Präzise LWL-Prüfverfahren

Unter Licht betrachtet

21. Juni 2018, 7:00 Uhr | Michael Akinla

Die Verkabelungsinfrastruktur hat in Rechenzentren und Unternehmensumgebungen eine enorme Bedeutung. Leistung und Zuverlässigkeit waren zwar schon immer wichtig, bei den heute üblichen geringen Toleranzen spitzt sich die Situation allerdings zu. Netzwerkverantwortliche sollten exakt wissen, wie sich bei optischen Hochgeschwindigkeitsnetzwerken - zum Beispiel bei Ethernet mit 100 GBit/s oder Fibre Channel mit 128 GBit/s - die Leistung der Glasfaserverkabelung zu den Anwendungsstandards verhält.

Betreiber müssen Gewissheit darüber haben, dass die Kabelhersteller bei allen alle bereitgestellten Verbindungen die erforderlichen Verkabelungsstandards erfüllen - und dies mit entsprechenden Gewährleistungen belegen. Mit den zunehmenden Leistungsanforderungen wurden auch die Spezifikationen von Glasfaserkomponenten immer strenger. Seit der Festlegung des 10-GBit/s-Ethernet-Standards im Jahr 2002 hat sich zum Beispiel die Kanaleinfügedämpfung von insgesamt 2,55 dB (bei laseroptimierten OM3-Multimode-Glasfaserkabeln 50/125 µm) auf 1,9 dB (bei 40GBase-SR4 und 100GBase-SR10) reduziert. Heute darf die Steckverbindungsdämpfung bei einem OM4-Kanal mit 150 Metern Übertragungslänge und potenziell mehreren Steckverbindungsschnittstellen einen Wert von 1,0 dB nicht überschreiten.

Ein Blick auf die geforderten Verkabelungs- und Komponentenstandards zeigt, dass aktuelle strukturierte Plug-and-Play-Verkabelungssysteme mit Multimode-Glasfaserkabeln auf Basis von LC- und MTP-Steckverbindungssystemen eine mini-male Einfügedämpfung aufweisen. Aktuelle Verkabelungs- und Anwendungsstandards (Ethernet und Fibre Channel) fordern, dass Steckverbindungen eine maximale Einfügedämpfung von 0,75 dB haben. Die neuesten Multimode-LC-Steckverbindungen bieten sogar eine durchschnittliche Dämpfungswerte von weniger als 0,1 dB. Führende Anbieter haben sogar extrem leistungsstarke MPO-Steckverbindungen mit Einfügedämpfungen von nur 0,25 dB im Programm.

Nach der Verkabelungsinstallation überprüft ein Betreiber üblicherweise, ob die permanenten Verbindungen die erforderlichen Standards erfüllen. Dazu nutzen die Techniker nahezu ideale Patch-Kabel, die eine hervorragende Reproduzierbarkeit der Dämpfungsmessung ermöglichen. Diese Messung mithilfe von Patch-Kabeln mit "Referenzqualität" gewährleistet, dass sich das Risiko kostspieliger Messfehler auf ein Minimum reduziert und die Verbindungen wie gewünscht zeitnah in Betrieb gehen können.

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Aktuelle Verkabelungs- und Anwendungsstandards (Ethernet und Fibre Channel) fordern, dass Steckverbindungen eine maximale Einfügedämpfung von 0,75 dB aufweisen. Bild: Panduit

Bei der Verwendung von (für SC-Verkabelungen konzipierten) älteren Prüfmitteln kann es allerdings zu abweichenden Ergebnissen kommen, da die SC-Steckverbinderköpfe der Prüfgeräte mithilfe von "Hybrid"-Adaptern (SC auf LC) an die LC-Verkabelung angepasst werden müssen. Dadurch kommen bei der Messung zusätzliche Steckverbindungen ins Spiel, was wiederum erhebliche Auswirkungen auf die Prüfeffektivität haben kann, wenn Verbindungen mit LC- oder MPO-Steckverbindungen im Feld zu untersuchen sind.

Für eine zuverlässige Messung der Dämpfung einer vorkonfektionierten permanenten OM3-Strecke von 30 Metern im Feld im Hinblick auf die Anforderungen der relevanten Verkabelungsstandards, die eine Sollgesamtdämpfung von gut 1,6 dB vorgeben, darf der Fehlerbalken des Messsystems nur einen Bruchteil von 1,6 dB betragen. Die Branchenempfehlung beläuft sich auf 20 bis 30 Prozent des Prüfgrenzwerts (sodass die Messabweichung im Bereich von 0,32 dB bis 0,48 dB liegen sollte). Eine weitere Limitierung entsteht, wenn Kunden selbst Grenzwerte für solche Messungen vorgeben (Grenzwerte, die wesentlich niedriger sind als die im Standard angegebenen Dämpfungswerte von 0,75 dB für Steckverbindungen). Dann sind die Grenzen des Messmittels hinsichtlich des Sollwerts zu berücksichtigen. Ab einem gewissen Punkt verursacht das Messmittel (und der Anwender) bei derart geringen Sollwerten zahlreiche Messfehler.

Fazit

Im Zeitalter von Hochleistungsverkabelung wie OM5 und permanenten Verbindungen auf Grundlage von verlustarmen Multimode-Fasern ist ein wachsender Bedarf an besonders verlustarmen Steckverbindungen zu erwarten, die Protokolle für höhere Übertragungsgeschwindigkeiten unterstützen. Diese Verkabelungssysteme erfordern die Einhaltung strenger Betreiber- und Branchenspezifikationen sowie hochgenaue und zuverlässige Prozesse zur Dämpfungsmessung.

Michael Akinla ist TSE Manager bei Panduit EMEA, www.panduit.com.


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