Moderne Mainframes als Alternative im RZ

Neue Aufgaben für den Großrechner

4. November 2014, 7:00 Uhr | Dr. Rolf Strotmann, Vice President Enterprise Server and Software bei Fujitsu, www.fujitsu.com/de./pf

Der Mainframe bekommt neue Aufgaben. Dafür sorgen moderne Techniken und Trends, bei denen er seine Stärken wieder ausspielen kann: Rezentralisierung der Rechenzentren, Cloud Computing, E-Commerce und Big Data. Ein Plädoyer für die Leistungsfähigkeit von Mainframes der neuen Generation und für eine Rückbesinnung auf den Großrechner.

Kaum eine Technik wurde in den vergangenen Jahrzehnten so oft für tot erklärt wie der Großrechner. Zuerst galt Client-Server-Computing als absoluter "Mainframe-Killer", dann machten Thesen die Runde, das Netzwerk sei der eigentliche Computer und würde folgerichtig an die Stelle des Mainframes treten. Mittlerweile hat der Mainframe mehr als 50 Jahre auf dem Buckel - und er ist lebendiger denn je. Dafür gibt es einige handfeste Gründe.
 
Retrotrend: Zentralisierung
Nach Jahrzehnten der Dezentralisierung findet in jüngster Zeit eine Rückverlagerung von IT-Aufgaben in zentrale Rechenzentren statt. Ziel dieses Trends ist es, dezentrale Client-Server-Infrastrukturen und Server-Farmen zu konsolidieren und eine schlankere Organisation zu schaffen. Mainframes spielen dabei eine wichtige Rolle: Sie sind die leistungsstarken, zuverlässigen, sicheren und flexiblen "Super-Server". Auf ihnen lassen sich parallel zu den klassischen Mainframe-Lasten auch x86-basierende Anwendungen, die zum Beispiel auf Linux und Windows laufen, sowie Virtualisierungssoftware betreiben werden. Eine BS2000 SE Serie von Fujitsu beispielsweise kann in Summe bis zu 60 virtuelle Server Huckepack nehmen.
So helfen moderne Mainframe-Konzepte den IT-Abteilungen den Server-Wildwuchs in den Griff zu bekommen. Und nicht nur dieses: Auch das Bereitstellen von IT-Services und das Management von Hardware, Software und Anwendungen vereinfacht sich, denn dies alles läuft auch für die virtuellen Maschinen zentral über den Mainframe. Hinzu kommen weitere Vorteile: Mainframes erweisen sich für die geschäftskritischen Kernanwendungen der Unternehmen als die wirtschaftlicheren Server mit der geringsten Total Cost of Ownership (TCO), denn sie benötigen beispielsweise weniger Platz und weniger Strom, als viele kleinere Server-Systeme. So helfen sie den Betreibern von Rechenzentren, Räumlichkeiten effizienter zu nutzen und Energiebilanzen zu verbessern.
 
Konzert auf mehreren Bühnen
Auch beim Mainframe spielt die Musik schon längst auf mehreren Plattformen. Moderne Systeme wie etwa die BS2000 SE Serie ermöglichen über unterschiedliche Hardwarekomponenten, sogenannte Server-Units, den Hybridbetrieb: Dadurch lässt sich etwa ein /390-Modul in klassischer Mainframe-Architektur parallel zu mehreren Server-Units basierend auf x86-Architektur implementieren. Als Hauptbetriebssystem kommt auf beiden Plattformen das BS2000-Betriebssystem zum Einsatz. Somit können bei Bedarf auch Mainframe-Anwendungen auf der kostengünstigeren, dafür aber weniger leistungsstarken x86-Architektur laufen.
Additiv lassen sich über sogenannte Application Units Betriebssysteme wie Linux oder Windows sowie Hypervisoren wie VMware Vsphere als Anwendung auf dem Mainframe aufsetzen. Dies hat den Vorteil, dass die Administration auf einer gemeinsamen IT-Infrastruktur mit einem übergreifenden System-Management klassische Mainframe-Applikationen und Anwendungen aus der offenen Welt mit unterschiedlichen Betriebssystemen implementieren, zentral kontrollieren und steuern kann. Solche Hybridsysteme sind natürlich ausbaufähig - zum Beispiel durch die Integration weiterer Server-Units und Application Units.
 
Mehr Kontakt zum Publikum
Der Mainframe kann somit vortrefflich den modernen Mainstream bedienen und seine "bewährten" Stärken voll ausspielen: hohe Performance, Zuverlässigkeit und Sicherheit. Wie bei Mainframes schon seit langem üblich, lassen sich Software-Updates bei laufendem Betrieb einspielen. Dank dieser zentralen Eigenschaft ist der Mainframe für den 24/7-Stunden-Betrieb von Cloud-Diensten und E-Commerce-Anwendungen besonders attraktiv. Denn die Anbieter solcher Services sind darauf angewiesen, dass ihre IT-Services jederzeit in der erforderlichen Qualität (Quality of Service) zur Verfügung stehen. Viele Unternehmen binden die Mainframes deshalb immer öfter in die Bereitstellung kundenorientierter Anwendungen ein. Auch in Big-Data-Infrastrukturen macht der Mainframe eine gute Figur - schließlich ist die Verarbeitung großer Datenmengen seit jeher sein Metier.
 
Schnelle Netzwerkverbindungen
Damit eine Mainframe-basierende IT-Infrastruktur im Betrieb als Hybrid-Server volle Leistung bringen kann, müssen jedoch ein paar Voraussetzungen erfüllt sein: Sie sollte sich zum Beispiel über das lokale Netzwerk (LAN) und spezielle Storage Area Networks (SANs) an die gängigen Storage-Systeme und Bandlaufwerke anbinden lassen. Die Verbindung der einzelnen Module (Units) untereinander und mit dem Netzwerk spielt eine zentrale Rolle. Engpässe aufgrund zu "schmalbrüstiger" Netzwerkverbindungen und Interconnects sind in einer modernen IT-Umgebung nicht akzeptabel.
Wünschenswert ist, dass je nach Bedarf der Anwendung zumindest die Option besteht, Datenverbindungen mit bis zu 10 GBit/s pro Port einzurichten. Bei Systemen wie etwa jenen aus der BS2000-SE-Reihe sind die erforderlichen Netzwerkkomponenten und LAN-Switches bereits vorhanden - in Form einer Net Unit. Dadurch lassen sich Kommunikation und Datenverkehr zwischen den SE-Komponenten nicht durch Störungen externer Netzwerke (zum Beispiel Kunden-LAN) beeinträchtigen und können zudem performanter ablaufen.
 
Zentrales Management
Zu den wichtigsten Funktionen eines solchen Highend-Servers, der klassische /390-Mainframe-Module mit x86-Standard-Servern kombiniert, zählt das Management. Eine einheitliche, systemübergreifende Verwaltung ist dabei gefragt. Ein "Single Point of Administration", mit dem der Administrator die gesamte Hardware (Server, Storage und Netzwerk) sowie die virtualisierten Systeme (Virtual Machines) verwalten kann, ist daher unverzichtbar. Zudem sind Funktionen für die Überwachung der Performance-Daten und des Energieverbrauchs unabdingbar.
Moderne Systeme stellen dafür ein Web-basierendes Dashboard zur Verfügung. Nach einem "Face-Lift" präsentiert sich der Mainframe mit einer grafischen Benutzeroberfläche und bietet Plug-ins für die Administration etwa über mobile Endgeräte wie Tablet-PCs an. Damit können Systemverwalter auch von mobilen Endgeräten aus auf die Management-Funktionen zugreifen. Der wichtigste Vorteil eines integrierten Managements ist jedoch, dass der Administrator nach Bedarf bei einem Multi-OS-Mainframe die bestmögliche Systemplattform für einzelne IT-Services auswählen und die erforderlichen Ressourcen bereitstellen kann - also Rechen-, Netzwerk- und Speicherkapazitäten. Diese Flexibilität ist vor allem in dynamischen, von Virtualisierung und Cloud Computing geprägten IT-Umgebungen gefordert.
 
Ansprechende Entwicklungsumgebung
Aus technischer Sicht ist der Mainframe in Form einer solchen IT-Infrastruktur schon lange auf der Höhe der Zeit. Allerdings fehlt es zunehmend an IT-Fachkräften, die über das notwendige Know-how verfügen, um die Systeme weiterzuentwickeln und zu pflegen. Die Ursache dafür lag bislang nicht zuletzt in der unkomfortablen Entwicklungsumgebung. Diese hatte in der Vergangenheit viele Nachwuchskräfte davon abgeschreckt, sich mit Mainframes näher zu beschäftigen.
Unter anderem deshalb hat beispielsweise Fujitsu zeitgleich mit der neuen BS2000 SE Serie im Frühsommer 2014 erstmals eine moderne Entwicklungsumgebung (BS2IDE) für Mainframe-basierende Applikationen präsentiert. Diese soll für "Nicht-Mainframer" den Einstieg in die Mainframe-Welt erleichtern.

Moderne Mainframes sind modular aufgebaut und enthalten unterschiedliche Server-Units (SU) und Application Units (AU). Zudem lassen sich Storage-, Backup- und Archivierungssysteme integrieren. Eine gemeinsame Netzwerkkomponente (Net Unit) ermöglicht den Datenaustausch zwischen den Komponenten. Bild: Fujitsu

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