NAS-Virtualisierung

Übersichtlich und hierarchisch

17. Dezember 2006, 23:00 Uhr | Stefan Pickert/dp Der Autor ist European Sales Director bei Acopia Networks.

Viele Unternehmen kämpfen mit einem rasant wachsenden Speicherbedarf. Dieser führt zu einer immer komplexeren und schwierig zu handhabenden NAS- und Fileserver-Infrastruktur. Entsprechende Virtualisierungstechniken versprechen dabei Abhilfe: Mit ihnen soll das File-Management und somit auch die Datenmigration sowie die Serverkonsolidierung deutlich einfacher ausfallen.

Speicheradministratoren müssen oft hunderte von individuellen Filesystemen kont-rollieren. Dabei
wird es für sie immer schwieriger, alle Migrationen, Zusätze und Änderungen effektiv zu bearbeiten.
Führen IT-Abteilungen Projekte im Bereich Datenmigration und Serverkonsolidierung durch, kommt es
unweigerlich zu Unterbrechungen der Betriebsabläufe. Das kostet nicht nur Zeit, sondern führt
womöglich zu Systemausfällen. Da Speicherkonsolidierungen oder die Umschichtung von Kapazitäten
immer wieder vorkommen und der Geschäftsbetrieb störungsfrei weiterlaufen soll, finden diese meist
nach Dienstschluss oder am Wochenende statt.

Ein weiteres Problemfeld ist die Einführung von Techniken wie Information-Lifecycle-Management
(ILM). Denn häufig lassen sich die Daten nicht problemlos eindeutig klassifizieren oder auf ihren
Wertgehalt festlegen. Auch dabei hilft eine Virtualisierung.

Arbeitsweise

Die Lösungen untersuchen automatisch die Datenströme der NAS- und Fileserver-Umgebung nach
Alter, Datentypus und Ähnlichem. Zudem entkoppeln sie den physikalischen Speicherort der Daten vom
logischen Zugang zu diesen Daten und legen eine abstrakte Virtualisierungsebene zwischen Clients
und Archivierungsressourcen (Bild 1). Die Clients greifen nicht via Mount-Points oder
Drive-Mappings auf das Archivierungssystem zu, sondern über den einheitlichen Global Namespace des
Systems. So kann der Administrator allgemeine Speicheraufgaben wie Bereitstellung, Konsolidierung
und Migration online und ohne Ausfallzeiten durchführen.

Viele NAS-Virtualisierungslösungen erlauben das Zusammenlegen von Speicherressourcen und bieten
Speichermanagementrichtlinien an. Aufgaben wie Datenmigration und Kapazitätsmanagement lassen sich
automatisieren. Üblicherweise basieren die Tools auf Industriestandards wie
CIFS-(Common-Internet-File-System-) oder NFS-(Network-File-System-)Protokollen und visualisieren
auch heterogene Datensysteme. Selbst der Datentransfer von Altsystemen oder das Capacity-Balancing
können mit Virtualisierungslösungen automatisiert werden.

Hierarchisch geordnet

NAS-Virtualisierungen bieten planbare ILM-Richtlinien, um Daten nach Alter, Typ und Nutzungsart
geordnet zwischen verschiedenen Speicherhierarchien zu migrieren. Zudem lassen sich diese
Beziehungen im Zeitablauf verwalten. So können Administratoren eine hierarchische NAS-Umgebung
aufbauen und je nach Priorität entsprechend preiswerte Storage-Lösungen wählen. Da nicht mehr so
viele Daten redundant gespeichert werden, verkleinert sich auch das Backup-Fenster.

Dynamische Kapazitätenvergabe

In der Regel kann der Administrator mit der Virtualisierungslösung bestehende Speicherressourcen
zusammenlegen, um die Nutzungsintensität zu optimieren. Außerdem ist es ihm möglich je nach
Client-Bedarf, dynamisch freie Kapazitäten zu vergeben. Einige Lösungen unterstützen darüber hinaus
die Thin-Provisioning-Methode. Das heißt, sie stellen unterbrechungsfrei und online weitere
Kapazitäten bereit.

Häufig kommt es zu Speicherengpässen, wenn die gesamte Arbeitslast einer unternehmenskritischen
Anwendung auf ein einziges NAS-Gerät oder einen Fileserver auftrifft. Band-interne
NAS-Virtualisierungslösungen erlauben in solchen Fällen ein Load-Balancing des Anwendungs-In- und
-Outputs über mehrere physikalische Geräte oder Datensysteme hinweg.

Schrittweiser Einstieg

Wichtig für die erfolgreiche Einführung einer NAS-Virtualisierung ist die durchdachte,
schrittweise Implementierung. So gibt es von den meisten Lösungen Basispakete, mit denen der
Anwender die Datenströme der NAS- und Fileserver-Umgebung untersuchen kann. Diese Datenprofile sind
für eine "Was-wäre-wenn"-Analyse bei der Planung von Daten-Migrationen oder eines
Information-Lifecycle-Management sehr hilfreich. Grundsätzlich sollte der Verantwortliche zunächst
die dringendsten Problemfelder in seinem Speicherumfeld identifizieren, etwa Datenmigration, ILM
oder das Back-up-Fenster. Bei der Implementierung ist es sinnvoll, sich zunächst auf die Behebung
eines Problemfelds zu konzentrieren und erst einmal einzelne Shares oder Fileserver zu
virtualisieren. Nachdem sich der Administrator mit der neuen Technologie vertraut gemacht hat, kann
er die Implementierung sukzessive ausdehnen und die Einsatzgebiete entsprechend erweitern. Gerade
in der Einführungsphase ist es gut zu wissen, dass die NAS-Virtualisierungslösungen eine einfache
Abkopplung erlauben, sodass der Administrator leicht wieder zum Vorvirtualisierungszustand
zurückkehren kann. Trotzdem sollte diese Frage vorab im Detail mit dem jeweiligen Lösungsanbieter
geklärt werden.

Viele Administratoren befürchten zudem negative Auswirkungen auf die Backup-Prozesse und
bestehende Authentifizierungsabläufe. Dies betrifft wichtige Infrastrukturbereiche und sollte
ebenfalls umfassend mit dem jeweiligen Anbieter beleuchtet werden. In der Regel arbeiten
NAS-Virtualisierungslösungen nahtlos mit Standard-Backup- und
Fileserver-Authentifizierungstechniken zusammen. In manchen Fällen kann die Virtualisierungslösung
auch eingesetzt werden, um Back-up-Prozesse zu optimieren. Mithilfe von hierarchischen
Backup-Richtlinien reduziert sich das Volumen der redundanten Daten im Backup und verkürzt damit
die gesamte Backup- und Recovery-Zeit.

Fazit

Viele Unternehmen suchen nach einer effektiven Lösung für das massive Anwachsen der
Speicherkapazitäten, um die daraus entstehenden Kosten im Griff zu behalten. Eine
NAS-Virtualisierungslösung gibt dem Administrator hierzu einige Hilfsmittel an die Hand: ein
übersichtliches und einheitliches Management sowie dynamische hierarchische
Archivierungsrichtlinien. So erhält er eine optimierte Nutzungsintensität und eine höhere
Speichergeschwindigkeit.

In welchem Umfang sich eine Lösung jeweils sinnvoll einsetzen lässt, muss für jede NAS-Umgebung
individuell eruiert werden. Der schrittweise Einstieg ist auf jeden Fall ratsam.


Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Lampertz GmbH & Co. KG

Matchmaker+