Seit 30 Jahren hat die strukturierte Gebäudeverkabelung die Datennetzwerktechnik nachhaltig beeinflusst. Welche Bedeutung hat dieses Konzept heute noch, wenn bekanntlich doch allerorts die mobilen Netzwerke und damit die kabellose Übertragung immer mehr an Bedeutung gewinnen?
Eine kurze Antwort vorweg: Die strukturierte Verkabelung verliert nicht an Bedeutung. Sie wandelt sich nur von einer Verkabelung – ursprünglich für das Gebäude und den Campus konzipiert – hin zu einem Verkabelungskonzept für TCP/IP-basierende Netzwerke einschließlich der Fernspeisung. Treiber dieser Transformation ist die massive Nachfrage nach Ethernet-basierenden Kommunikationssystemen aus neuen Anwendungsfeldern heraus. Interessant für die „neuen“ Anwender ist nicht die Anzahl von Outlets pro Raum. Interessant sind die strukturell-systemischen Grundlagen der strukturierten Verkabelung, wie sie in der EN 50173-1 oder in der ISO/IEC 11801-1 fixiert sind.
Übertragungskanäle
Wer sind diese neuen Anwender für die strukturierte Verkabelung? In erster Linie geht es um Nutzer, die auf die Grundlagen der strukturierten Verkabelung zurückgreifen, um sie im Auto, in der Bahn oder in der Automatisierungstechnik für die Industrie oder in der Gebäudewirtschaft einzusetzen. Anwendungen, die auf die Vorteile der strukturierten Verkabelung zurückgreifen und diese wiederum nachhaltig beeinflussen, lassen sich gut über den Bedarf an smarten (also intelligenten) Netzwerken identifizieren: alle, die von Bussystemen oder analogen Kommunikationsformen auf eine TCP/IP-basierende Kommunikation umstellen wollen oder müssen. Die Notwendigkeit dieser Umstellung rührt aus einem ganzen Set von Anforderungen:
Die ersten beiden Punkte adressieren die Gene der strukturierten Verkabelung und sind seit Langem über die die Definition der Übertragungskanäle garantiert. Punkte 3, 4 und 5 sind neuerer Natur, beeinflussen die Entwicklung der Standards allerdings wesentlich.
Der klassische Anwender der EN 50173 oder der ISO/IEC 11801 (Planer und Installationsfirmen) arbeitet weiter mit diesen Normen zur Planung und Errichtung von Verkabelungen in Gebäuden. Er bekommt jedoch die Möglichkeit, zusätzliche Anwendungsgebiete in seinen Fokus mit aufzunehmen. Dies ist durch die neue Struktur der Normen sehr einfach möglich. Während die Teile 1 (Grundlagen), 2 (Bürogebäude) und 5 (Rechenzentren) weitestgehend bekannt sind, lassen die Teile 3 (Industrie), 4 (Wohnungen) und 6 (Gebäudeautomatisierung) noch erhebliche Möglichkeiten zur Geschäftsausweitung zu.
Bei den Wohngebäuden (Teil 4) ist der Einsatz der strukturierten Verkabelung bei den Ein- und Zweifamilienhäusern (besonders im Neubausektor) hierzulande gut vorangekommen, im Mietwohnungsbereich dagegen kaum. Ganz anders sieht dies zum Beispiel in Frankreich aus. Zu den Gründen zählen unterschiedliche gesetzliche Vorgaben, was sich im Zuge der Bemühungen der Bundesregierung zur Digitalisierung allerdings nochmals ändern könnte.