "Kopieraufträge". Dort wählt er die Quelle und das Ziel aus. Für den LANline-Test haben wir einen Kopierauftrag vom Storcenter-Desktop-Gerät auf das PX-Rack-System eingerichtet. Es lassen sich aber auch Netzwerkfreigaben auf anderen Servern als Quelle oder Ziel wählen. Im Test konfigurierten wir einen Zeitplan, der die Datensicherung automatisch jeden Tag um 21:00 Uhr ausführte.

Der Administrator kann auch das Tool Rsync für die Datensynchronisation wählen, wenn die Client-Geräte dieses unterstützen. Mac-Computer lassen sich mit der Time-Machine-Backup-Funktion sichern. Das PX-Menü bietet zudem vorkonfigurierte Dialoge, um Daten per Online-Backup zu Amazon, Atmos oder Mozy zu übertragen. Des Weiteren unterstützt das System eine Sicherung auf Avamar-Backup-Servern.

Iomega hat für die Storcenter-PX-Serie eine Personal-Cloud-Technik entwickelt, die sich flexibel einsetzen lässt. So kann ein Administrator sein PX-System dem gewünschten Benutzerkreis über das Internet zugänglich machen. Damit ist es diesen Anwendern zum Beispiel möglich, ihre lokalen Notebook-Daten per Internet-Verbindung auf das PX-System zu sichern. Einen anderen Weg, vom Internet aus auf ein PX-System zuzugreifen, bietet das Menü "Remote-Zugriff". Dort kann der Administrator das PX-Gerät und den Internet-Router so konfigurieren, dass das Speichersystem von außen über Dynamic DNS erreichbar ist.

Fazit

Mit der Storcenter-PX-Serie hat Iomega eine Speicherlösung für kleinere und mittlere Unternehmen entwickelt, die einfach zu bedienen ist und kaum Wünsche offen lässt. Die Geräte stellen Netzwerkfreigaben für Windows-, Linux- und Mac-Clients bereit und lassen sich per iSCSI oder NFS auch als Speicherplattform für die Server-Virtualisierung nutzen. Mit den integrierten Backup-Funktionen ist eine automatisierte Datensicherung möglich. Die Personal-Cloud-Funktionen erlauben es zudem, die Speichersysteme vom Internet aus zu nutzen. Die Unterstützung für Videoüberwachungslösungen macht die PX-Systeme für eine weitere Zielgruppe interessant. Mit Listenpreisen von 779 Euro für das PX6-300d-Modell und 1.599 Euro für die Rack-Version PX4-300d (jeweils ohne Festplatten) stellen die PX-Speichersysteme von Iomega auch bei kleinen IT-Budgets ein überlegenswertes Angebot dar.

Info: IomegaTel.: 089/800908-11Web: www.iomega.de

Der Autor auf LANline.de: chjlange

Mit der Storcenter-PX-Serie bietet Iomega flexibel einsetzbare Netzwerkspeichersysteme im Desktop- und im Rack-Format an.
LANline.

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