Auswahl eines Datenbank-Management-Systems

Vom Datenmodell zur Benutzerfreundlichkeit

6. Juni 2019, 7:00 Uhr | Christian Gügel

Inzwischen zählen IT-Systeme bekanntlich zu den Schlüssel­komponenten für den Erfolg eines Unternehmens. Als Plattform mit den jeweils erforderlichen Werkzeugen in Form von Anwendungen und automatisierten Prozessen sorgen sie für einen funktionierenden Geschäftsalltag. Eine wichtige Komponente für viele dieser Bereiche ist ein optimal abgestimmtes Datenbank-Management-System (DBMS).

Das DBMS verwaltet die Interaktion zwischen Anwendungen und der zugrunde liegenden Datenbank und stellt sicher, dass für die gewünschte Benutzergruppe bei Bedarf die richtigen Daten zur Verfügung stehen. Dies sollte Grund genug sein, sich mit den wichtigsten Kriterien bei der Auswahl genauer zu beschäftigen, um die passende Lösung für die spezifischen Anforderungen finden zu können.

Lange Zeit dominierte im Bereich der Datenbanksysteme das relationale Konzept. Anbieter dafür sind beispielsweise Oracle, IBM DB2, MSSQL und AWS Web Services. Aber auch sogenannte NoSQL-Datenbanken wie mongoDB gewinnen derzeit wieder an Präsenz. Welches Modell für ein Unternehmen das richtige ist, bestimmen die individuellen Anforderungen.

Vorab gilt es, folgende Fragen zu stellen: Gibt es eine Datenstruktur, die sich leicht in einem relationalen Modell abbilden lässt? Oder ist es nötig, mit unstrukturierten Daten arbeiten? Wie ruft man die Daten ab und arbeitet mit ihnen? So funktioniert beispielsweise die Analyse hierarchischer Daten in sequenziellen Dateien in einer NoSQL-Datenbank schneller als in einer relationalen Datenbank. Grundsätzlich eignen sich NoSQL-Datenbanken für spezielle Anwendungsfälle, in denen das für den jeweiligen Einsatzzweck optimale Datenbankmodell basierend auf der zugrundeliegenden individuellen Datenstruktur beruht. Der Hauptvorteil des relationalen Datenbankmodells ist fast immer die Datenstruktur selbst.

Daten zu erfassen ist inzwischen bereits mit einem geringen Aufwand und oft auch automatisiert möglich. Eine große Rolle spielt allerdings die Konsistenz der Daten. Diese wird umso wichtiger, je mehr Quellen in die Datenbank eingehen. Bei der Auswahl eines neuen DBMS sollte daher unbedingt die Möglichkeit berücksichtigt werden, bei Bedarf Konsistenzregeln zu definieren.

Datensicherheit ist ein Muss

Insbesondere seit dem Inkrafttreten der DSGVO ist der Schutz personenbezogener Daten systemübergreifend von größter Bedeutung. Innerhalb eines DBMS sollten daher auch der Zugangsschutz sowie die Verschlüsselung von Daten eine angemessene Berücksichtigung finden. Jedes DBMS bietet verschiedene Verschlüsselungsmethoden. Aber die Möglichkeit, Routinen und Zugriffsrechte zu definieren, variiert von System zu System. Welche Methode für den Datenschutz eines Unternehmens geeignet ist, hängt von der Struktur der Daten ab und ist ebenfalls sorgfältig zu prüfen.

Für die meisten Unternehmen ist die Verfügbarkeit ihrer Daten ein wichtiger Erfolgsfaktor und sollte daher jederzeit gewährleistet sein. Aus diesem Grund sind auch die Sicherung und die Wiederherstellung der Datenbanken unerlässlich und müssen mit dem gewählten DBMS mit überschaubarem Aufwand möglich sein. Für IT-Administratoren gilt es, ein Framework und einen Management-Plan für die Datensicherheit zu erstellen, um so die Ausfallzeiten so gering wie möglich zu halten.

Multi-Zugriff und Integration

Um einen reibungslosen Arbeitsablauf gewährleisten zu können, sollte das DBMS zum einen den gleichzeitigen Zugriff mehrerer Benutzer unterstützen und zum anderen die Synchronisation und Integration mit anderen Tools ermöglichen. Aber nicht nur die aktuellen Gegebenheiten spielen bei der Auswahl eines geeigneten DBMS eine Rolle. Verantwortliche in den Unternehmen sollten jederzeit auch das potenzielle Wachstum im Blick behalten und sich für ein System entscheiden, das sich durch Einrichtung, Betrieb und Erweiterungen flexibel in die jeweilige IT-Infrastruktur integrieren lässt.

Sobald es um die Effizienz eines DBMS geht, ist in der Regel dessen Reaktionszeit gemeint. Auf dem Markt sind sowohl On-Premise- als auch Cloud-Lösungen verfügbar. Welches Modell sich für ein spezielles Unternehmen eignet, ist auch an dieser Stelle wieder von der IT-Infrastruktur abhängig. Eine Cloud-basierende Lösung kann durchaus Nachteile mit sich bringen, da sie auf Netzwerkdienste und Latenzen von Netzwerkanbietern angewiesen ist. Auf der anderen Seite kann Cloud-Computing im Vergleich zum Aufbau und Betrieb einer Infrastruktur vor Ort mehr und bessere Ressourcen bereitstellen, da Effizienz unweigerlich auch mit Skalierbarkeit zusammenhängt.

Ein DBMS wird im Arbeitsalltag nicht nur von IT-Experten genutzt, sondern von verschiedenen Nutzergruppen wie beispielsweise Administratoren, IT- und Datenbankadministratoren, Anwendungsintegratoren und letztendlich von den Mitarbeitern, die auf die Daten zugreifen. Damit diese verschiedenen Rollen das DBMS effizient nutzen können, sind eine leicht verständliche Abfragesprache und eine intuitive Benutzeroberfläche unerlässlich. Je einfacher es für den Nutzer ist, mit dem DBMS zu arbeiten, desto geringer sind die Kosten für die Anwender.

Überschaubare Implementierungs- und Service-Kosten

Im Rahmen der Implementierung und der Total Cost of Ownership (TCO) sollten die Verantwortlichen in den Unternehmen die Modifizierbarkeit und Verfügbarkeit von Support und Dokumentation berücksichtigen. Da DBMS an die Anforderungen des Unternehmens angepasst werden müssen, gilt es, immer auch den Entwicklungsbedarf einzubeziehen. Ein klarer Überblick über diese Anforderungen und Kosten hilft bei der Auswahl des richtigen Tools. Anbieter- oder Community-Support sowie eine umfassende Dokumentation sparen langfristig Zeit und Geld.

Fazit

Bei der Auswahl eines geeigneten DBMS gilt es, mehrere Lösungen zu vergleichen und verschiedene Aspekte zu berücksichtigen. Neben Datenmodell, -konsistenz und -sicherheit spielen beispielsweise auch Effizienz, Benutzerfreundlichkeit und Implementierungs- sowie Service-Kosten eine wichtige Rolle. Ist ein DBMS einmal implementiert, sollte man auch eine entsprechende Überwachungsstrategie einrichten, um die Verfügbarkeit sowie die erforderliche Leistung zu gewährleisten.

Christian Gügel ist Senior Systems Engineer bei Paessler, www.paessler.de.


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