Nutzerzentrierte Architektur

Digitale Arbeitswelten verändern Gebäude

27. Mai 2019, 7:00 Uhr | Petra Adamik

Die Digitalisierung von Arbeitsplätzen verändert auch die Architektur von Büroimmobilien. Gefragt ist heute eine nutzerzentrierte Architektur, bei der die Bedürfnisse der Fachkräfte nach kreativem und kommunikativem Arbeits- und Gestaltungsraum im Vordergrund stehen. In einer digital vernetzten Arbeitswelt wird die "Immobilie 4.0" zum physischen Knotenpunkt. Planer und Architekten müssen sich darauf einstellen.

Die digitale Transformation ist in der Arbeitswelt in vollem Gange. Die faszinierenden Möglichkeiten, die sich aus digitalen Arbeitsweisen ergeben können, lassen sich jedoch nur ausschöpfen, wenn das räumliche Umfeld stimmt. Architekten spielen beim Aufbruch in die Arbeitswelt 4.0 daher eine entscheidende Rolle. Bei der Planung und Realisierung neuer Bürogebäude können sie ihrer Kreativität freien Raum lassen, neue Raumkonzepte entwickeln. Dabei entfaltet sich häufig ein Spiel mit unterschiedlichen Materialien und Lichtelementen. Unternehmen und ihre Mitarbeiter wünschen sich agile, gesunde und digitale Arbeitswelten. Daran müssen sich Architekten heute bei der Konzeption von Büroimmobilien orientieren. Design, Attraktivität, Schönheit und andere Wohlfühlfaktoren treten in den Vordergrund. Technik, die für die Realisierung konkreter Arbeitsplätze notwendig ist, muss sich flexibel an den dynamischen Wandel der Arbeitsmodelle anpassen können. Dies gilt für modulare Erweiterungen der Infrastruktur ebenso wie für deren späteren Um- oder Rückbau. Panta rhei - alles ist im Fluss: Dies gilt in der digitalen Welt auch für die Architektur.

Raum für Arbeit und Gestaltung

Das Beratungs- und Architekturunternehmen CSMM spricht gar von einer neuen Ära. "Im Mittelpunkt stehen die Bedürfnisse der Fachkräfte nach kreativem und kommunikativem Arbeits- und Gestaltungsraum", erklärt Dr. Dewi Schönbeck, Direktorin bei CSMM. Dies spiegle sich in lichteren Raumhöhen, einer durchdachteren Gebäudetechnik und großzügigeren Gebäudetiefen wider. Die Immobilie 4.0 sei heute der physische Knotenpunkt in einer digital vernetzten Arbeitswelt und zeichne sich durch einen hybriden Nutzungsmix und ihre "urbane Erlebnisqualität" aus. Die Arbeitswelt 4.0 sieht Schönbeck als Katalysator für hybride Immobilienkonzepte. Dabei gelte beispielweise das Coworking als Symbiose aus Lebens- und Arbeitswelt und sei eine Triebfeder für dynamische Entwicklungen im Bereich der Büroimmobilien. "Space as a Service" - also das flexible Angebot von Raumnutzung und anliegenden Dienstleistungen nach Bedarf - benötige vor allem Flexibilität, so die Beraterin.

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Perconnect EcoFlex?IT ist die Erweiterung des Systems PerCONNECT des Herstellers Rosenberger OSI mit aktiven Komponenten und einem neuen Gesamtkonzept mit Fokus auf Wirtschaftlichkeit und Flexibilität. Bild: Rosenberger OSI

Planer gestalten Büroimmobilien zunehmend wie im Städtebau als funktionierendes Ökosystem. In gewerblichen Immobilien kommen zudem immer häufiger speziell für ein Gebäude entwickelte Apps für die Nutzung des Objekts und der objektnahen Dienstleistungen zum Einsatz. Sie bündeln für die jeweilige Büro- und Gewerbeimmobilie zugeschnitten digitale Dienste - von der Raumbuchung über Materialbeschaffung und Parksystem bis hin zu hausinternen Pinnwänden für Kommunikation und Austausch. Damit diese Lösungen jederzeit verfügbar sind, ist ein sicheres Netzwerk mit einer zukunftsorientierten Verkabelung notwendig.

Wandel erfordert Fachwissen des Architekten

Klassische Büros mit Einzel- oder Teambüros stehen der Realisierung von Digital Workplaces im Wege. Wer auf digitale Arbeitsplätze setzt, wird jedoch nicht ein bestehendes Gebäude abreißen, um an seiner Stelle einen modernen Neubau zu errichten. Vielmehr setzen immer mehr Unternehmen auf den Umbau einer Immobilie. Dafür müssen Architekten mit ins Boot geholt werden. Nur wo räumlich-technische Infrastrukturen und Büroumgebungen stimmen, können auch die individuellen und organisationsorientierten Erfolgsindikatoren greifen.

Gebäudeverkabelung für die Arbeitswelt 4.0

Um die Basis für eine moderne Arbeitsumgebung zu schaffen, müssen räumliche Strukturen nachhaltig verändert werden. Der Raum für kreative Ideen eines Architekten ist jedoch meist begrenzt. Dafür lässt es sich gut mit unterschiedlichen Materialien experimentieren, um neue Arbeitsbereiche, luftige Sitzecken, Ruheräume, separate Besprechungszimmer oder gar einen Fitnessbereich einzurichten. Damit an jeder gewünschten Stelle ein problemloses Arbeiten möglich ist, muss sich die IT-Infrastruktur flexibel an die räumlichen Gegebenheiten anpassen lassen.

Flexibilität in der Gebäudeverkabelung ist im Umfeld der Arbeitswelt 4.0 daher immer stärker gefragt. Der Umstieg auf digitalisierte Arbeits- und neue Raumstrukturen muss allerdings sorgfältig geplant werden. Stimmen die technischen Voraussetzungen, kann die gesamte Büroumgebung zum Arbeitsplatz jedes Mitarbeiters werden. Nur dann ist es möglich, sie jederzeit im Firmennetz anzumelden und mit dem bevorzugten Arbeitsgerät überall zu arbeiten.

Es ist aber bei einem Umbau nicht damit getan, lediglich Wände einzureißen und neue Arbeitsinseln zu schaffen. Die Gebäudeverkabelung müssen die Betreiber ebenfalls anpassen, um auch bei einem wachsenden Datenvolumen einen hohen Datendurchsatz zu gewährleisten. Veraltete Kabelstrukturen können dabei meist nicht mithalten. Es bietet sich daher an, auch im Gebäude für eine zukunftsorientierte Verkabelung zu sorgen, die mit den Ansprüchen der digitalen Prozesse wachsen kann.

Auf diese Anforderung an die Flexibilität der Verkabelung als wesentliches Merkmal der Arbeitswelt 4.0 reagieren auch die einschlägigen Hersteller. Für genau dieses Einsatzszenario hat etwa Rosenberger OSI des sogenannte FTT-ACP-Konzept entwickelt – ein innovatives, redundantes Ethernet-Verkabelungskonzept, das sich flexibel einsetzen lässt und ein hohes Potenzial für Kosteneinsparungen bietet. Dies soll bei Bauprojekten Zeit und Kosten einsparen.

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Ein ACP lässt sich in der Nähe des Arbeitsplatzes oder auch im Doppelboden installieren. Bild: Rosenberger OSI

Perconnect EcoFlex?IT biete eine besonders hohe Flexibilität, so der Hersteller, und könne in unterschiedlichen Umgebungen zum Einsatz kommen. Bei Neubauten bietet sich diese Verkabelungslösung von vornherein als zukunftsorientierte Option an. Durch die Flexibilität soll das Konzept auch in neuen Immobilien punkten, bei denen die Nutzung noch ungewiss ist oder die Mieter noch nicht feststehen. Eine individuelle Anpassung an verschiedene Bedürfnisse sei jederzeit möglich. Das erhöhe im Vorfeld den Planungsspielraum für Architekten, so der Hersteller weiter.

Das System eignet sich auch für den Einsatz in bestehenden Immobilien. Gebäudetechnische Umbaumaßnahmen bei einer Netzwerk-Erweiterung oder dem Umbau der Netzwerk-Infrastruktur seien damit nicht mehr notwendig, so das Versprechen. Planer können damit ohne großen Aufwand individuelle Arbeitsplätze für Gruppen oder Teams realisieren, wie sie in der Arbeitswelt 4.0 erforderlich sind. Innenarchitekten, Raumgestalter oder Immobilienverwalter können ihren Kunden so eine technisch hochwertige Verkabelung bieten.

Allgemein reduzieren sich durch das Konzept die baulichen Maßnahmen, weshalb sich die Lösung auch für den Einsatz in Altbauten mit teils denkmalgeschützten Umgebungen eignet. Dies schafft für Innenarchitekten und Raumplaner völlig neue Gestaltungsmöglichkeiten. Denkmalgeschützte Räumlichkeiten oder ultramodern ausgestatte Umgebungen sind nicht durch Kabelstränge verunstaltet. Gleichzeitig verringert sich die Unfallgefahr, da versteckte Kabel nicht zur Stolperfalle werden können.

Ein einfacher Rückbau garantiert bei einem möglichen Umzug einen hohen Investitionsschutz. Auch die Revitalisierung der Gebäudeverkabelung ist einfacher als bei der heute vielfach genutzten klassischen strukturierten Verkabelung. Durch die nutzerfreundliche Konzeption ist die neue Verkabelungslösung auch im laufenden Betrieb einfach zu installieren. Die Erweiterung und Umstrukturierung kann ohne Störung von Arbeitsabläufen erfolgen.

Deutlich verkürzte Projektlaufzeiten

Durch die vorkonfektionierten Kabel dieser Produktfamilie verkürzt sich die Projektlaufzeit nach vorliegenden Erfahrungen um bis zu 50 Prozent. IT-Räume für Etagenverteiler und dazu notwendige TGA-Maßnahmen sind nicht nötig. Bei der Verkabelung mit einem solchen System ersetzen sogenannte Active Consolidation Points (ACPs) die klassischen Etagenverteiler. Ein ACP kann im Doppelboden, an der Wand oder an der Decke integriert sein. Er ist bei Bedarf rückbaubar oder ohne großen Aufwand zu versetzen.

Der ACP ist zudem in der Nähe der vorgesehenen Arbeitsplätze oder Arbeitsinseln installiert. Dies verkürzt die Strecken der tertiären Kupferverkabelung, die eine der größten Quellen für Kabelbrände sind. Die Brandlast sinkt um etwa zwei Drittel, gleichzeitig werden Kosten für die tertiäre Kupferverkabelung eingespart.

Das redundante Ethernet-Verkabelungskonzept mit ACP bringt zudem einen Zugewinn an Nutzfläche, da Technikräume, wie sie die strukturierte Gebäudeverkabelung meist nötig macht, nicht erforderlich sind. Der Aufwand für notwendige Planungen sinkt ebenfalls, da Änderungen leicht durchzuführen sind und den laufenden Betrieb nicht stören. Dies erleichtert die Arbeit von Architekten und Raumplanern signifikant.

FTT ACP von Rosenberger OSI

PerCONNECT EcoFlex?IT ist die Erweiterung des Systems PerCONNECT von Rosenberger OSI mit aktiven Komponenten und einem innovativen Gesamtkonzept mit Fokus auf Wirtschaftlichkeit und Flexibilität, sowohl bei der Neuinstallation von Netzwerken als auch der Installation im Bestand.

Zentral in diesem Komplettsystem ist der Active Consolidation Point (ACP), der im Backbone mit Glasfasern angebunden ist und im nahen Tertiär-Bereich (maximal 20 Meter) die Verteilung per Kupfer-Trunks oder Patch-Kabel übernimmt. Das System ist ringförmig aufgebaut und redundant ausgelegt. Das zugehörige Schlagwort lautet FTT ACP, also Fiber To The Active Consolidation Point.

Petra Adamik ist freie IT-Journalistin in München.


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